Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 22.05.2018 12:00

Zum Heulen

Die Manschette zeigt's:   Mit Herbert Schrittenlochers linkem Ellbogen ist etwas nicht in Ordnung. Am Freitag musste das TSV-Ass nach dem zweiten Spiel aufhören.	Foto: Siegfried Kerpf (Foto: Siegfried Kerpf)
Die Manschette zeigt's: Mit Herbert Schrittenlochers linkem Ellbogen ist etwas nicht in Ordnung. Am Freitag musste das TSV-Ass nach dem zweiten Spiel aufhören. Foto: Siegfried Kerpf (Foto: Siegfried Kerpf)
Die Manschette zeigt's: Mit Herbert Schrittenlochers linkem Ellbogen ist etwas nicht in Ordnung. Am Freitag musste das TSV-Ass nach dem zweiten Spiel aufhören. Foto: Siegfried Kerpf (Foto: Siegfried Kerpf)
Die Manschette zeigt's: Mit Herbert Schrittenlochers linkem Ellbogen ist etwas nicht in Ordnung. Am Freitag musste das TSV-Ass nach dem zweiten Spiel aufhören. Foto: Siegfried Kerpf (Foto: Siegfried Kerpf)
Die Manschette zeigt's: Mit Herbert Schrittenlochers linkem Ellbogen ist etwas nicht in Ordnung. Am Freitag musste das TSV-Ass nach dem zweiten Spiel aufhören. Foto: Siegfried Kerpf (Foto: Siegfried Kerpf)

Wer Kühbachs Stockschützenchef Anton Stadlmair vor dem Start in die revolutionär reformierte Bundesliga nach seinem besten Mann im Aufgebot fragte, der musste auf die Antwort nicht lange warten: Herbert Schrittenlocher. Aber der war ausgerechnet zum Höhepunkt der Männer in der Abteilungshistorie gehandicapt. Seit Wochen macht dem Linkshänder ein „Golfarm” zu schaffen. Zwischendurch waren die Schmerzen an den Muskelansätzen am linken Ellbogen auszuhalten, aber am Freitag wurden sie wieder so schlimm, dass Herbert Schrittenlocher in der Pause zum dritten Spiel aufgeben musste. In der fünften Kehre des zweiten Spiels hatte er eine Sieben vergeigt, weil er als letzter Schütze beim Massen den Stock von Christian Breitschopf aus dem Zielfeld bugsierte, in dem sich kein Mühlhausener Stock mehr aufhielt - vermutlich die Schlüsselszene des Abends. „Einem fitten Herbert Schrittenlocher wär' das nie passiert”, war sich die heimische Fangemeinde einig. Statt einer Sieben schrieb der Gastgeber nur eine Fünf zum 11:8, worauf die Mühlhausener mit dem Nachschuss auf der sechsten Kehre zum 11:11 ausglichen. „Wir waren wirklich nicht chancenlos, aber durch unsere Fehler haben wir die Gegner stark gemacht”, haderte Schrittenlocher. Als der Mühlhausener Günther Moritz in der sechsten Kehre des dritten Spiels Armin Hahns Stock aus dem Rechteck mit den roten Pflastersteinen schoss, war der Abstieg der Kühbacher kurz nach halb neun perfekt. Bei einem 7:16-Rückstand hätten sie eine Neun fürs Unentschieden gebraucht, die letztlich erreichte Sieben war zu wenig.

Die Ausgangslage war klar. Kühbach musste nicht nur gegen Mühlhausen (mit dem deutlich besseren Spieleverhältnis von 24:26 gegenüber 14:36) gewinnen, sondern am letzten Spieltag (2. Juni) in Hauzenberg auch noch mindestens einen Punkt holen. Nach dem 1:5 nach drei Spielen war gegen die Niederbayern (Mühlhausen ist ein Ortsteil von Neustadt an der Donau) ein Sieg jedoch nicht mehr möglich. Immerhin ein 5:5 (13:17, 11:11, 14:16, 15:11, 19:5) wie schon im Hinspiel hat der TSV noch geschafft, was kein Trost war an diesem traurigen Abend.

„Wir waren nicht abgeklärt genug”, stellte Anton Stadlmair fest. Die Kühbacher machten halt in den bisher fünf Auseinandersetzungen meistens einen Fehler zu viel, das darf man sich gegen diese hochkarätigen Widersacher nicht erlauben. Wenn etwas schief gehen konnte, dann ging's auch schief, dieses Eindrucks konnte sich der Aufsteiger nicht erwehren. Wie gleich in der ersten Kehre. Nomalerweise wäre es für Manfred Schrittenlocher ein Leichtes gewesen, für eine Drei zu massen. Aber sein Stock war zu kurz, Mühlhausen notierte eine Sieben und sicherte sich das Auftaktspiel mit 17:13. Herbert Schrittenlocher nahm seinen jüngeren Bruder, 41, bei dessen Bundesligadebüt in Schutz. Vor einer solchen Kulisse - das letzte Heimspiel lockte noch einmal fast 200 Zuschauer an - sei die „nervliche Anspannung schon riesengroß”. Manfred Schrittenlocher war für Luis Merkl in die Mannschaft gekommen.

Jetzt muss die Sommer-Bundesliga in der nächsten Saison halt ohne ihren Vorzeige-Schauplatz auskommen. „Überall schwärmen sie von unserer Halle”, registrierte Stadlmair in den vergangenen Wochen mit Genugtuung. So bitter der Abstieg auch sei, „für uns war es ein Erlebnis, zu den 16 besten Mannschaften zu gehören”, betont der 62-Jährige, „es war für unseren gesamten Verein wichtig, dabei gewesen zu sein. Die Leute konnten miterleben, wie attraktiv das oft als Alt-Herren-Sport verpönte Stockschießen sein kann.” Und abgesehen davon: „Wir sind im großen Geschäft weiter dabei mit unseren Damen, die aktuell deutscher Meister sind und auch international spitze.” Herbert Schrittenlocher versicherte, in der nächsten Saison, dann ohne „Golfarm”, den prompten Wiederaufstieg ins Visier zu nehmen.

Dass das Kühbacher Quartett um Rudi Baumgartner in den letzten zwei Spielen, als es zu spät war, aufdrehte, war den Mühlhausenern gar nicht recht. Denn die wollten unbedingt gewinnen, um sich im Kampf um Platz zwei in der Gruppe C mit Hauzenberg eine gute Ausgangsposition zu verschaffen. Bei einem Sieg in Kühbach wären die Chancen fürs Viertelfinale voll intakt gewesen. „Wir können jeden schlagen”, ist SVM-Abteilungsleiter Christian Teubl vor dem Finale auf heimischem Asphalt gegen Passau überzeugt. Nun braucht Mühlhausen (4:6 Punkte) Kühbacher Schützenhilfe in Hauzenberg (5:5). Teubl war am Freitag Ersatzmann. Alle bisherigen fünf Begegnungen hat der SVM in der selben Formation bestritten mit Roland Weidinger, Günther Moritz, Mario Steinberger und Karlheinz Skorsetz. Die Kühbacher setzten bisher acht Schützen ein (Breitschopf, Baumgartner, Gaßmair, Merkl, Westermeier, Hahn und die Schrittenlocher-Brüder). Im Sommer 2017 war Mühlhausen nach seinem dritten Platz bei der „Deutschen” im Jahr zuvor für die Champions League qualifiziert. Dort war wie für Passau im Viertelfinale Endstation. Das Halbfinale war eine rein österreichische Angelegenheit. Die neue Bundesliga, findet Teubl, werde „super angenommen”. Nur müssten die Deutschen noch viel lernen im Vergleich zu den Österreichern, die mit diesem Modus schon seit Jahren vertraut seien. Wenn etwas schiefgehen kann, geht es schief


Von Heribert Oberhauser
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