Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 06.03.2017 12:00

Mongole demütigt Aichacher Handballer

Wie Udo Mesch das Spiel   seines Teams neben Samuel Schmaus (Mitte) und Philipp Dachser verfolgt, sagt alles aus über seinen Gemütszustand. Aichachs Trainer war gefrustet wie nie in dieser Saison.
Wie Udo Mesch das Spiel seines Teams neben Samuel Schmaus (Mitte) und Philipp Dachser verfolgt, sagt alles aus über seinen Gemütszustand. Aichachs Trainer war gefrustet wie nie in dieser Saison.
Wie Udo Mesch das Spiel seines Teams neben Samuel Schmaus (Mitte) und Philipp Dachser verfolgt, sagt alles aus über seinen Gemütszustand. Aichachs Trainer war gefrustet wie nie in dieser Saison.
Wie Udo Mesch das Spiel seines Teams neben Samuel Schmaus (Mitte) und Philipp Dachser verfolgt, sagt alles aus über seinen Gemütszustand. Aichachs Trainer war gefrustet wie nie in dieser Saison.
Wie Udo Mesch das Spiel seines Teams neben Samuel Schmaus (Mitte) und Philipp Dachser verfolgt, sagt alles aus über seinen Gemütszustand. Aichachs Trainer war gefrustet wie nie in dieser Saison.

Die ruinöse erste Halbzeit hatte Mesch schon jegliche Hoffnung auf ein erfolgreiches Abschneiden geraubt. Den zweiten Abschnitt verfolgte er demoralisiert nur noch auf der Spielerbank sitzend, sein Kopf war so hochrot wie dereinst jener des Fußballtrainers Jupp Heynckes, den sie deshalb Osram nannten. Auch die Spieler waren, wen wundert's, wortkarg nach dem Desaster. Die Pleite sei ein neuer Tiefpunkt, ließ sich Thomas Bauer immerhin aus der Nase ziehen. Bisher gebührte diese negative Bestmarke dem 21:30 in Kissing. Torhüter Stefan Walther sagte, er sei dem Trainer „dankbar”, dass der ihn zur Pause ausgewechselt und so vor weiterem Schaden bewahrt hätte. In den ersten 30 Minuten verkam Walther zur Schießbudenfigur, die Bälle flogen ihm nur so um die Ohren. Verständlich, dass der für Walther eingetauschte Thomas Wonnenberg am redseligsten war. Der Routinier, der ein letztes Mal in der „Ersten” mitmachen konnte, bevor er festgespielt ist, hielt bravourös, mehr als ein Unentschieden (13:13) holte aber nicht einmal er im zweiten Durchgang heraus. Wonnenberg konnte es sich also leisten, Klartext zu sprechen: „Die erste Halbzeit waren Abwehr wie Angriff ein Totalausfall.”

Dass sie einmal von einem Mongolen so vorgeführt würden, hätten sich die Aichacher nicht träumen lassen. Es existiert zwar eine mongolische Handballföderation, aber auffällig geworden ist der zwischen Russland und China eingebettete Wüstenstaat (Volkssport Ringen) in dieser Disziplin noch nicht. Wie er am Samstag mit Toren und Vorlagen zauberte, wäre Tuvshinbaatar bestimmt mongolischer Nationalspieler. Inzwischen aber hat der 26-Jährige, dessen Familie die Heimat 1998 verließ, die deutsche Staatsangehörigkeit. Tuv-shinbaatar ist erst seit der Rückrunde wieder dabei. Die vergangenen zwei Jahre - zuletzt hatte er sich beim TSV Schwabmünchen versucht - musste er wegen einer lädierten Schulter aussetzen, spielte stattdessen Fußball beim SSV Bobingen. Zwischen den Jahren erklärte er sich bereit, bei den Bobingern wieder anzugreifen. Längst ist er mit seiner spektakulären Spielweise Publikumsliebling. Tuvshinbaatar sei damit aber „nicht nur Segen, sondern auch Fluch” für seine Mannschaft, sagte hinterher Trainer Mario Stadlmair. Den verpassten Sieg gegen Gersthofen (32:32) etwa hätte Tuvshinbaatar auf dem Gewissen.

Die Aichacher wiederum hatten es am Samstag nicht im Kreuz, den jungen Familienvater an die Kandare zu nehmen. Tuvshinbaatar machte dank seiner Trickkiste und seiner Schnelligkeit mit der Aichacher Abwehr, was er wollte. Mesch sah das Unheil früh kommen, nahm schon nach acht Minuten eine Auszeit. Sein Vortrag indes fand offensichtlich kein Gehör, die Mannschaft schlitterte immer mehr in ein Debakel. Dass mit Felix Schilberth, Christoph Huber, Timo Stubner und Manuel Euba ein Quartett fehlte, darf keine Entschuldigung für die indiskutable Vorstellung sein. Was schiefgehen konnte, ging schief. Ein über Konstantin Schön und Benedikt Lenz grandios herausgespieltes Tor von Michael Kügle zum 6:8 war eine absolute Rarität.

Den Bobingern gelang dagegen so ziemlich alles. „Die spielen ja wie gedopt”, meinte ein Tribünengast. Ein anderer fragte sich, ob hier wirklich der Letzte auf den Fünften traf. Mario Stadlmair war so ehrlich einzuräumen, die Aichacher hätten „es uns schon einfach gemacht”. Bobingen darf mit nunmehr neun Punkten wieder auf den Klassenerhalt hoffen. Stadlmair hatte die Auseinandersetzung vorab als „letzte Chance” hochstilisiert. Darüber war sich offensichtlich auch der heimische Anhang im Klaren; die Stimmung in der Halle war ausgezeichnet.

Nach einem 8:2-Lauf der Blau-Weißen zwischen der 20. und 30. Minute war die Sache bei halber Distanz bereits erledigt. Nach Wiederbeginn brachten die Gäste das Kunststück fertig, mehr als zehn Minuten ohne Tor zu bleiben. Wonnenberg konnte so viel prächtig parieren, wie er wollte, unter anderem einen Siebenmeter von Florian Winkler, der Rückstand wuchs zwischenzeitlich auf astronomische 17 Treffer an (12:29, 13:30). Bis zum Ende wurd's ein bisschen moderater dank Schön, Lenz und Oliver Huber. Die letzte Aktion hatte noch einmal Symbolcharakter für einen aus Aichacher Sicht völlig vermurksten Abend: Thomas Bauer knallte einen Strafwurf an die Latte.

TSV Bobingen: Gebauer, Fischer; Tuvshinbaatar (9), Fink, Mathias Gerstenberg (5/2 Siebenmeter), Vogt (6), Hermann (1), Settele (1), Schmidt (1), Pillmayr (3), Pfeffer (2), Steininger (1), Riedlinger (4), Winkler (1).

TSV Aichach: Walther, 2. Hz. Wonnenberg; Kügle (1), Dachser (2), Lenz (6), Braun (1), Bauer (3/1), Oliver Huber (3), Bräutigam (1), Schön (6/2), Schmaus (1).

Schiedsrichter: Haas/Tappert (Augsburg). - Zuschauer: 100. - Zeitstrafen: 5-4. - Siebenmeter: 4/3-4/3. Zwischendurch wächst der Rückstand auf 17 Tore an


Von Heribert Oberhauser
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