Die Haushaltsführung will im Alter nicht mehr so recht von der Hand gehen, die Ehefrau ist an Demenz erkrankt oder es fehlen einfach Menschen, mit denen man Zeit verbringen kann. Für alle diese Nöte und Anliegen gibt es in Augsburg Hilfsangebote für Senioren und deren Angehörige. Nur: Betroffene finden passende Angebot oft gar nicht. Helfen soll nun das Seniorentelefon. Unter einer Nummer sind ab sofort alle Hilfen vernetzt.
Das Senioren-Telefon mit der Nummer 0821/650 80 777 ist ein Gemeinschaftsprojekt, an dem die Stadt Augsburg, die Träger und Beratungsstellen der Altenhilfe sowie der Seniorenbeirat beteiligt sind. Es ist Teil des seniorenpolitischen Konzepts der Stadt. Diese sieht sich mit einem sehr speziellen Problem konfrontiert. Zwar ist in Augsburg über die Jahre ein gutes Netz an kostenfreien Beratungsstellen gewachsen, die einzelnen Stellen für sich haben es aber nicht geschafft, ausreichend bekannt zu werden. „Gerade in schwierigen Situationen ist es wichtig, gut informiert zu sein und die Unterstützung zu bekommen, die notwendig ist”, sagt Sozialreferent Stefan Kiefer. „Beratungsstellen helfen aber auch weiter, wenn es darum geht, frühzeitig Vorsorge und Prävention in eigener Sache zu betreiben.” Das Senioren-Telefon soll die Kontaktaufnahme mit den zuständigen Stellen erleichtern.
„Oft erreichen die Hilfesuchenden die Beratungsstellen zu spät oder gar nicht”, berichtet Jens Schneider, Vorsitzender der Alzheimergesellschaft Augsburg. Er greift zurück auf die Erfahrungen, die er mit dem Alzheimer-Telefon gemacht hat, einer der Vorläuferversuche zum Seniorentelefon. Doch die Nummer war wenig bekannt und noch ein Problem hatte das Alzheimer-Telefon. „Wir arbeiten nur mit Ehrenamtlichen und können nicht rund um die Uhr erreichbar sein.” Und bis sich ein Hilfesuchender entschließe auf einen Anrufbeantworter zu sprechen, brauche es laut Schneider vier bis fünf Anläufe.
Das Senioren-Telefon ist daher täglich, auch am Wochenende, von 7 bis 19 Uhr besetzt. Denn die Vermittlung übernimmt die Telefonzentrale des Bayerischen Roten Kreuzes - Bezirksverband Schwaben in Göggingen. Dank der hauptamtlichen Mitarbeiter kann die zwölfstündige Erreichbarkeit an jedem Tag ermöglicht werden.
Das Senioren-Telefon ist dabei keine Hotline, bei der direkt beraten wird. Anrufer werden vielmehr an die zuständige Beratungsstelle vermittelt und auf Wunsch zurückgerufen. „Nur eine Nummer weiterzugeben bringt in der Regel nichts”, weiß Schneider aus den Erfahrungen mit dem Alzheimer-Telefon. Er begrüßt, dass die Beratungsstellen selbst aktiv werden. „Innerhalb von drei Tagen erfolgt der Rückruf”, erklärt Katja Dettling, Sprecherin des Fachgremiums Soziale Fachberatung für Senioren. Dann entscheidet sich auch, wie es weitergeht. Ob ein einmaliger Gesprächstermin ausreicht oder ob eine längere Begleitung die bessere Hilfe ist.
Vermittelt wird an 19 Beratungsstellen - von der Sozialen Fachberatung für Senioren in den Stadtteilen über die Fachstellen für pflegende Angehörige und das Interkulturelle Netz Altenhilfe bis hin zum Alzheimer-Telefon der Alzheimer-Gesellschaft Augsburg.
„Dank der Zusammenarbeit vieler Projektpartner wird Senioren und ihren Angehörigen in Augsburg jetzt ein Angebot gemacht, dass es so bundesweit in keiner Stadt vergleichbarer Größenordnung gibt”, lobt Sozialreferent Kiefer.