Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 26.07.2017 12:00

Staatsfeind am Gemüsestand

Er ist einer von vielen vermeintlichen Staatsfeinden,  „Fethullahs Lügenmaschine” nennen ihn türkische Zeitungen. Davon weiß der Journalist Hüseyin Oluç nichts. Vor dem Rathaus in Rehling verkauft er jeden Samstag Gemüse, Obst und türkische Spezialitäten. 	Foto: Bastian Brummer (Foto: Bastian Brummer)
Er ist einer von vielen vermeintlichen Staatsfeinden, „Fethullahs Lügenmaschine” nennen ihn türkische Zeitungen. Davon weiß der Journalist Hüseyin Oluç nichts. Vor dem Rathaus in Rehling verkauft er jeden Samstag Gemüse, Obst und türkische Spezialitäten. Foto: Bastian Brummer (Foto: Bastian Brummer)
Er ist einer von vielen vermeintlichen Staatsfeinden, „Fethullahs Lügenmaschine” nennen ihn türkische Zeitungen. Davon weiß der Journalist Hüseyin Oluç nichts. Vor dem Rathaus in Rehling verkauft er jeden Samstag Gemüse, Obst und türkische Spezialitäten. Foto: Bastian Brummer (Foto: Bastian Brummer)
Er ist einer von vielen vermeintlichen Staatsfeinden, „Fethullahs Lügenmaschine” nennen ihn türkische Zeitungen. Davon weiß der Journalist Hüseyin Oluç nichts. Vor dem Rathaus in Rehling verkauft er jeden Samstag Gemüse, Obst und türkische Spezialitäten. Foto: Bastian Brummer (Foto: Bastian Brummer)
Er ist einer von vielen vermeintlichen Staatsfeinden, „Fethullahs Lügenmaschine” nennen ihn türkische Zeitungen. Davon weiß der Journalist Hüseyin Oluç nichts. Vor dem Rathaus in Rehling verkauft er jeden Samstag Gemüse, Obst und türkische Spezialitäten. Foto: Bastian Brummer (Foto: Bastian Brummer)

„Die heißen Çikobest”, erklärt Bayram Halil in seinem Garten in St. Stefan bei Rehling, wo er zwei Packungen türkischer Süßigkeiten auf den Tisch legt. Er ist Trainer der G-Jugend beim TSV Rehling, wirkt offen und lacht viel, anders als sein Freund Hüseyin Oluç, der ihm gegenüber sitzt. Dieser ist still, scheint in sich gekehrt. Und das nicht allein deshalb, weil er wenig Deutsch spricht.

Seit Februar dieses Jahres wurden dem Bundesnachrichtendienst Dokumente vorgelegt, welche die Namen türkischer Staatsbürger enthalten, denen eine terroristische Motivation angelastet wird. Hüseyin Oluç steht auf einer solchen Liste, zusammen mit sechs weiteren Türken, die im Raum Augsburg leben. Bis November 2016 arbeitete er als Bayern-Redakteur für die türkische Zeitung Zaman - damals mit deutschlandweit rund 14 000 Abonnenten online und gut 20 000 im Print die auflagenstärkste ihrer Art. In der Türkei verzeichnete Zaman eine Auflage von rund einer Million Exemplaren täglich. Oluç betreute als Redakteur und Marketingmanager rund 15 Mitarbieter. Ab März 2016 arbeitete die Redaktion, die in Frankfurt-Offenbach saß, unabhängig von der türkischen Mutterredaktion, die bis zu diesem Zeitpunkt Texte nach Deutschland überstellt hatte.

„Zaman war immer eine neutrale Zeitung”, meint Hüseyin Oluç, der sich selbst als objektiven Journalisten sieht. Auch in Deutschland konnte man die Zeitung kaufen. Um weiterhin neutral zu bleiben, habe man sich im März 2016 von der Mutterredaktion in der Türkei losgesagt. Das Vokabular in der türkischen Berichterstattung hatte seinerzeit nämlich längst neutralen Boden verlassen. Das bedeutete bald den wirtschaftlichen Ruin Zamans. Mitarbeiter verloren ihre Anstellung. Auch Hüseyin Oluç. „Und die Menschen in der Türkei sind weiterhin völlig hypnotisiert”, wirft Bayram Halil ein. Manche, so meint er, würden die Gleichschaltung der Behörden und Ministerien durchaus erkennen. „Viele aber schlafen.” Anders Hüseyin Oluç, stellvertretend für viele weitere Journalisten, Anwälte, Lehrer. Sie werden zu Spielbällen der zwei Kontrahenten Fethullah Gülen und Recep Tayyip Erdogan.

Sein Gesicht werden manche Rehlinger bereits kennen. Seit knapp zwei Monaten verkauft er Obst, Gemüse und türkische Spezialitäten vor den Rathaustoren.

Lesen Sie die ganze Geschichte in der Mittwochsausgabe der Aichacher Zeitung oder in unserem E-Paper, für das es auch Tageszugänge gibt.


Von Bastian Brummer
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