Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 21.03.2018 12:00

Radsport: Die Deutschland Tour ist Fabian Schormairs großes Ziel

Das Team-Trainingslager   im Februar war für Fabian Schormair während der Saisonvorbereitung schon der zweite Trip nach Mallorca.	Foto: Play Hamburg (Foto: Play Hamburg)
Das Team-Trainingslager im Februar war für Fabian Schormair während der Saisonvorbereitung schon der zweite Trip nach Mallorca. Foto: Play Hamburg (Foto: Play Hamburg)
Das Team-Trainingslager im Februar war für Fabian Schormair während der Saisonvorbereitung schon der zweite Trip nach Mallorca. Foto: Play Hamburg (Foto: Play Hamburg)
Das Team-Trainingslager im Februar war für Fabian Schormair während der Saisonvorbereitung schon der zweite Trip nach Mallorca. Foto: Play Hamburg (Foto: Play Hamburg)
Das Team-Trainingslager im Februar war für Fabian Schormair während der Saisonvorbereitung schon der zweite Trip nach Mallorca. Foto: Play Hamburg (Foto: Play Hamburg)

2017 ist einiges schief gelaufen in der Radsportkarriere des 23-Jährigen. Genau genommen begann das Ungemach schon im Dezember 2016, als er sich beim Hobbykick den Knöchel brach. Daraufhin konnte er erst eineinhalb Monate später in die Vorbereitung einsteigen. Beim Aichacher Frühjahrstraßenpreis am 26. März, seinem Saisondebüt, schlug sich Schormair ausgezeichnet. Bis zur Zielgeraden fuhr er um einen Podestplatz mit. Am Ende fehlte ihm die Kraft, aber Rang acht war ein sehr respektables Ergebnis, das ihm Hoffnung machte auf ein erfolgreiches Jahr.

Im Juni allerdings suchte das Epstein-Barr-Virus, eine leichtere Form des Pfeifferschen Drüsenfiebers, Schormair heim. Er fühlte sich immer schlapp, die Saison war gelaufen. Schormair konnte sich wenigstens einige Monate ganz aufs Studium konzentrieren. In dieser Zeit signalisierte sein Rennstall die Bereitschaft, den Vertrag um ein Jahr zu verlängern. „Ich bin meinem Teamchef Florian Monreal dafür heute noch sehr dankbar”, sagt Schormair. Es sei schließlich in dem Geschäft nicht selbstverständlich, sich auf eine weitere Zusammenarbeit festzulegen, ohne zu wissen, wann der Sportler seine Krankheit überwunden hat. Außerdem zeige es aber auch die Wertschätzung, die die Team-Verantwortlichen ihm entgegenbrächten.

Fabian Schormair fährt seit 2017 für das in Weitersburg bei Koblenz beheimatete Team Lotto-Kern Haus, ein drittklassiges Profiteam wie das LKT Team Brandenburg, für das er vorher in die Pedale trat. Schormair sieht sich als „Halbprofi” am besten eingestuft; im Klartext bedeutet es, dass er in seinen Sport nicht nur viel Zeit, sondern auch Geld investieren muss. 2018 beschäftigt der Rennstall zwölf deutsche Fahrer, 2017 war der 17-Mann-Kader noch international besetzt.

Im Oktober 2017 ging's Schormair gesundheitlich besser, worauf er sich wieder in den Sattel schwang. Eigeninitiave war jetzt gefragt. Zwei Wochen war er in den Bergen unterwegs mit den Stationen Südtirol, Innsbruck und Kempten. Im Dezember flog Schormair für zwölf Tage nach Mallorca, im Januar für acht Tage nach Lanzarote. Auf der Kanareninsel war es zwar windig, dafür 20 Grad warm und nicht so bergig wie auf Gran Canaria oder Teneriffa.

Mitte Februar stand der erste Wettbewerb für die Weitersburger an, die Tour de Provence, eine hochkategorisierte Vier-Tage-Rundfahrt um Marseille. Zwei französische World-Tour-Teams (1. Kategorie) seien unter den 15 Mannschaften gewesen, sagt Schormair. Im Flachen hielt er mit seiner Truppe prima mit, nur bei der Bergetappe mussten sie abreißen lassen. „Die Topprofis sind aus Australien oder Oman ganz anders vorbereitet nach Südfrankreich gekommen”, anerkannte Schormair. Für ihn war es vor allem bedeutend, das Ziel zu erreichen. „Eine erfolgreich absolvierte Etappenfahrt gibt dir einen gehörigen Motivationsschub.”

Gleich anschließend führte das zehntägige Team-Trainingslager Schormair noch einmal nach Mallorca. Unterm Strich war er zufrieden mit den Testmonaten. „Ich bin gesund geblieben, das war das Wichtigste”, betont er.

Die Volta Limburg, ein kleines Amstel-Gold-Race, sei mit ihren 40 Anstiegen auf 200 Kilometern eine durchaus anspruchsvolle Angelegenheit, blickt Fabian Schormair voraus auf den Karsamstag. Danach steht Ende April das erste Bundesligarennen an, im Mai und Juni bestreitet er mit seinem Team Rundfahrten in Luxemburg, Belgien, Holland, Frankreich und Polen.

Der Fokus in diesem Jahr ist freilich ganz auf die Deutschland Tour im August gerichtet mit dem Ausgangspunkt Koblenz. „Der Start ist direkt vor der Haustür unseres Hauptsponsors Lotto Rheinland-Pfalz, das ist für die Mannschaft schon der Wahnsinn”, sagt Schormair. Es heißt in den nächsten Monaten demnach, sich zu empfehlen für eine Nominierung. Denn von den zwölf Teammitgliedern dürfen nur sechs mitfahren.

Nach zehn Jahren feiert die Deutschland Tour, die über Bonn und Trier nach Stuttgart führen wird, ihr Comeback. „Sie ist unwahrscheinlich wichtig für den Radsport hierzulande”, findet Schormair, „im letzten Jahr gab es in Deutschland nicht eine Profi-Rundfahrt, das ist ein Armutszeugnis.” Von der Vier-Etappen-Fahrt hänge heuer viel ab, wie es mit dem Radsport in der Republik weitergeht. Die Besetzung wird top sein, die ARD überträgt. „Es ist für alle Fahrer die große Chance, auf sich aufmerksam zu machen”, weiß Schormair.

Der Untergriesbacher ist auf die Medien ob ihrer Einlassungen über Doping bei den Pedalrittern nicht gut zu sprechen. Sie hätten den Radsport in Deutschland „kaputtgemacht. Gewinnt Degenkolb ein großes Rennen, ist es nur eine Randnotiz, wird der Fahrer auf Platz 100 des Dopings überführt, wird eine ganze Seite darüber geschrieben.” So seien dem Radsport immer mehr Sponsoren und in der Konsequenz Rennen verloren gegangen. Fabian Schormair will die Doping-Problematik in seiner Sportart keineswegs kleinreden; was er aus der Perspektive des sauberen Sportlers verlangt, ist eine faire Berichterstattung.

Der seit 1998 20 Mal vom Radteam-Vorsitzenden Hubert Stöffel organisierte Frühjahrsstraßenpreis fehlt heuer im Terminkalender. Er bedauere dies außerordentlich, bekundet Fabian Schormair, nicht nur, weil er als Lokalmatador immer gern teilgenommen habe. „Rund um Oberwittelsbach” bestätige nur die Tendenz, dass immer weniger Rennen gefahren würden. Bayern ist davon besonders betroffen. Schormair muss deshalb nach Zusmarshausen (8. April), Schweinlang (14. April) und Burggen (15. April) eine unfreiwillige Wettfahrtpause einlegen und sich mit Trainingskilometern begnügen. „Im Frühjahr”, hat er ernüchtert feststellen müssen, „gibt's in Bayern fast keine Rennen mehr.” Bei der Tour de Provence war es Schormair wichtig, ins Ziel zu kommen


Von Heribert Oberhauser
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