Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 18.06.2018 12:00

Vogelfreie Fallensteller

Ein Jahr lang haben sich Afra und Hans Kriss „fast alles an Literatur zu und über Robin Hood” zu Gemüte geführt, wie sie im diesjährigen Programmheft erklären. Der Ausgangspunkt für ihren ganz eigenen Text über den „naiven Sozialromantiker”, wie ihn Lady Samantha (die Frau des Sheriffs, gespielt von Veronika Rieblinger) abschätzig nennt, bildeten fünf Balladen aus den Jahren 1450 bis 1770. Dem Regie-Ehepaar ging es vor allem um zwei Dinge. Was den Text betrifft: „Unser Robin Hood ist als eine große Ensemble-Leistung angelegt, alle miteinander haben eine Idee von Leben und Gerechtigkeit”. Und was das Geschehen auf der Bühne angeht: Es darf dem Zuschauer nicht langweilig werden. Das betonten die beiden bereits vor drei Jahren, als Hans Kriss „Die lustigen Weiber von Windsor” nach Schiltberg auf die Bühne brachte.

Die fällt allerdings ins Wasser, denn Robin Hood, die Müllerstochter Marian und die anderen Vogelfreien verhindern das Prozedere und haben auch nicht vor, selbst am Galgen Platz zu nehmen: „Wir können Ihre Einladung nicht annehmen, wir brauchen unsere Köpfe noch”, erklärt Herrmann Finger junior in der Rolle des Robin Hood, ergänzt allerdings, dass der Sheriff - gespielt von Tobias Wenhardt - beweise, dass es sich wohl auch kopflos gut lebe.

Es sind die Seitenhiebe, kleinen Nuancen und Pointen und die während des gesamten Stücks unterschwellige Ironie, die im Handeln der Vogelfreien beim Zuschauer ankommt, die die Inszenierung so gelungen machen. Das Leben im Wald ist hart, außerhalb noch viel mehr, und doch wecken die am Hofberg inszenierten Bilder und Dialoge Kindheitserinnerungen im Betrachter: ans Klettern und Toben, Streichespielen und an gefühlte Freiheit. „Wir haben keinen Keller und in der Hölle werden wir auch nichts zu lachen haben. Deswegen lachen wir lieber hier auf der Erde”, erklärt Robin Hood die Motivation für diese Unbeschwertheit, die durch das hohe Maß an Leistung der Darsteller direkt beim Zuschauer ankommt.

Mehr darüber lesen Sie in der Ausgabe der AICHACHER ZEITUNG vom 18. Juni 2018.


Von Nayra Weber
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