Mit ein bisschen Glück hätten die Kicker von der Frechholzhauser Straße auch mit 3:1 gewinnen können: 100 Sekunden vor dem regulären Ende stürmte FCP-Schlussmann Tobias Antoni bei einer Ecke nach vorne, prompt verloren seine Kollegen den Ball. Der Ex-Gersthofer eilte zwar in Richtung des eigenen Kastens zurück, doch keiner der Affinger fasste sich ein Herz und wagte einen 50-Meter-Heber. Stattdessen vertändelten sie diese Riesenchance (90.).

Nicht nur wegen dieser Szene kann man durchaus von einem verdienten Sieg für die Truppe von Klaus Wünsch sprechen. Allerdings hatte lange Zeit nichts auf einen Erfolg des Tabellenvorletzten hingedeutet. Fast eine Stunde lang bestimmten die Hausherren die Partie, speziell in der ersten Halbzeit.

Ein Grund für die Dominanz: Strobl agierte mit zwei Stürmern. Neben Serge Yohoua lief doch Michael Holzhammer auf. „Ich versuche es einfach“, hatte der Goalgetter der Präsidentengattin Kathi Höß vor dem Anpfiff verraten. Er biss sich die gesamten 90 Minuten durch, und erzielte den einzigen Pipinsrieder Treffer: Bei einer Flanke von Dominik Schön von rechts war der Friedberger im Strafraum zur Stelle und schon bimmelte es (1:0, 29.). So weit ging alles seinen erwartbaren Gang. Der FCP stand hinten sicher, Strobl gab den rechten Innenverteidiger an der Seite von Routinier Erkan Atilgan. Vom FCA war wenig zu sehen, wenn man von einem frühen Konter über links durch Patric Lemmer absah, den Strobl aber energisch unterband (5.). Seine Kollegen hatten kurz zuvor schon energisch einen Strafstoß gefordert, als Giovanni Goia und Simon Schmidt kollidierten (2.). Die Hausherren kontrollierten bis zur Pause Ball und Gegner, die Gäste beschränkten sich auf Nadelstiche. Dass Arthur Kubica mit einer Zerrung kurz vor der Pause die Segel streichen musste, erhöhte nicht die Durchschlagskraft der Pipinsrieder. Auch wenn Höß immer wieder die Verspieltheit seines Zehners monierte.

Nach dem Seitenwechsel stellte Wünsch um: Marco Surauer rutschte vom linken Mittelfeld auf die Sechs, die bis dahin von Michael Panknin besetzt worden war. Stefan Nießeler sorgte für mehr Schwung nach vorne. Die Maßnahme zündete: Denn obwohl die Strobl-Mannen drückten, konnten sie sich keine Strafraumszenen mehr erarbeiten. Wobei ein 30-m-Freistoß des Spielertrainers nur knapp an Gails Gehäuse vorbeistrich (53.) und Dominik Schön kurz darauf einen 25-m-Freistoß an den Pfosten setzte (55.). Der Ausgleich kam daher aus dem Nichts: der Ausgangspunkt war Atilgan. Der Ex-Profi spielte Lemmer unbedrängt einen Ball in die Füße. Der schnelle Affinger stürmte auf und davon, der Türke hinterher. Kurz vor der Torauslinie säbelte Atilgan seinen Gegenspieler um. Marius Kefer schob den fälligen Strafstoß zielsicher unten rechts ein (1:1, 58.).

Erst ungläubiges Staunen bei den Pipinsriedern, dann folgten wütende, wenngleich ziellose Angriffe. Yohoua strapazierte die Nerven der Fans durch immer neue, erfolglose Dribbelversuche, bis ihn Strobl schließlich vom Feld nahm. Zu diesem Zeitpunkt stand es schon 1:2 (70.). Marc-Abdul Al-Jajeh hatte kurz zuvor einen Angriff über rechts erfolgreich mit einem Schuss aus zwölf Metern vollendet. Wieder war Atilgan bei der entscheidenden Flanke nicht zur Stelle. Der Torschütze stand indes auch völlig frei. In den Schlussminuten wurde es hektisch, am Ergebnis änderte sich nichts mehr.

Affing hat mit dem Sieg den Anschluss an den Tabellen-16. Burghausen 2 gefunden, Pipinsried ist weiterhin Vierter. Der Abstand auf den Zweiten aus Pullach beträgt aber mittlerweile sechs Zähler.

Antoni – Finkenzeller, Strobl, Atilgan (74. Panagiotidis), Götz – Zischler – Schön, Kubica (43. Grahammer), Goia – Yohoua (79. Lechthaler), Holzhammer.

Gail – Failer, Thiel, Schmidt, Al-Jajeh – Panknin (46. Nießeler), Jorsch – Söllner, Kefer (90. Ritzer), Surauer – Lemmer.

1:0 Holzhammer (29.), 1:1 Kefer (58., Foulelfmeter), 1:2 Al-Jajeh (70.) – Bode (Nürnberg) – 300 – Strobl, Grahammer, Zischler/Lemmer, Surauer, Thiel.

Von Horst Kramer