Die Bücher und das Paradies“ heißt ein Buch von Umberto Eco, dem großen italienischen Gelehrten und Schriftsteller. Natürlich kommt in dem Buch auch Jorge Luis Borges vor, der argentinische Schriftsteller, einer der Urväter der modernen lateinamerikanischen Literatur, der sich das Paradies immer als Bibliothek vorgestellt hat. Während Eco in seiner 40 000 Bänden umfassenden Privat-Bibliothek schon einen kleinen Blick ins Paradies werfen konnte, war Borges fast mitten drin – und doch weit draußen vor den Pforten.
Die bittere Ironie seines Lebens: Er wurde Direktor der argentinischen Nationalbibliothek, Herr über Millionen von Büchern, erblindete aber. Eco wiederum hat ihm in seinem Roman „Der Name der Rose“ in der Figur des blinden Sehers Jorge von Burgos ein Denkmal gesetzt – und die labyrinthische Klosterbibliothek in dem Buch nach dem Vorbild von Borges Erzählung „Die Bibliothek von Babel“ gestaltet.
Warum erzählen wir Ihnen das alles? Weil am 23. April, also am Sonntag, der Welttag des Buches und damit einer der wichtigsten Tage für alle Leser ist – zumindest aber für unseren Kollegen, der seit Jahrzehnten an seinem kleinen Paradies daheim baut. Einer der schönsten Sätze über das Paradies, die er kennt, stammt im Übrigen von dem bosnischen Schriftsteller Dzevad Karahasan, der nicht nur großartige Romane und Erzählungen, sondern auch das schönste Nachwort (in dem Roman „Der Trost des Nachthimmels“) geschrieben hat, das unser Kollege kennt.
Karahasan sagte einmal in seinem wunderbaren langsamen, breiten, österreichisch gefärbten Deutsch: „Ich glaube, auch im Paradies müsste es einen Ecke geben, in der Melancholiker sitzen, rauchen, traurige Geschichten erzählen, ihre Sehnsüchte pflegen und ihre Freude daran, traurig zu sein.“
Unser Kollegen glaubt, ihm würde es da gefallen, er sieht nur ein Problem: Er ist Nichtraucher, trinkt aber gerne Bier. Weshalb ihn besonders freut, dass der Welttag des Buches auch stets der Tag des bayerischen Bieres ist.
Ob das die Melancholiker im Paradies wissen? Unser Kollege glaubt schon, schließlich ist es ja das Paradies. Und wenn nicht, wird er es ihnen sagen, ihnen eine Halbe anbieten und sich dann mit ihnen gemeinsam an der Traurigkeit erfreuen.