Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Bahntrasse Augsburg-Ulm: Planer sollen nicht mehr auf Kosten achten

Das Planungsteam der Deutschen Bahn um Markus Baumann hat vier mögliche Trassen erarbeitet, auf denen in nicht allzu ferner Zukunft die Schnellzüge des Fernverkehrs zwischen Augsburg und Ulm unterwegs sein könnten. Damit dieser Streckenabschnitt sich in das bundesweite Verkehrsprojekt „Deutschlandtakt” einfügen kann, dürfen ICEs maximal 26 Minuten zwischen den beiden Städten unterwegs sein – soweit die Hauptforderung an die Planer. Doch wie sich nun zeigt, gibt es, egal welche der Trassen am Ende im Bundestag das Rennen macht, immer auch Verlierer – Anwohner, die mehr Lärm aushalten müssen, deren umgebende Landschaft von gigantischen Brücken zerschnitten wird oder deren Privathäuser der Bahn Platz machen sollen. Der Unmut in den betroffenen Gemeinden ist entsprechend groß. Bürgerinitiativen machen diesem Unmut Luft und forderten zuletzt immer wieder, dass sich die Landräte einmischen mögen.

Nun versuchen Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber sowie die Landräte Martin Sailer, Hans Reichhart und Thorsten Freudenberger in einer gemeinsamen Resolution die Diskussion ein Stück weit zu beruhigen. Dabei stellen sie noch einmal die große Bedeutung des Projekts für die ganze Region heraus. Denn soviel ist klar: Gelingt es nicht, die Trasse umzusetzen, dann könnte die Region insgesamt vom Fernverkehr abgehängt werden – „auch im Hinblick auf den Wettbewerb der Fernverkehrskorridore unter anderem in der Relation Köln-München”, wie es in der Resolution heißt.

Wer also künftig in der Region über Augsburg oder Ulm an den Deutschlandtakt angebunden sein will, der muss einer der Trassen zustimmen. Um diese Zustimmung zu erleichtern, fordert die Resolution den unbedingten „Mehrwert für die Region”.

„Die aktuelle Diskussion fokussiert sich primär auf die vier vorgelegten Trassenvarianten samt sich daraus ergebender Kombinationsmöglichkeiten”, heißt es in der Resolution. Dabei stehe aktuell seitens der Planer eine möglichst kostenoptimale Planung vor einem Interessensausgleich mit den Belangen der künftigen Anlieger der Bahntrasse. „Diese unbedingte Kostenfixierung muss – wie auch bereits bei anderen großen Infrastrukturprojekten erfolgt – aufgegeben und der konstruktive Dialog bereits in der jetzigen Planungsphase aufgenommen werden”, sind Weber, Sailer, Reichhart und Freudenberger überzeugt.

Konkret etwa sollen deutlich längere Tunnelanteile im besiedelten Bereich und das Absehen von großen Talbrückenbauwerken, wie dies zu Beginn des Planungsprozesses angekündigt war, die betroffenen Gemeinden entlasten. Dazu appellieren die vier Politiker an die Bahn, bereits gegebene Zusicherungen auch einzuhalten, wie den „barrierefreien Umbau bestehender Bahnhöfe und eine Anpassung des Lärmschutzes an den aktuellen Standard unabhängig von der Trassenentscheidung”. Nur so könne ein konstruktiver Dialog erfolgen. Welcher Trasse sie selbst den Vorzug geben, lassen die Unterzeichner der Resolution offen.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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