Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Auf dem Weg zum Quantencomputer: Großforschungsprojekt an der Uni Augsburg

Bei der Arbeit des Sonderforschungsbereichs Transregio zu eingeschränkter Quantenmaterie wird auch ein Rasterkraftmikroskop genutzt. Die Entwicklung und Untersuchung neuartiger Materialien fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit zwölf Millionen Euro. (Foto: Universität Augsburg)
Bei der Arbeit des Sonderforschungsbereichs Transregio zu eingeschränkter Quantenmaterie wird auch ein Rasterkraftmikroskop genutzt. Die Entwicklung und Untersuchung neuartiger Materialien fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit zwölf Millionen Euro. (Foto: Universität Augsburg)
Bei der Arbeit des Sonderforschungsbereichs Transregio zu eingeschränkter Quantenmaterie wird auch ein Rasterkraftmikroskop genutzt. Die Entwicklung und Untersuchung neuartiger Materialien fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit zwölf Millionen Euro. (Foto: Universität Augsburg)
Bei der Arbeit des Sonderforschungsbereichs Transregio zu eingeschränkter Quantenmaterie wird auch ein Rasterkraftmikroskop genutzt. Die Entwicklung und Untersuchung neuartiger Materialien fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit zwölf Millionen Euro. (Foto: Universität Augsburg)
Bei der Arbeit des Sonderforschungsbereichs Transregio zu eingeschränkter Quantenmaterie wird auch ein Rasterkraftmikroskop genutzt. Die Entwicklung und Untersuchung neuartiger Materialien fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit zwölf Millionen Euro. (Foto: Universität Augsburg)

Computer sind aus dem täglichen Leben nicht wegzudenken: Als Smartphone, in Autos und an den allermeisten Arbeitsplätzen sowieso. Doch selbst für die leistungsstärksten Vertreter dieser elektronischen Alltagsbegleiter, sogenannte Supercomputer, gibt es Rechenaufgaben, an denen sie scheitern. Die Lösung sollen Quantencomputer bringen. Einen Beitrag dazu will die Universität Augsburg leisten. In einem Großforschungsprojekt, das unter Federführung der Universität Augsburg und der TU München steht, soll in den kommenden Jahren die Entwicklung und Untersuchung neuartiger Materialien vorangetrieben werden, die langfristig als Basis für solch extrem leistungsfähige Computer dienen könnten. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt das Projekt finanziell mit zwölf Millionen Euro. Davon gehen laut Universität Augsburg rund zehn Millionen nach Bayern. Insgesamt sind acht Universitäten beteiligt.

„Für die Festkörperphysik war die Welt lange Zeit übersichtlich: Es gab Materialien, die den elektrischen Strom leiten, die sogenannten Leiter wie etwa die meisten Metalle. Es gab andere, die das nicht tun, die Isolatoren, und schließlich solche, die eines kleinen Schubsers bedürfen, bevor sie sich dazu überreden lassen: die Halbleiter”, gibt die Universität Augsburg einen Überblick.

Im Jahr 2007 sei nun eine vierte Gruppe hinzugekommen: die topologischen Isolatoren. Diese leiten Strom nur an ihrer Oberfläche, dort allerdings extrem gut. In ihrem Zentrum sind sie dagegen Isolatoren. „Topologische Isolatoren zählen zu einer wachsenden Familie neuartiger Materialien, deren exotische Eigenschaften maßgeblich auf quantenphysikalischen Effekten beruhen. Sie werden daher als Quantenmaterialien bezeichnet”, erklärt die Universität.

Genau mit diesen Materialien soll sich der jetzt bewilligte Transregio-Sonderforschungsbereich in den kommenden Jahren beschäftigen. „Denn sie gelten unter anderem als Schlüssel zu ultraschnellen Quantencomputern. Diese machen sich zur Lösung bestimmter mathematischer Probleme quantenmechanische Effekte zunutze. Aufgaben, für die heutige Rechner Jahre benötigen, könnten sie daher in Sekundenbruchteilen bewältigen”, so die Universität Augsburg.

Quantenphysikalische Effekte bei Raumtemperatur

Eine der Besonderheiten von Quanteneffekten ist, dass sie nur in der Welt der allerkleinsten Dinge zum Tragen – zum Beispiel auf Molekül- oder Atomebene. „Die bisher verfügbaren Quanten-Rechner erfordern daher sehr aufwendige Techniken, mit denen sich etwa einzelne Atome manipulieren lassen“, erklärt der Augsburger Physiker Professor István Kézsmárki, Sprecher des neuen Transregio-Sonderforschungsbereichs. So müssten die Atome in der Regel stark heruntergekühlt werden. In diesem Zustand ließen sie sich dann etwa mit „Pinzetten“ aus Laserlicht greifen und mit Informationen beschreiben. „Die dazu nötigen Technologien sind höchst komplex“, sagt der Wissenschaftler vom Institut für Experimentalphysik der Universität Augsburg. „Zudem sind die Systeme anfällig gegenüber störenden Einflüssen.“ Selbst ein sehr einfacher Quantencomputer fülle daher heute ein halbes Labor.

Quantenmaterialien dagegen seien wesentlich leichter zu handhaben: In ihnen treten laut Universität bestimmte quantenmechanische Effekte auch dann auf, wenn viele Atome oder Moleküle zusammenkommen. „Zudem sind Materialien denkbar, die diese Phänomene sogar bei Raumtemperatur entfalten“, betont Kézsmárki. Der Sonderforschungsbereich suche daher unter anderem nach Materialien, die sich für den Einsatz in künftigen Quantencomputern eignen könnten.

Super- vs. Quantencomputer

Der Computerhersteller IBM bietet bereits für seine Kunden Quantenprozessoren an – und stehen freilich wie alle anderen noch ziemlich am Anfang dieser neuen Technologie. Auf seiner Internetseite gibt das Unternehmen ein praktisches Beispiel, das die Grenzen eines Supercomputers aufzeigt. Dieser könne für schwierige Aufgaben wie das Durchsuchen einer großen Datenbank mit Proteinsequenzen hervorragend geeignet sein, „aber er wird Schwierigkeiten damit haben, die subtilen Muster in diesen Daten zu erkennen, die bestimmen, wie sich diese Proteine verhalten”, heißt es dort. Proteine sind lange Ketten aus Aminosäuren. Durch das Falten der Proteine in komplexe Formen lassen sich verschiedene Anwendungen in Biologie und Medizin erreichen. Die Herausforderung: „Eine Kette von 100 Aminosäuren könnte theoretisch auf eine von mehreren Billionen Arten gefaltet werden”, erklärt IBM die Aufgabenstellung. Ein Supercomputer würde nun versuchen, jede mögliche Art zur Faltung zu überprüfen. „Wenn die Proteinsequenz länger und komplexer wird, hängt sich der Computer auf. Kein Computer hat den erforderlichen Arbeitsspeicher, um alle möglichen Kombinationen der einzelnen Faltungen zu verarbeiten”, erklärt IBM.
Hier kommen die Quantenalgorithmen ins Spiel, die laut IBM einen völlig neuen Ansatz haben, um diese Arten von komplexen Problemen zu lösen. Dabei würden „mehrdimensionale Räume erschaffen, in denen die Muster erkennbar werden, mit denen einzelne Datenpunkte verknüpft sind”. Im Beispiel mit dem Problem der Proteinfaltung könne es sich bei diesem Muster um die Kombination der Faltungen handeln, für deren Erzeugung am wenigsten Energie erforderlich sei. „Diese Kombination der Faltungen ist die Lösung des Problems”, so IBM.


    Markus Höck
    Markus Höck

    Redakteur Augsburg-Redaktion

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