Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 27.08.2014 21:48

Speedway-Talent Tim Wunderer: Mit Vollgas durch die Schlammwüste

<p> <x_bildunterschr> <b>Kam als Achter und vor allem heil </b> aus der Schlammschlacht in Bad Hersfeld heraus: Tim Wunderer.  Foto: privat </x_bildunterschr> </p>
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Normalerweise habe er bei Tim wenig Angst, erzählt Stephan Wunderer, sein Sohn fahre „vernünftig und mit Köpfchen“. Im hessischen Bad Hersfeld indes bangte der Vater schon um das Wohlbefinden seines Sprösslings. „Beim Training mittags um eins war die Bahn noch okay“, sagt Tim. Als aber mit Beginn der Konkurrenz um 17 Uhr der Regen eingesetzt habe, sei das 500-m-Grasoval, das in einem Lauf vier Mal umrundet wird, immer tiefer und rutschiger geworden.

Gras mag Tim Wunderer, der seit sechs Jahren auf Geländemaschinen sitzt und 2012 von der 50- in die 125-ccm-Klasse gewechselt ist, ohnehin nicht besonders. Er fährt viel lieber auf Sand (Speedway), wo er mit seiner Honda (20 PS) so wunderbar driften kann, seine Spezialität. In Bad Hersfeld jedoch war an Driften nicht zu denken. Es ging vorrangig darum, unbeschadet durch die Schlammwüste zu kommen. Die Begehr des Veranstalters (MSC Bad Hersfeld) sowie der Fahrer (zwölf bis 16 Jahre alt) mit ihren Betreuern und Angehörigen, die Trophy abzubrechen, fand bei der FIM-Jury kein Gehör; die wollte die Läufe nach ein paar Regenpausen partout durchziehen. Stephan Wunderer hatte den Eindruck, als hätte den Jungspunden einfach die Lobby gefehlt. Denn ein für den Abend anberaumtes Rennen für Erwachsene wurde dann tatsächlich gestrichen.

Schon als er langsam zum Start rollte, merkte Tim Wunderer, der mit der DMSB-Lizenz für den MSC Olching fährt, dass Vorsicht geboten war. Immer wieder rutschte das Vorderrad weg. Der Vater sah das größte Gefahrenpotenzial natürlich bei den hohen Geschwindigkeiten: „Wenn du mit 95 in die Kurve gehst und dein Hintermann schießt dich ab, weil er einen Fehler macht, dann gnade dir Gott.“ Andererseits, erklärt sein Sohnemann, sei volle Drehzahl das einzige Rezept, um erfolgreich durch den tiefen Untergrund zu pflügen. „Wenn du vom Gas gehst, ist das Rad sofort voller Schlamm.“

Auch das Material hatte unter den katastrophalen Verhältnissen zu leiden. Als Tim Wunderer im letzten der vier Punktläufe (immer mit fünf Fahrern) klar in Führung lag, machte der Luftfilter dicht, nachdem er zu viel Schlamm angesaugt hatte. Vorbei war’s für den Zeller Gymnasiasten (kommt am Aichacher DHG in die 8. Klasse) mit einem Vorlaufsieg und damit auch mit dem Einzug ins A-Finale.

Im B-Finale belegte Tim Wunderer, der als Ausgleichssport bei der Dasinger C-Jugend Fußball spielt, Rang drei, was den achten Gesamtplatz bedeutete. Vor Jahresfrist bei seinem WM-Debüt im französischen Morizes war er Neunter geworden. Zunächst sei er traurig gewesen über Platz acht, sagt der Youngster; denn sein Ziel, bester Deutscher zu werden, hatte er verfehlt. Dieses Prädikat verdiente sich der Augsburger Jonas Wilke (AMC Haunstetten) als Sechster. Mit etwas zeitlichem Abstand überwog dann aber doch die Freude über das sehr respektable Ergebnis.

Der englische Sieger Kyle Bickley sei in Abwesenheit der Amerikaner und Nordeuropäer eine Klasse für sich gewesen, anerkannte der junge Griesbeckerzeller.

Nach der Europameisterschaft im tschechischen Pilsen, bei der Wunderer Elfter geworden war, hatte der DMSB fünf Fahrer für Bad Hersfeld nominiert. Betreut wurde das Quintett von Herbert „Peppi“ Rudolph. Die deutsche Speedway-Ikone, 39, kümmert sich nach seinem Rücktritt vor zwei Jahren um den Nachwuchs. Von „Peppi“ gebe es „viele wertvolle Tipps“, sagt Tim Wunderer.

Nach dem Lauf zur „Süddeutschen“ am Wochenende in Berghaupten bei Freiburg steht für Tim Wunderer das nächste Großereignis am 27. September mit der deutschen Meisterschaft in Wolfslake bei Berlin auf dem Programm. Ein Podestplatz sei drin, findet Stephan Wunderer nach dem Studium der Ranglisten; die Besten aus dem Norden habe Tim schon bezwungen, und im Süden sei er Dritter, einen Punkt hinter dem Führungsduo. Was Tim Wunderers Aussichten auf eine Topplatzierung vor allem steigert, ist der Belag. Vor den Toren der Hauptstadt wird, wie auch im Oktober beim Bundesendlauf (Süd gegen Nord) in Teterow (Mecklenburg-Vorpommern), auf Sand Gas gegeben. Dann kann er seine Drifter-Qualitäten ausspielen.

Von Heribert Oberhauser


Von HOberhauser
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