Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 28.03.2018 12:00

Wenn Pflegende an ihre Grenzen stoßen

Die Buchautorin Martina Rosenberg   pflegte neun Jahre lang ihre Eltern und berichtete in Tödtenried von ihren Erfahrungen. Von links: Günter Hahn, Martina Rosenberg, Michael Burkhardt und Christian Thalhofer. 	Foto: Brigitte Glas (Foto: Brigitte Glas)
Die Buchautorin Martina Rosenberg pflegte neun Jahre lang ihre Eltern und berichtete in Tödtenried von ihren Erfahrungen. Von links: Günter Hahn, Martina Rosenberg, Michael Burkhardt und Christian Thalhofer. Foto: Brigitte Glas (Foto: Brigitte Glas)
Die Buchautorin Martina Rosenberg pflegte neun Jahre lang ihre Eltern und berichtete in Tödtenried von ihren Erfahrungen. Von links: Günter Hahn, Martina Rosenberg, Michael Burkhardt und Christian Thalhofer. Foto: Brigitte Glas (Foto: Brigitte Glas)
Die Buchautorin Martina Rosenberg pflegte neun Jahre lang ihre Eltern und berichtete in Tödtenried von ihren Erfahrungen. Von links: Günter Hahn, Martina Rosenberg, Michael Burkhardt und Christian Thalhofer. Foto: Brigitte Glas (Foto: Brigitte Glas)
Die Buchautorin Martina Rosenberg pflegte neun Jahre lang ihre Eltern und berichtete in Tödtenried von ihren Erfahrungen. Von links: Günter Hahn, Martina Rosenberg, Michael Burkhardt und Christian Thalhofer. Foto: Brigitte Glas (Foto: Brigitte Glas)

Dass dieses Thema auf enormes Interesse stößt, zeigte die Besucherresonanz. Günter Hahn, Vorstandsvorsitzender der Bank, und Michael Burkhardt von der Versicherungskammer zeigten sich erfreut, aber auch überrascht. „Pflegebedürftig zu sein, bedeutet nicht automatisch, dass man nicht mehr am Leben teilhaben kann”, sagte Hahn bei der Begrüßung der Gäste. Selbst bestimmen, wie und wo man wie lange Pflege von wem erhalten wolle, sei sehr wichtig.

Martina Rosenberg pflegte ihre Eltern neun Jahre lang. „Und das war eine sehr belastende Zeit”, begann sie. Ihre Eltern, beide Mitte 70, fragten ihre Tochter eines Tages, ob sie und ihre Familie es sich vorstellen könnten, sie in ihrem großen Haus einziehen zu lassen. Warum auch nicht, hätten sie gedacht. Dass das ein großer Fehler war, sollte sich erst später herausstellen. Das Thema Pflege sei zu diesem Zeitpunkt überhaupt kein Thema gewesen. Beide Elternteile seien fit und geistig völlig auf der Höhe gewesen. Ziemlich unvorbereitet hätte sich dann eine verhängnisvolle Situation ergeben.

„Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Eltern untereinander nur geklärt, dass sie nie in ein Heim wollten”, erzählte Rosenberg. Und dann habe das begonnen, was sich vorher keiner in der Familie je so vorgestellt hätte. Die Mutter wurde mit Mitte 70 dement und der Vater erlitt einen Schlaganfall. Rosenberg und ihr Ehemann waren berufstätig und die Tochter kam gerade in die Grundschule. „Innerhalb eines Jahres brauchten meine Eltern eine 24-Stunden Betreuung, und besonders für mich bedeutete dies Hektik pur.” Es war nichts geregelt, keine Patientenverfügung war da und auch keine Vorsorgevollmacht.

Nach Veröffentlichung ihres Buches wurde sie von Menschen überrannt, die in ähnlichen Situationen stecken. Heute ist Rosenberg davon überzeugt, dass die Pflege daheim gelingen kann. Jedoch bedürfe diese einer frühzeitigen Vorbereitung. „Und eines weiß ich heute auch: Man muss kein schlechtes Gewissen haben, wenn man sagt, dass man nicht mehr kann.”

Zum Schluss appellierte Rosenberg an die Zuhörer, sich frühzeitig mit Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung zu beschäftigen.


Von Carina Lautenbacher
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