Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 01.07.2017 12:00

Vereint in der Unprofessionalität

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Das tun die vier Well-Verehrerinnen Gitta Huber, Kathi Fischer, Heidi Büschl und eben Eva Ziegler seit genau 25 Jahren; und ganz ähnlich machen es der „Geier Hannes” und die Mitglieder des Vereins Rainer Winkel rund um Rain am Lech - auch seit 25 Jahren.

Man ist sich also ähnlich, „auch politisch”, man kennt sich, man schätzt sich, man besucht jeweils die Veranstaltungen der „Konkurrenz”, was lag also näher, als den runden Geburtstag gemeinsam zu feiern. Ein bisschen zumindest.

Die IG Rainer Winkel wurde im Februar 1992 von 19 Bürgern des Rainer Winkels gegründet. Inzwischen ist der Verein auf etwa 150 Mitglieder angewachsen, sie kommen aus den verschiedensten Orten der Region. Von einer regelrechten „Gründung” kann man bei den Vereinigten Well-Verehrerinnen (VWV) indes nicht sprechen, auch ein Verein ist daraus nie geworden. Dennoch haben die Damen zum Beispiel Dieter Hildebrandt geholt, Gerhard Polt, den unvergessenen Jörg Hube mit einer legendären Oskar-Maria-Graf-Lesung, und auch die Mehlprimeln und Lizzy Aumeier waren, zum Teil schon mehrfach, Gast in Pöttmes und Umgebung. Und natürlich die Mitglieder der Well-Familie.

Wie bei ihnen alles begann, ist schon zu einer Art Gründungsmythos geworden. Die Biermösl Blosn trat in Baar auf.Nach dem Konzert kam man ins Gespräch, und weil Christoph Well, den alle nur Stofferl nennen, Hunger hatte und nichts aufzutreiben war als eben eine Kochsalami im Auto der Well Verehrerinnen, die damals aber noch nicht so hießen, machte man zusammen eine frugale Brotzeit. Essen verbindet, und nachdem die weit verzweigte Familie Well auch Wurzeln in Ebenried hat, war ein Auftritt schnell vereinbart.

Als es dann über ein Jahr später soweit war und mehr als 2000 Menschen in das Zelt auf dem Gelände des FC Gundelsdorf drängten, wollten die kulturbegeisterten, aber als Eventmangerinnen völlig unerfahrenen Damen am liebsten weglaufen. Die gesamte Verwandtschaft war im Schnellkurs zur Security-Einheit ausgebildet worden, und in der Küche traten sich die Leute auf die Füße - wer mithalf, hatte freien Eintritt.

Schnell kam die legendäre Übergabe der Weihnachtsgänse als Honorar hinzu, und noch heute erzählen die Damen gerne von einem völlig perplexen Dieter Hildebrandt am Gartenzaun, der rustikalen Frau Dr. Ringswandl oder der konspirativen Gänse-Übergabe an das „Duo Virtuoso” an einer Autobahn-Raststätte, die eher an eine Drogendeal erinnerte.

Aber genau das, und dass die VWV immer noch schallend darüber lachen können, machen den besonderen Reiz und den Erfolg dieser etwas anderen Kultur-Agentur aus - die freilich genau das nie sein will. Keine Agentur mit kommerziellen Hintergrund. Im Gegenteil: Im Zweifel zahlt man eben drauf.

Eine Zusammenarbeit mit dem Rainer Winkel hatten die VVW schon länger im Auge. Das Jubiläum bietet nun die Gelegenheit. „Anlass”, wenn man so will, sind die Wellküren, die sowohl Hans Geier für das 5. Rainer-Winkel-Festival vom 27. bis 30. Juli wie auch die VWV für ihr Jubiläum verpflichten wollten. Man einigte sich, und so machen die Wellküren den Auftakt zum viertägigen Festival auf Gut Sulz, die Well Verehrerinnen halten sich an einige der anderen Wells (ausführlicher Bericht in der AICHACHER ZEITUNG


Von Berndt Herrmann
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