Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Augsburg will den Bahnausbau: Stadtrat stimmt für Resolution

Schneller nach Ulm: Zum Ausbau der Bahnstrecke zwischen Augsburg und Ulm hat der Augsburger Stadtrat nun eine Resolution verabschiedet.  (Foto: mjt)
Schneller nach Ulm: Zum Ausbau der Bahnstrecke zwischen Augsburg und Ulm hat der Augsburger Stadtrat nun eine Resolution verabschiedet. (Foto: mjt)
Schneller nach Ulm: Zum Ausbau der Bahnstrecke zwischen Augsburg und Ulm hat der Augsburger Stadtrat nun eine Resolution verabschiedet. (Foto: mjt)
Schneller nach Ulm: Zum Ausbau der Bahnstrecke zwischen Augsburg und Ulm hat der Augsburger Stadtrat nun eine Resolution verabschiedet. (Foto: mjt)
Schneller nach Ulm: Zum Ausbau der Bahnstrecke zwischen Augsburg und Ulm hat der Augsburger Stadtrat nun eine Resolution verabschiedet. (Foto: mjt)

Es ist für die Region aktuell das größte Verkehrsprojekt: der Bahnausbau zwischen Augsburg und Ulm. Der Augsburger Stadtrat hat sich nun einer Resolution angeschlossen, auf deren sieben Punkte man sich Ende Januar als Ergebnis einer Bahnkonferenz verständigt hatte. Im Vorfeld zu seiner Entscheidung hatte der Stadtrat die Gelegenheit, sich die Hintergründe zum Ausbau von Bahnvertretern und Verkehrsexperten erläutern zu lassen. Auch Bahnbevollmächtigter für Bayern Klaus-Dieter Josel richtete das Wort an das Kommunalparlament. Doch eine der entscheidenden Fragen konnte selbst er nicht beantworten.

„Die Schiene erlebt eine Renaissance”, berichtete Josel. Doch freilich muss einer solchen Wiedergeburt erst einmal ein Sterben vorausgehen. Und das trifft offenbar auf die Bahn voll zu, zumindest auf die Infrastruktur. Immer wieder betonte Josel, dass die „derzeitige Infrastruktur überaltert” ist, auch die Strecke zwischen Augsburg und Ulm. Schuld daran sei nicht die Bahn selber, sondern der Bund. „Wir können nur so viel Geld in Ausbau und Unterhalt investieren, wie uns zur Verfügung gestellt wird”, so Josel.

Damit eng verknüpft ist die entscheidende Frage, ob der Augsburger Hauptbahnhof überhaupt bereit ist für einen Deutschlandtakt und den Ausbau der Strecke. Die Antwort darauf blieb Josel schuldig. Derzeit laufe noch immer eine Untersuchung aller Knoten bezüglich der Leistungsfähigkeit. Mit einem Ergebnis sei erst im Sommer zu rechnen. Aber er versicherte den Mitgliedern des Stadtrats: „Die Leistungsfähigkeit der Knoten ist auch unser Anliegen.” Schließlich ergebe es keinen Sinn, wenn die Fahrzeit zwischen den Bahnhöfen für den Deutschlandtakt verkürzt werde, sich die Züge aber dann bei der Einfahrt stauen.

Was genau der Deutschlandtakt eigentlich sein soll, dazu referierte Clemens Loos, der Vorsitzende des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) in Bayern. Er erklärte das Prinzip eines „Integralen Taktfahrplans”, das einen durchgehenden Takt ohne Lücken bezeichne. Ziel sei es, dass sich alle Züge an Knotenbahnhöfen treffen und von dort mindestens in einem Stundentakt in alle Richtungen Fahrtmöglichkeiten bestehen. Fern- und Nahverkehr sollen dabei optimal aufeinander abgestimmt sein. Auch Loos betonte, dass für eine Umsetzung des Deutschlandtakts „ausreichend Bahnsteigkanten” zur Verfügung stehen müssten. Aus dieser Grundidee ergebe sich die geforderte Fahrtzeit zwischen den Knoten von knapp unter einer halben Stunde beziehungsweise ein Vielfaches davon, was wiederum abhängig von Stand und Pufferzeiten sei. Für die Strecke zwischen Augsburg und Ulm sind es die 26 Minuten, die wiederum eine der Grundlagen für die Trassenfindung durch Projektleiter Markus Baumann und sein Team sind.

„Die Strecke hat keine Kapazitäten mehr”

„Die Strecke hat keine Kapazitäten mehr”, betonte Baumann die Dringlichkeit des Ausbaus. Er veranschaulichte das anhand des neuen Fahrplans. Mit ihm sei lediglich ein zusätzlicher Fernverkehrszug dazugekommen. Doch hätte das für den Nahverkehr durch Wartezeiten teilweise bis zu 15 Minuten längere Fahrzeiten zur Folge. Darum müssten, um wieder freie Kapazitäten für den Nahverkehr zu schaffen, die zwei neuen Gleise gebaut werden.

Baumann teilte dem Stadtrat mit, dass man inzwischen vier mögliche Trassenverläufe an die Regierung von Schwaben weitergegeben habe, die nun im Raumordnungsverfahren die Öffentlichkeit beteiligt, Gutachten einholt und schließlich eine landesplanerische Beurteilung der Trassen abgibt. Auf dieser Grundlage soll eine Vorzugsvariante gefunden werden, über die dann der Bundestag zu entscheiden hat. Welche das sein wird, lässt sich noch nicht absehen, doch Baumann deutete an, dass der Ausbau der Bestandsstrecke offenbar deutlich teurer und zeitintensiver werden würde: Zwischen Augsburg und Diedorf müssten erst die bestehenden Gleise komplett herausgerissen werden, bevor die neuen verlegt werden können. Einfach nur zwei zusätzliche Gleise nebendran zu verlegen wäre nicht möglich.

Für die allermeisten Stadtratsmitglieder dürfte schon vor den Ausführungen der Experten festgestanden haben, dass sie den Ausbau der Bahnstrecke unterstützen. Mit dem einstimmigen Votum für die Resolution machten sie Augsburgs Standpunkt und die Geschlossenheit der Region nochmals deutlich.

Und dann gab es doch noch eine Überraschung: Klaus-Dieter Josel signalisierte auf die Bitte von Stadtrat Deniz Anan (Grüne), die Bereitschaft, noch einmal über den Posttunnel am Hauptbahnhof nachzudenken und eine dauerhafte Öffnung als zusätzliche – und vor allem barrierefreie – Zugangsmöglichkeit zu den Bahnsteigen nicht mehr kategorisch auszuschließen.

Punkte aus der Resolution

  • Zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme der Ausbau- bzw. Neubaustrecke Ulm – Augsburg
    müssen die Knotenbahnhöfe Ulm, Neu-Ulm und Augsburg (insbesondere auch in
    Bezug auf die Digitalisierung der Weichen/Stellwerke/Signale etc.) so ertüchtigt sein,
    dass dort neben den geplanten Fern- und Güterverkehren der schon lange von den
    Regionen geforderte 15-Minuten-Grundtakt auf allen von Augsburg ausgehenden
    Nahverkehrsachsen (Dinkelscherben, Donauwörth, Bobingen/Schwabmünchen,
    Friedberg und Mering) inklusive eines 30-Minuten-Taktes Augsburg-Ulm, AugsburgWeilheim und Augsburg-Ingolstadt gefahren werden kann. Ebenso wird eine
    Vertaktung mit allen geplanten Zügen des Regio-S-Bahn-Konzepts im Raum Ulm/NeuUlm (Ziel: mind. 30-Minuten-Takt) ermöglicht.
  • Es wird deshalb gegenüber dem Bund eingefordert, auch die angrenzenden
    Bahnknoten Ulm, Neu-Ulm und Augsburg auszubauen, damit sie den geplanten
    Mehrverkehr aufnehmen können. Hierbei sind sowohl im Raum Augsburg als auch in
    der Region Donau-lller Vorortverkehre im exakten Takt zu unterstellen. Im ersten
    Schritt muss der genaue Ausbaubedarf durch die laufende Betriebsprogrammstudie
    beziehungsweise Fahrplanstudien ermittelt werden. Wenn das Ergebnis der Studie einen
    ergänzenden Ausbaubedarf in den Knotenpunkten ergibt, muss der Bund den
    Planungsauftrag an die DB Netz AG rechtzeitig zur BVWP-Überprüfung 2023
    entsprechend erweitern.
  • Dazu ist es notwendig, dass die Ergebnisse der von der DB-Netz in Abstimmung mit
    dem Bundesverkehrsministerium dafür in Auftrag gegebenen Studien zeitnah zur
    Verfügung stehen, damit sie in die Bundesbedarfsplanüberprüfung bis Ende 2023
    einfließen können.
  • Unabhängig von der Vorzugstrasse muss die Bestandstrasse aufgrund der höheren
    Frequenz Lärmschutz nach den Standards der Lärmvorsorge erhalten. Für die
    entsprechende Umsetzung ist der Bund zuständig.
  • Im Zuge des Projektes sind unabhängig von der Vorzugstrasse durch den Bund alle
    Stationen des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) entlang der bestehenden
    Strecke barrierefrei auszubauen.
  • Der SPNV soll nach Inbetriebnahme des Projektes nach den Vorgaben der
    verkehrlichen Aufgabenstellung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft mbH zum
    Bahnprojekt Ulm-Augsburg attraktiver gestaltet werden. Die wichtigsten
    Verbesserungen sind
    • ein 30-Minuten-Takt von Augsburg nach Ulm,
    • ein exakter 15-Minuten-Takt im Vorortverkehr von Augsburg-Dinkelscherben,
    Augsburg-Meitingen, Augsburg-Friedberg und Augsburg-Buchloe sowie SendenUlm und Günzburg-Ulm und
    • die Bestellung der zusätzlichen Halte Augsburg-Hirblingerstraße, Biburg Vogelsang, Mödishofen, Burlafingen und Neu-Ulm Industrie, sofern die
    Voraussetzungen hierfür durch entsprechende Prüfung erkannt werden
  • Über eine SPNV-Bestellung auf der Trasse kann erst entschieden werden, wenn die
    konkrete Linienführung festgelegt wurde und mögliche Wünsche von Kommunen
    nach Haltepunkten feststehen, da sich deren Potenzial erst dann bewerten lässt


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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