Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Augsburger Nahverkehr ”im Rückwärtsgang”

Der Nahverkehr in der Krise: Der Fahrgastverband „Pro Bahn” und die Stadtratsfraktion aus SPD und Linke kritisieren die Einschnitte im Fahrplan und sehen Probleme beim Umsteigen. (Foto: mjt)
Der Nahverkehr in der Krise: Der Fahrgastverband „Pro Bahn” und die Stadtratsfraktion aus SPD und Linke kritisieren die Einschnitte im Fahrplan und sehen Probleme beim Umsteigen. (Foto: mjt)
Der Nahverkehr in der Krise: Der Fahrgastverband „Pro Bahn” und die Stadtratsfraktion aus SPD und Linke kritisieren die Einschnitte im Fahrplan und sehen Probleme beim Umsteigen. (Foto: mjt)
Der Nahverkehr in der Krise: Der Fahrgastverband „Pro Bahn” und die Stadtratsfraktion aus SPD und Linke kritisieren die Einschnitte im Fahrplan und sehen Probleme beim Umsteigen. (Foto: mjt)
Der Nahverkehr in der Krise: Der Fahrgastverband „Pro Bahn” und die Stadtratsfraktion aus SPD und Linke kritisieren die Einschnitte im Fahrplan und sehen Probleme beim Umsteigen. (Foto: mjt)

Die Kritik an der Stadt und den Stadtwerken aufgrund der Probleme im Augsburger Nahverkehr nimmt zu. Die Wartezeiten für Fahrgäste wurden zuletzt immer länger, wegen Personalmangel schränkten die Stadtwerke ihren Fahrplan immer mehr ein. Ab Dienstag, nach dem Streik am Montag, kommt eine Änderung im Bustakt hinzu: Busse fahren künftig unter der Woche tagsüber nur noch alle 20 Minuten, statt im 15-Minuten-Takt. Dazu meldet sich nun der Fahrgastverband „Pro Bahn” zu Wort. Der Verband sieht den städtischen „ÖPNV im Rückwärtsgang”. Und die Stadtratsfraktion aus SPD und Linke wirft der Stadtregierung vor, diese sehe „dem aktuellen Chaos tatenlos zu” und wirke „orientierungslos”.

Im vergangenen Herbst hatten die Stadtwerke bereits Einschnitte im Verkehrsangebot vorgenommen. Die Straßenbahnen fahren seither unter der Woche schon ab 19 Uhr nur noch alle 15 Minuten statt alle 7,5 Minuten. Ursprünglich wurde erst ab 20.30 Uhr umgestellt. Seit Ende Februar wechselt der Takt zudem an Samstagen auch bereits ab 19 Uhr, von einem zehn- auf einen 15-Minuten-Takt.

Darüber hinaus galt vor der Corona-Pandemie zu bestimmten Zeiten noch ein Fünf-Minuten-Takt. Die Stadtwerke beschlossen jedoch im Frühjahr vergangenen Jahres, den 7,5-Minuten-Takt aus der Pandemie-Zeit langfristig beizubehalten.

„Der ÖPNV in Augsburg wird stiefmütterlich behandelt”

Die Stadtwerke rechtfertigen die Verschlechterungen vor allem mit fehlendem Personal und dem anhaltenden Fachkräftemangel. Die Soziale Fraktion im Stadtrat aus SPD und Linke möchte dies jedoch nicht gelten lassen und verweist auf einen Vergleich mit anderen Kommunen. So stehen München, Ulm oder Nürnberg vor ähnlichen personellen Herausforderungen, aber, so Fraktionschef Florian Freund, Fahrplaneinschränkungen aufgrund von Personalausfall und Personalmangel gebe es etwa in Ulm gar nicht. Und auch in München und Nürnberg seien nur marginale Teile des Liniennetzes von Einschränkungen betroffen und Taktausdünnungen fielen geringer aus als in Augsburg. Die Fraktion kommt daher zu dem Schluss: „Der ÖPNV in Augsburg wird stiefmütterlich behandelt.”

Kritik üben SPD und Linke dabei nicht nur an den Stadtwerken, sondern naturgemäß auch an der Stadtregierung. „Schwarz-grün redet zwar von der Verkehrswende, fährt aber den Augsburger Nahverkehr an die Wand”, heißt es von der Fraktion. Eine Verkehrswende könne nur mit einem attraktiven ÖPNV gelingen, sagt Fraktionsvize Dirk Wurm, dazu gehöre „neben attraktiven Preisen und einem effektiven Liniennetz auch eine nachhaltige Personalplanung. Und nichts ist passiert, im Gegenteil.” Der Krankenstand sei auf einem Rekordhoch, der Takt „wurde drastisch ausgedünnt” und darüber hinaus „gab es zuletzt Preiserhöhungen, wie in sonst kaum einer anderen Stadt”, kritisiert Wurm. Zusätzlich hätten es die Verantwortlichen versäumt, dass es parallel zur Taktausdünnung auch einer Anpassung der Anschlussverbindungen bedürfe.

Der Fahrgastverband „Pro Bahn” kritisiert ebenfalls die aus seiner Sicht schlechte Anschlussplanung der Stadtwerke und die „gravierenden Einschnitte” beispielsweise auf der Buslinie 32. Letztere sieht der Verband als zukünftige Straßenbahnlinie 5, da auf der gleichen Trasse in – noch eher ferner – Zukunft einmal die Tram 5 vom neuen Hauptbahnhof bis zum Uniklinikum fahren soll. Das Ausdünnen des Taktes auf 20 Minuten sei zum einen „in der aktuellen Klimadiskussion das falsche Signal”, zum anderen erwecke die Angebotsreduktion auf dieser Trasse den Eindruck, dass eine Straßenbahnlinie überhaupt nicht erforderlich sei.

„Bei einem 20-Minuten-Takt ist exakte Fahrplanung erforderlich, da lange Wartezeiten und fehlende Anschlusssicherung tagsüber besonders beim Arbeitsweg als sehr kritisch wahrgenommen werden”, sagt Michael Leimböck, Sprecher für den Stadtverkehr Augsburg der schwäbischen Bezirksgruppe von „Pro Bahn”. Die veröffentlichten Fahrpläne der Stadtwerke seien „leider nicht konsistent, so dass eine verlässliche Planung erschwert wird”. Der ÖPNV sei nur mit einer funktionierenden Reisekette eine gute Alternative, ergänzt Errol Yazgac, Sprecher der Bezirksgruppe Schwaben. „Dafür braucht es zuverlässige Anschlüsse, zwischen den Linien, unabhängig davon, wer die Linien betreibt.”

„Pro Bahn” fordert ein „frequentes und verzahntes ÖPNV-Angebot aus einem Guss” für die Stadt und die Region, ausgerichtet an den Verkehrsströmen und nicht an kommunalen Grenzen oder an Umlaufplänen einzelner Linien.


Von Janina Funk

Redakteurin Augsburg-Redaktion

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