Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 29.09.2017 12:00

1600 Bäume in Nordschwaben

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Ein tiefes Loch klafft im Stamm des stattlichen Apfelbaumes, um den sich der 89-jährige Xaver Failer, Obstbauer Konrad Naßl und die beiden Projektverantwortlichen Hans Thomas Bosch und Manuela Riepold tummeln. In seiner Krone hängen Hunderte Äpfel. Mit welcher Sorte die Experten es hier zu tun haben, wissen sie noch nicht. Eines stehe aber fest, wie Bosch erklärt. „Ein so alter Baum ist hochinteressant.” Der Württembergische Pomologe kenne an die 300 Apfel- und Birnensorten. Dennoch könne er rund 20 Prozent der untersuchten Bäume nicht bestimmen. „Entweder, weil wir es hier mit lokalen Sorten zu tun haben, oder tatsächlich mit vermeintlich verschollenen”, erklärt der Sortenforscher.

Die Äpfel des alten Baumes sind von braunem Rost bedeckt. „Wir sagen dazu Lederäpfel”, wirft Xaver Failer ein. Auch dem ausgebildeten Baumwart ist keine genaue Sortenbezeichnung bekannt. „Lederäpfel oder graue Renetten sehen nicht schön aus”, erklärt Hans Thomas Bosch, der einen der Äpfel probiert. „Dabei haben wir es hier mit sehr würzigen Tafeläpfeln zu tun.” Ein derartiger Fund gefällt den Projektverantwortlichen. Von den vor 200 Jahren rund 1500 verbreiteten Sorten sind heute noch rund 40 wirtschaftlich relevant. Sie sehen schön aus oder liefern große Äpfel und werden daher kultiviert. „Hier haben wir die Möglichkeit, alte Sorten wieder aufleben zu lassen”, meint Bosch. Vielleicht schlummert irgendwo eine vergessene Sorte, die das Angebot des Einzelhandels einmal ergänzen wird.


Von Bastian Brummer
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