Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 05.12.2022 12:56

Der schwarze Rest

Wer richtig trenne, der habe eigentlich kaum mehr was für den Restmüll, sagen die Abfallberater. Und doch ist die Menge, die im Müllbunker der AVA aufs Verbrennen wartet, enorm. 6000 Tonnen (Gewicht) haben im Bunker Platz. Die drei Hausmüllöfen verbrennen in der Stunde etwa eine Tonne Müll.

Die AVA entsorgt den Hausmüll von etwa 1,2 Millionen Menschen, die nicht nur im Verbandsgebiet (Augsburg-Stadt und -Land sowie Landkreis Aichach-Friedberg) leben. Der kommt mit den Müllfahrzeugen, die nach der Schranke geradeaus weiter fahren, in die Entladehalle.

Den Müll mischen, in ihrer Kanzel auf einer Höhe von 18,5 Metern sitzend, die Kranfahrer. Sie mischen den Müll? Ja, denn der Müll ist höchst unterschiedlich zusammengesetzt und auch verschieden trocken. Es brennt nicht alles gleich gut. Angestrebt werde aber eine möglichst konstante Temperatur von mindestens 850 Grad. Beim Besuch brannte Ofen 1 etwa mit 960 Grad, das sei ziemlich optimal. "Ich renne immer dem Heizwert hinterher", kommentierte einer der Kranfahrer. Der sitzt auf einer Art Gaming-Sessel, hat einen Joystick in der Hand, mit dem er den riesigen Greifer steuert, der mit einmal drei bis vier Tonnen Müll anheben kann. Leicht nach vorne gebeugt, kann er den Müllhaufen sehen, von dem er durch eine Glasscheibe getrennt ist. In der Kanzel, in der drei solcher Kranfahrer-Arbeitsplätze installiert sind, hängen zudem jede Menge Bildschirme: Sie zeigen, was die Lkws in der Entladehalle abkippen, sie zeigen, was im Bunker schlummert; sie zeigen Temperaturen des lagernden Mülls, denn Batterien, die immer wieder im Hausmüll landen, sind leicht entzündlich, und sie zeigen die Temperatur, die im Ofen herrscht. Vom Trichter, in den die Greifer den Müll werfen, rutscht dieser in die Öfen. Eine Stunde etwa dauert es, bis der Müll "durchgebrannt" ist.

Das Müll mischen und der Inhalt des Bunkers ist möglicherweise Ursache für das immer wieder wiederholte Narrativ, Mülltrennung sei sinnlos, weil sowieso wieder alles zusammengeschmissen werde. Das, was da so völlig unsortiert im Bunker lande, sei hauptsächlich Gewerbemüll, den die AVA ebenso annimmt. Und für Gewerbemüll gälten besondere Regeln, die ein Trennen nicht zwingend machten, versucht kurz Dieter Braun zu erklären, der dazu einen Exkurs ins "deutsche Müllgesetz" unternehmen muss. Gleichzeitig verspricht er aber, dass aus den Gelben Tonnen des dualen Systems, die die Bürger im Wittelsbacher Land vor der Haustür stehen haben, "rein gar nichts" in der AVA lande. Dieser Müll schlage einen ganz anderen Weg ein.

Weil "Abfall ein Wertstoff ist", so Braun und Weigele, werde auch bei der Verbrennung darauf geachtet, das was daraus gemacht werde. Dabei entsteht jede Menge Energie: In den Kesselrohren der Öfen wird Wasser zu Dampf erhitzt, der wiederum Turbinen antreibt, die Generatoren in Gang halten, die Strom produzieren. Dieser Strom wird einerseits für die Anlagen verwendet, andererseits ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Zusätzlich wird auch Heißwasser für das Fernwärmenetz der Stadtwerke abgekoppelt. Weiter gibt es noch den mobilen Wärmetransport, bei dem Wärme in speziellen Containern zum Abnehmer gefahren wird.

Als Rest fällt bei der Verbrennung Schlacke an, die in der eigenen Schlackeaufbereitungsanlage weiter behandelt wird. Eisen und "Nichteisen" (Aluminium) würden abgeschieden und recycelt, erklärt Weigele. Was dann von der Schlacke noch übrig ist, das komme als Füllmaterial in ein ehemaliges Salzbergwerk.

Weiter versprechen die beiden AVA-Mitarbeiter, dass das Rauchgas "aufwändigst" gereinigt werde und gesetzliche Grenzwerte deutlich unterschritten würden.

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