Tatsächlich arbeiten deutschlandweit nur rund 2500 Graveure, jährlich schließen nur etwa 40 Nachwuchskräfte die duale Ausbildung ab, teilt Petra Rosendahl vom Bundesinnungsverband der Galvaniseure, Graveure und Metallbildner mit. Viele gehen in den Formenbau und fertigen industrielle Spritzgussteile. Egger dagegen pflegt die alte Handwerkskunst. Natürlich arbeitet auch er mit Maschinen, teilweise auch mit dem Computer, doch achtet er darauf, die wesentlichen Schritte mit der Hand zu machen. „Es gibt heute Computerprogramme, die sehr gut flächig gravieren, aber mit dem Relief hapert es noch”, sagt er. Außerdem findet er, die maschinengefertigten Gravuren seien „einfach zu perfekt - für mich hat das nichts.” Eigentlich hatte sich Michael Egger nach der ersten Schützenkette im Jahr 1980 geschworen: „Das mache ich nie wieder.” Das war die Kette des Schützenvereins Roland Gundelsdorf gewesen, die mit den Jahren recht unansehnlich geworden war, so dass der Vorstand beschloss, sie richten zu lassen. Also fuhren der Vorsitzende und Egger, der damals aktiver Schütze war, nach Augsburg zu einem Goldschmied, der für gute Arbeit bekannt war. Das Ergebnis war ernüchternd, rund 6000 Mark sollte die Sanierung der Kette kosten. „Wir waren sehr niedergeschlagen”, erzählt Egger, „und so sagte der Vorsitzende zu mir: „Michi, das machst jetzt du.” Tatsächlich machte sich der Graveur im folgenden Jahr an die Arbeit, nahm die Kette komplett auseinander, ersetzte Blechtaler durch echte, selbstgefertigte Silbertaler, sortierte und machte aus der Schützenkette ein Prachtstück. Das fiel überall auf, wo die Rolandschützen unterwegs waren. Immer wieder wurden sie gefragt, wo sie ihre Kette hätten richten lassen. Was zu Anfragen an Egger führte, die er jedoch alle ablehnte. Denn seinen Erstling hatte er im Wohnzimmer bearbeitet, oben auf der Galerie, wo es immer heißer wurde - nicht nur weil Sommer war, sondern auch durch das Löten. Zu Hilfe kam ihm dabei seine Meisterausbildung. Nach dem Hauptschulabschluss hatte der gebürtige Gundelsdorfer sein Handwerk dreieinhalb Jahre lang in Schrobenhausen bei der Firma Poellath gelernt und dort auch zunächst weitergearbeitet. Mit 26 Jahren ging er nach Pforzheim auf die Goldschmiedeschule, um seinen Meister zu machen. „Dort gab es fünf Klassen Goldschmiede und eine Klasse Graveure”, erinnert er sich. Die praktischen Übungen der eigenen Klasse langweilten ihn, weshalb er den Lehrer bat, in den praktischen Unterricht der Goldschmiede wechseln zu dürfen. Was er dort lernte, kam ihm später zugute Was ein angehender Graveur mitbringen muss? In erster Linie Kreativität und Zeichengeschick. Von Andrea Hammerl