Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 06.08.2014 10:40

Radtalent Daniel Schrag sprintet auf dem Ku’damm

<p> <x_bildunterschr> <b>Daniel Schrag führt das U 13-Feld </b> bei der „Bayerischen“ auf den Straßen der niederbayerischen Kleinstadt Viechtach an. Am Ende wurde das Aichacher Talent als jüngerer Jahrgang sehr beachtlicher Zweiter, nur bezwungen vom Augsburger Marco Brenner (Zweiter von links). </x_bildunterschr> </p>
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Aichach – Daniel Schrag steht nicht so auf den Dress der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mit den vier Sternen wie die meisten Buben seines Alters in diesen Wochen. Seit Vincenzo Nibali die Tour de France gewonnen hat, wünscht sich der elfjährige Aichacher von seiner Mutter Silke nichts sehnlicher als das hellblaue Trikot des Astana-Teams, für das der Italiener die Frankreich-Schleife bestritten hat. Daniel Schrag ist Radrennfahrer, und ein begabter dazu. Die Tour hat er am Fernseher geradezu verschlungen. Irgendwann, das ist sein Traum, will er bei der berühmtesten Rundfahrt selbst dabei sein. Der Weg bis zu den Champs-Elysées ist aber noch unendlich weit. Der zweite Platz, den Daniel Schrag am Sonntag bei der bayerischen Straßen-Meisterschaft am Sonntag in Viechtach in der U 13 errungen hat, bezwungen nur vom ein Jahr älteren Marco Brenner (E-Racers Augsburg), ist nur ein ganz winziger Schritt dorthin.

Stefan Böhm-Storck, U15-Kadertrainer des Bayerischen Radsportverbands (BRV) und Talentsichtungstrainer, hat Danial Schrag in diesem Jahr ins U13-Aufgebot des BRV geholt. Dem Nürnberger gefällt’s, wie sich der Jungspund jetzt schon im Rennen verhält. „Er ist ein Fuchs, schlitzohrig, hat Übersicht, kann warten und zum richtigen Zeitpunkt zuschlagen.“ Für Böhm-Storck, ehedem mal Dritter war beim Aichacher Frühjahrs-Straßenpreis, ist Daniel Schrag ein „großes Talent“; aber der Nürnberger sagt auch, dass er für eine langfristige Prognose noch zu jung sei. Daniel müsse kontinuierlich über drei bis fünf Jahre im Ausdauerbereich aufgebaut werden, betont Böhm-Storck, zum Beispiel lernen, im Windschatten zu fahren.

Hubert Stöffel sieht es genauso. Zum einen ist er begeistert von dem Jungen: „Er hat Spaß und fährt wie der Teufel.“ Andererseits weist die Aichacher Radsportlegende darauf hin, dass es erst „viel später richtig losgeht“. Der Vorsitzende des Radteams Aichach 2000 hat Daniels Vater Uli geraten, mit seinem Filius auf der Bahn Erfahrung zu sammeln. Die Bahn sei die „richtige Schule“, erklärt Stöffel, „da lernst du das Radfahren, weil man eng beieinander ist“. Außerdem, schiebt der 69-Jährige nach, sei der Bub von der gefährlichen Straße weg.

Daniel Schrag hat inzwischen 2000 Kilometer auf der Bahn der RSG Augsburg heruntergespult, für die er seine Rennen bestreitet. Der Vater hat die Jugendarbeit im Verein auf Straße und Bahn übernommen. Seit 2011 fährt Daniel auf dem Holzoval an der Eisackstraße, alle zwei Wochen ist er im Rapp-Cup gefordert. Seine große Leidenschaft gehört aber der Straße. Anfangs fuhr Daniel Schrag für den RSC Aichach die Fette-Reifen-Rennen. Danach habe er jedoch kein Mountainbike gewollt, wie es der RSC Aichach für seine Youngster bevorzugte, sondern ein richtiges Rennrad – deshalb auch der Wechsel zur RSG, erzählt Uli Schrag.

Daniel Schrag fährt zurzeit ein Carbonrad (sechs Kilo) mit einem Rahmen, mit dem Marcel Kittel, der vierfache Tour-Etappensieger 2014, in der vergangenen Saison unterwegs war. Etwa 5000 Euro kostet das komplette Sportgerät. Die vom Radsportvirus infizierten Schrags – mittlerweile fährt auch Tochter Emily, 8, schon Rennen – haben die Werkstatt im Haus. Das sei von Vorteil, sagt Uli Schrag, „weil du auf der Suche nach Verbesserungen immer am Schrauben bist“.

Zum Radsport kam Daniel mit sieben, als der Arzt bei ihm Asthma diagnostizierte und zu einem Ausdauersport riet. Da der Vater, der 2002 von Königsbrunn nach Aichach gezogen war, passioniert radelte, nahm er seinen Sohn mit. Mittlerweile trainieren die beiden vor Meisterschaften fünf Mal in der Woche, insgesamt bis zu 280 Kilometer. Dass Uli Schrag freiberuflich tätig ist, hilft ihm wesentlich, seinen Filius zu unterstützen.

Der Körper des Jungspunds, der zum Ausgleich Fußball spielt (bei Klingens E-Junioren), windsurft und segelt, hält den Belastungen problemlos stand. Bei einem Leistungstest im Klinikum erzielte er exzellente Werte. „Bei 250 Watt für einen Elfjährigen schüttelten die Mediziner nur noch ungläubig den Kopf“, berichtet Vater Schrag.

Entgegenkommen erfährt Daniel Schrag durch das Aichacher Gymnasium. Das stelle ihn, wenn nötig, frei, andere im Bayern-Kader hätten Probleme und deshalb schon die Schule gewechselt, sagt Uli Schrag. Die erste Klasse am Gymnasium hat Daniel hinter sich. Als zweite Fremdsprache hat er Französisch gewählt. Das passt für einen späteren Tour-Starter. Die Schule habe Priorität, stellt der Vater klar: „Nur so lange es mit den Noten klappt, ist das Hobby Radrennen okay.“ Auf die Nürnberger Förderschule für junge Radrennfahrer mit Perspektive wollen die Eltern Daniel nicht schicken.

Daniel Schrag hat 2014, seinem ersten Lizenzjahr, in der U 13 bisher drei Siege und neun Platzierungen (Ränge zwei bis 15) herausgefahren. Das ist insofern erstaunlich, als er mit seinen elf Jahren zum jüngeren U 13-Jahrgang gehört. Bisheriger Höhepunkt war die Ostthüringen Rundfahrt im Mai. Uli Schrag befürchtete, der Sohnemann würde „untergehen“. Aber dann gewann der gleich mal den Prolog – ein Kriterium, die Spezialität des sprintstarken Daniel. Dass er am Ende unter 123 Startern nur 13. wurde, lag am Missgeschick im „Kinderparcours“, in dem er sich verfuhr. Ohne diesen Lapsus wäre er auf dem Podest gelandet. Wenige Tage später machte sich sein Faible für Kriterien am Chiemsee bezahlt. Um den Priener Marktplatz herum sahnte er bis auf eine alle Sprintprämien ab.

Aber die erste große Standortbestimmung für Daniel Schrag werde die Kids Tour Berlin vom 15. bis 17. August sein, sagt BRV-Trainer Stefan Böhm-Storck. Daniel fiebert der Vier-Etappen-Fahrt entgegen. Es ist sein bisher größer Auftritt. 2003 hat John Degenkolb, heuer Zweiter bei einer Tour-Etappe, die Kids Tour gewonnen. „Degenkolb ist mein Vorbild, er ist Sprinter wie ich“, sagt Daniel.

Der BRV schickt drei Vierermannschaften in die Hauptstadt, jeweils mit zwei Buben aus dem älteren U 13-Jahrgang, einem aus dem jüngeren und einem Mädchen.

Eröffnet wird die 22. Auflage der Kids Tour mit einem Zeitfahren. Daniel Schrag wird dann erstmals in einem Wettbewerb den windschnittigen Zeitfahrhelm und Zeitfahrfelgen nutzen. Auf der Bahn im niederbayerischen Niederpöring hat er am Freitag in der BRV-Trainingsmaßnahme für die U 15 schon mal mit dem Spezialrüstzeug Runden gedreht.

Das flache Gelände um Berlin sollte Daniel Schrag liegen; dort könnte er seine Sprintqualitäten ausspielen. Aber die internationale Konkurrenz wird gewaltig sein. Ein Platz unter den ersten fünfzig wäre ein „super Ergebnis“, findet Uli Schrag. Der letzte Streckenabschnitt führt über den Kurfürstendamm, Berlins beliebte Einkaufsmeile. Dann werden sich die Profis von übermorgen fühlen wie die aktuellen Helden der Pedalritterbranche auf dem Pariser Prachtboulevard.

Von Heribert Oberhauser


Von HOberhauser
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