Seit Johannes Neumann Anfang Juni beim Traditionsklub wieder das Präsidentenamt übernommen hat, brannten ihm und seinen Stellvertretern Franz Ziegler und Richard Baumann das vakante Amt des Fußballchefs unter den Nägeln. Erst recht, seit der gesundheitlich angeschlagene Baumann kürzer treten musste. Denn die Führungstroika war in den ersten Wochen und Monaten vordergründig damit beschäftigt, den finanziell angeschlagenen Ballspiel-Club am Leben zu erhalten. „Da konnten wir die Aufgaben im sportlichen Bereich nicht so erledigen, vieles musste improvisiert werden”, sagt Neumann, „doch jetzt fängt die Zukunft an.”

Neumann sprach davon, dass Güray Özkan schon von Anfang an „der Wunschkandidat” gewesen sei. Schon im Juni, kurz nach Übernahme der Amtsgeschäfte, hatte die neue BCA-Crew Kontakt zum 45-jährigen Türken aufgenommen. Ein Engagement damals kam nur deshalb nicht zustande, weil er beim Türk SV Pfaffenhofen als Trainer im Wort stand. „Doch steter Tropfen höhlt den Stein”, sagt Neumann schmunzelnd. Sein Engagement an der Ilm - der Türk SV führt die A-Klasse an (40 Punkte und 69 Tore aus 15 Spielen) - wird Özkan bis Saisonende fortsetzen, „aber schon heute richte ich die Konzentration auf den BCA”.

Özkan, mit einer Griechin verheiratet, Vater von fünf Kindern und schon zweifacher Opa, behauptet von sich, Erfahrung und Kontakte zu haben, „die hier gebraucht werden”. Er macht es sich an seiner neuen Wirkungsstätte zur Aufgabe, dass der BCA wieder eine „interessante Adresse” für Spieler wird, dass im Verein wieder der Zusammenhalt herrscht, wie er ihn vor gut zwölf Jahren als damaliger BCA-Spieler kennengelernt hatte. Denn darüber sind sich beim Aichacher Traditionsklub alle, Vorstandschaft, Trainer und der neue Sportliche Leiter, einig, dass ab der kommenden Saison wieder mehr Fußballer aus der Region das Gesicht der Mannschaft prägen sollen. „Spieler, die sich mit dem Verein identifizieren können”, betont Neumann. Denn das jetzige Konzept, mit serbischen und brasilianischen Kickern zu operieren, soll nicht von Dauer sein. Es wurde, dank Hrnackis Kontakten, aus der Not heraus geboren, um überhaupt den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten.

Bevor Hrnjacki Anfang Dezember mit den vier Brasilianern den Abflug nach Rio macht, um vor Ort in seiner Fußballschule nach dem Rechten zu schauen und eventuell neues Personal für den BCA zu rekrutieren, wird ein intensiver Austausch mit Özkan stattfinden, wie die Vorstellungen von beiden Seiten ausschauen. Bei einem Punkt gibt es schon einmal eine Übereinstimmung, ab Sommer 2015 wieder vermehrt auf Spieler aus der Region zu bauen - eine Kernforderung Hrnjackis. Doch zunächst müsse, so Özkan, die Basis geschaffen werden, die Kreisliga zu halten. Aktuell liegt der BCA gleichauf mit Relegationsplatzinhaber Langenmosen sowie nur einen Punkt vor einem direkten Abstiegsplatz.

Özkans Tätigkeitsfeld soll auch den Jugendbereich umfassen. Denn ab der neuen Saison wird der BC Aichach wieder eigenständige A-, B-, C- und D-Juniorenteams, deren Spieler (70 von insgesamt 95) noch in der JFG Wittelsbacher Land integriert sind, unterhalten. Denn wie Ziegler, parallel noch 1. Vorsitzender der JFG, erklärte, wird die JFG (neben dem BCA sind noch der SV Obergriesbach und der SC Griesbeckerzell Stammvereine) am Saisonende aufgelöst werden.

Der neue Fußballchef kann auf eine zweieinhalbjährige Vergangenheit beim BCA zurückblicken. Vor zwölf Jahren verschlug es Özkan vom unterfränkischen Erlenbach, dorthin übersiedelte er 1981 aus seiner türkischen Heimat Denizli, beruflich an die Paar, betreibt seitdem im Industriegebiet einen Obst- und Gemüsehandel. Anschließend folgten Engagements als Spielertrainer bei Aichach Türkspor sowie der Schrobenhausener Türken-elf. Auch wenn er sich inzwischen als Aichacher fühlt, ist er Erlenbach noch immer verbunden. Beim Türk FV ist er noch bis März Zweiter Vorsitzender. JFG Wittelsbacher Land wird am Saisonende aufgelöst