Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 03.07.2015 12:00

„Lauter bunte Farben, und ich fühle mich super”

Sie brachten den 15 Todtenweiser Drittklässlern   Tod, Trauer und Abschied nahe: Selma Wurzer, Angela Asam, Anita Sedlmair, Carsten Hazoth, Beatrix Ludwig, Vize-Koordinatorin Manuela Lang und Koordinatorin Christine Neukäufer sowie Lehrerin Cornelia Schmidt (von links).	Fotos: Monika Grunert Glas (Fotos: Monika Grunert Glas)
Sie brachten den 15 Todtenweiser Drittklässlern Tod, Trauer und Abschied nahe: Selma Wurzer, Angela Asam, Anita Sedlmair, Carsten Hazoth, Beatrix Ludwig, Vize-Koordinatorin Manuela Lang und Koordinatorin Christine Neukäufer sowie Lehrerin Cornelia Schmidt (von links). Fotos: Monika Grunert Glas (Fotos: Monika Grunert Glas)
Sie brachten den 15 Todtenweiser Drittklässlern Tod, Trauer und Abschied nahe: Selma Wurzer, Angela Asam, Anita Sedlmair, Carsten Hazoth, Beatrix Ludwig, Vize-Koordinatorin Manuela Lang und Koordinatorin Christine Neukäufer sowie Lehrerin Cornelia Schmidt (von links). Fotos: Monika Grunert Glas (Fotos: Monika Grunert Glas)
Sie brachten den 15 Todtenweiser Drittklässlern Tod, Trauer und Abschied nahe: Selma Wurzer, Angela Asam, Anita Sedlmair, Carsten Hazoth, Beatrix Ludwig, Vize-Koordinatorin Manuela Lang und Koordinatorin Christine Neukäufer sowie Lehrerin Cornelia Schmidt (von links). Fotos: Monika Grunert Glas (Fotos: Monika Grunert Glas)
Sie brachten den 15 Todtenweiser Drittklässlern Tod, Trauer und Abschied nahe: Selma Wurzer, Angela Asam, Anita Sedlmair, Carsten Hazoth, Beatrix Ludwig, Vize-Koordinatorin Manuela Lang und Koordinatorin Christine Neukäufer sowie Lehrerin Cornelia Schmidt (von links). Fotos: Monika Grunert Glas (Fotos: Monika Grunert Glas)

Jeder Tag stand unter einem anderen Motto, von „Werden und Vergehen”, „Krankheit und Leid”, Sterben und Tod” bis hin zu „Traurigsein” und „Trösten”. In kleinen Schritten wurden die Kinder damit vertraut gemacht, jeweils ein Hospizhelfer betreute drei Mädchen und Buben. In den kleinen Gruppen - die Kinder konnten selbst entscheiden, mit wem sie zusammenarbeiten wollten - öffneten sich die 15 Schüler und berichteten offen von ihren Vorstellungen, Erfahrungen und auch Ängsten. Auf weiße und graue Wolken schrieben sie positive wie negative Erinnerungen. Glücklich machten die Kleinen Erfahrungen wie „Ich habe beim Fußball 11:0 gewonnen” oder „Meine kleine Schwester wurde geboren” und „Ich darf reiten lernen”. Schlimm war, wenn der Opa starb oder ein geliebtes Haustier, doch auch Kleinigkeiten durften notiert werden wie „Ich vergesse immer die i-Pünktchen” oder „Spinat und Spargel schmecken grauslig”. So erfuhren die Mädchen und Buben, dass es Freud und Leid gibt, eine Zeit, fröhlich zu sein, und eine Zeit, in der man Kummer haben kann. Zum Thema Krankheit wurde die Aichacher Kinderärztin Nicole Pauly dazu gebeten, die mit den Neun- bis Zehnjährigen altersgerecht sprach. Auch ein Film aus der Reihe „Willi will's wissen” wurde vorgeführt. Viele Kinder hatten noch nie einen Toten gesehen, im Film wurde ein Verstorbener gezeigt.

Lehrerin Cornelia Schmidt ist von der Projektwoche so begeistert, dass sie diese auf jeden Fall im nächsten Schuljahr mit einer anderen Klasse wiederholen möchte. Im Vorfeld gab es einen Elternabend, berichtet sie, und da hätten sich einige Mamas und Papas etwas skeptisch gezeigt. Schließlich möchten Eltern stets am liebsten alles Schlimme von ihrem Nachwuchs fern halten. Doch im Laufe der Woche habe sie bereits positive Rückmeldungen erhalten, wonach die Kinder zu Hause begeistert vom Gelernten berichteten.

Jeder Tag begann mit einem rituellen Lied: „Der Himmel geht über allen auf”. Dazu tanzten die Kinder mit bunten, aneinander geknoteten Tüchern im Kreis und Hospizhelfer Carsten Hazoth spielte Akkordeon. Die Schüler erfuhren, wie in anderen Kulturen und Religionen der Tod betrachtet wird und eine Bestattung abläuft. Über Farben kann man Gefühle ausdrücken, wurde gelehrt. Dann durften sie sich Gedanken darüber machen, was sie selbst glauben, wie es nach dem Tod weiter geht. Sie malten Bilder vom Jenseits, und wer wollte, durfte diese dann seinen Kameraden erklären. „Es gibt lauter bunte Farben, und ich fühle mich super”, sagte beispielsweise Tim. Die Woche „Hospiz macht Schule” endet heute Nachmittag mit einem Elternfest, bei dem die Mamas, Papas, Geschwister und auch Großeltern über die Erfahrungen informiert werden.

Das St.-Afra-Hospiz unter dem Dach der Caritas hat 80 ehrenamtliche Helfer, darunter zehn Männer. Es gibt drei Ortsgruppen in Mering, Friedberg und Aichach. Die Mitarbeiter begleiten Kranke und deren Angehörige, so lange es nötig und gewünscht ist, und arbeiten auch mit Krankenhäusern und Pflegeheimen zusammen. Angeboten werden zudem ein Trauercafé, zu dem immer zwischen 30 und 50 Gäste kommen, ein Trauerstammtisch, an dem sich etwa zehn Leute treffen, ein geleiteter Gesprächskreis für fünf bis sechs Teilnehmer und eine Gruppe, die raus in die Natur geht. Nicht funktionieren zu müssen, weinen zu dürfen, sich selbst wieder zu spüren lernen, das erfahren die trauernden Angehörigen durch den Beistand der Ehrenamtlichen.


Von Monika Grunert Glas
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