Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 06.11.2017 12:00

Die volle Katastrophe

Drei Klassen  befanden sich laut Übungsszenario in der Schule, zwei waren in ihren Klassenzimmern eingeschlossen.	Fotos: Erich Hoffmann (Fotos: Erich Hoffmann)
Drei Klassen befanden sich laut Übungsszenario in der Schule, zwei waren in ihren Klassenzimmern eingeschlossen. Fotos: Erich Hoffmann (Fotos: Erich Hoffmann)
Drei Klassen befanden sich laut Übungsszenario in der Schule, zwei waren in ihren Klassenzimmern eingeschlossen. Fotos: Erich Hoffmann (Fotos: Erich Hoffmann)
Drei Klassen befanden sich laut Übungsszenario in der Schule, zwei waren in ihren Klassenzimmern eingeschlossen. Fotos: Erich Hoffmann (Fotos: Erich Hoffmann)
Drei Klassen befanden sich laut Übungsszenario in der Schule, zwei waren in ihren Klassenzimmern eingeschlossen. Fotos: Erich Hoffmann (Fotos: Erich Hoffmann)

So sah das Szenario aus: Ein Pilot war auf dem Flugplatz in Augsburg-Mühlhausen mit Selbstmordabsichten gestartet und hatte ein größere Menge Pflanzenschutzmittel an Bord. Wenig später streifte er mit dem Rumpf seines Flugzeuges das Dach des Caritas-Pflegeheims Sankt Hildegard in Pöttmes und prallte anschließend in die Giebelwand der Hauptschule, wo das Wrack vor dem Haupteingang liegenblieb.

Dem nicht genug: Durch den Aufprall entstand ein Vollbrand mit starker Rauchentwicklung der auch auf das Dach der Schule übergriff. Es herrschte akute Explosionsgefahr, weil vor der Schule ein Tankzug der Firma Eitelhuber stand, der gerade die Heizöltanks befüllte. Der Tankwagen hatte zusätzlich einen Anhänger dabei, der mit Benzin beladen war. Eine Tragfläche des Kleinflugzeugs hatte beim Absturz beide Tanks beschädigt, sodass mehrere tausend Liter Heizöl und Benzin ausliefen. Eine nicht bekannte Menge des Treibstoffs versickerte im Erdreich, der Rest floss in die Kanalisation. Mehrere Personen der Marktgemeinde meldeten starken Benzingeruch, weshalb das ganze Kanalnetz von Pöttmes bis hin zur Kläranlage überprüft werden musste.

Auch in der Schule wurde starker Benzingeruch wahrgenommen, das ausgelaufene Benzin lief über die Lichtschächte in den Keller und verursachte ein explosives Gemisch. Zu allem Übel fiel dann auch noch in weiten Teilen der Gemeinde der Strom aus.

Die Schüler zweier Klassen waren in ihren Klassenzimmern eingeschlossen und konnten nur über die Drehleiter der Feuerwehr gerettet werden. Die dritte Klasse konnte zum Teil fliehen, wobei einige Schüler vermisst wurden.

Eine Übung in dieser Größenordnung gibt es im Landkreis nur alle sechs Jahre. Damit wird nicht nur jeder Einzelfall trainiert, sondern vor allem auch das Zusammenspiel der Rettungskräfte in der Region. Kommunikationswege, Schnittstellen, Vernetzung - das alles muss im Ernstfall klappen. 300 Rettungskräfte der Landkreisfeuerwehren, die Helfer des Roten Kreuzes, des Malteser Hilfedienstes, des Technischen Hilfswerks, der Polizei und der Notfallseelsorge waren über fünf Stunden im Einsatz. Die Gesamtleitung der Großübung lag bei Kreisbrandrat Christian Happach und seinen beiden Inspektoren Franz Hörmann und Klaus Hartwig. Das Rettungstrio koordinierte mit den Mitarbeitern des zuständigen Sachgebiets des Landratsamts alle Aufgaben der Ernstfallübung, die auch von Vertretern der Regierung von Schwaben überwacht wurde. 60 Jugendfeuerwehrmitglieder spielten die Schüler und die weiteren Verletzten. Eine ganze Reihe von Senioren des Pflegeheims Sankt Hildegard ließen ihr Frühstück mit ihren Pflegern für die Übung stehen und folgten den Anweisungen der Atemschutzretter der Feuerwehr: Sie mussten über das Treppenhaus ins Freie gehen, wo sie von den Mitarbeitern des BRK nach Aufnahme der Personalien in sichere Gefilde gebracht wurden.

Landrat Klaus Metzger war ständiger Beobachter. Er gratulierte dem neuen Kreisbrandrat Christian Happach zu seiner erfolgreichen „Feuertaufe”.


Von Erich Hoffmann
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