Friedberg – Der schwäbische Bezirksverband der Piraten-Partei hat in Friedberg Direktkandidaten für die Bundestagswahl in den Wahlkreisen Augsburg-Stadt und Land gewählt. AZ-Reporter Andreas Alt befragte den stellvertretenden Bezirksvorsitzenden und Landtagskandidaten David Krcek aus Merching zum Verlauf der Tagung.

Normalerweise kann man unsere Versammlungen durch einen Livestream beobachten. Da das Netzwerk hier leider nicht stark genug war, war das heute leider nicht möglich. Aber genügend Piraten twittern oder haben mir Informationen per Mail zukommen lassen. Ich habe auch vorher schon die Gelegenheit genutzt, Kandidaten online und offline zu grillen. „Kandidatengrillen“ bedeutet, dass wir sie intensiv befragen.

Ungewöhnlich war die Stichwahl. Zunächst hatten wir vier Kandidaten, von denen der beste nur sechs von 14 Stimmen, also nicht die Mehrheit erhielt. Im zweiten Wahlgang bekam er dann sieben Stimmen. Da wir eine junge Partei sind und mit Argusaugen beobachtet werden, wollen wir alles ganz regelkonform machen. Und so mussten wir klären, ob die relative Mehrheit reicht. Ein Rechtsanwalt hat ermittelt: sie reicht. Wir haben aber die Versammlung noch gefragt: Ist dieser Weg so gangbar?

Die Erfahrung zeigt, dass Aufstellungsversammlungen, bei denen es nur ums Personal geht, schlechter besucht sind als die thematischen Veranstaltungen. Zu unserem Stammtisch in Friedberg kommen in der Regel 20 bis 30 Mitglieder und Interessierte. Also, 14 Teilnehmer sind auch bei anderen Parteien nicht so ungewöhnlich.

Ronnie Rigl ist ehemaliges SPD-Mitglied, Gewerkschafter, er kam im vergangenen Jahr zu uns. Er arbeitet sehr aktiv im Augsburger Norden (Langweid) an Themen wie Arbeitsgerechtigkeit, bedingungsloses Grundeinkommen und Arbeitnehmerrechte.

Es ist nicht erträglich, dass Menschen, die 40 Stunden in der Woche arbeiten, ein Gehalt bekommen, von dem sie sich nicht ernähren können. Arbeitnehmerrechte werden immer mehr abgebaut, Arbeitnehmer werden von Arbeitgebern bespitzelt. Arbeitnehmer sollen nicht permanent Angst haben müssen, ihren Job zu verlieren. Das alles ist Arbeitsgerechtigkeit. Dazu haben wir jetzt massiv Anträge von Arbeitsgruppen für den thematischen Bundesparteitag in Bochum.

In Augsburg ziehen wir sicher mit dem Thema Transparenz in der Politik in die Wahl, auch im Hinblick auf die Landtagswahl. Weitere wichtige Themen sind der Datenschutz. Legalisierung von Drogen im weiteren Sinn, die Beziehung von Staatsanwaltschaft und Polizei zum Bürger und soziale Gerechtigkeit. Das werden wir den Bürgern so erklären, dass sie sehen, dass wir eine Alternative sind. Bei der letzten Landtagswahl lag die Wahlbeteiligung in Augsburg deutlich unter 60 Prozent. Der Rest hat beschlossen: Wir wählen gar nicht. Das müssen wir ändern. Nicht-Wählen ist keine Alternative. Wir wollen mehr Bürgerbeteiligung und mehr Transparenz. Für die Piraten fängt der Wahlkampf heute an.