Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 26.10.2017 12:00

Keine Lust auf die Halle

Aufgrund des neuen Modus   für die schwäbische Hallenmeisterschaft ist der Vorjahressieger Türkspor Augsburg automatisch für die Endrunde in Günzburg qualifiziert. 	Foto: Siegfried Kerpf (Foto: Siegfried Kerpf)
Aufgrund des neuen Modus für die schwäbische Hallenmeisterschaft ist der Vorjahressieger Türkspor Augsburg automatisch für die Endrunde in Günzburg qualifiziert. Foto: Siegfried Kerpf (Foto: Siegfried Kerpf)
Aufgrund des neuen Modus für die schwäbische Hallenmeisterschaft ist der Vorjahressieger Türkspor Augsburg automatisch für die Endrunde in Günzburg qualifiziert. Foto: Siegfried Kerpf (Foto: Siegfried Kerpf)
Aufgrund des neuen Modus für die schwäbische Hallenmeisterschaft ist der Vorjahressieger Türkspor Augsburg automatisch für die Endrunde in Günzburg qualifiziert. Foto: Siegfried Kerpf (Foto: Siegfried Kerpf)
Aufgrund des neuen Modus für die schwäbische Hallenmeisterschaft ist der Vorjahressieger Türkspor Augsburg automatisch für die Endrunde in Günzburg qualifiziert. Foto: Siegfried Kerpf (Foto: Siegfried Kerpf)

In keiner anderen Gegend in Bayern hatte der Hallenfußball einst einen derart hohen Stellenwert als in Schwaben. Die Zuschauer strömten in Scharen in die Arenen, dazu kam eine stimmungsvolle Finalrunde mit über 2000 Besuchern in der Augsburger Sporthalle. Alles Vergangenheit. Seit 2011 wird nun in Günzburg der Meister unterm Dach gekürt, im Winter 2013/14 musste dann der traditionelle Hallenfußball auf Diktat der Verbandszentrale in München dem von der Fifa bevorzugten Futsal weichen. „Viele Vereine zeigen der Halle die kalte Schulter. Dieser Trend ist seit einigen Jahren zu beobachten”, erklärt Bezirks-Spielleiter Reinhold Mießl.

Diese Entwicklung setzt sich vor der anstehenden Hallenrunde fort. Von den 20 schwäbischen Klubs in den Verbandsspielklassen (Regionalliga, Bayernliga und Landesliga) haben zum heutigen Tag nur 50 Prozent ihre Teilnahme zugesagt, trotz eines veränderten Modus. Im Januar 2017 hat der Bezirks-Spielausschuss in Kloster Irsee die Reduzierung von acht auf nur noch sieben Vorrundenturniere beschlossen. Der Titelverteidiger Türkspor Augsburg ist automatisch für die Endrunde (13. Januar in Günzburg) qualifiziert, die, das ist die nächste Neuerung, nicht mehr im K.-o.-System, sondern mit zwei Vierergruppen gespielt wird. „Viele höherklassige Mannschaften haben nicht mehr teilgenommen. Wir wollen aber schon in den Vorrunden eine gute Qualität sehen und nicht die Dritt- oder Viertplatzierten einer Landkreismeisterschaft nachrücken lassen”, begründete Bezirksvorsitzender Johann Wagner gegenüber dem Amateurfußballportal fupa den Wegfall einer Vorrunde.

Doch selbst jetzt hat Mießl Schwierigkeiten, 42 Mannschaften für die sieben Qualifikationsturniere zu rekrutieren. Ein Trend, der vor Jahren noch unvorstellbar war. In früheren Jahren mussten die Bezirksligisten beim Stichtag Anfang Oktober eine gute Platzierung haben, um überhaupt teilnehmen zu dürfen. Heute wäre der Verband froh über jede Zusage eines Bezirksligisten.

„Es liegt aber nicht daran, dass Futsal gespielt wird”, tritt Mießl der Behauptung entgegen, dass das Fernbleiben der höherklassigen Klubs etwas mit der neuen Variante des Hallenfußballs zu tun habe. „Die Vereine wollen im Winter eine längere Pause”, sagt der Neusässer. Denn im Sommer bleibt den Klubs bei einem Saisonstart Mitte Juli (Beginn der Vorbereitung dann Mitte Juni) kaum noch Zeit zum Verschnaufen, schon gar nicht für die, die die Relegation spielen müssen. „Aufgrund des engen Spielplans bis zur Winterpause ist die Belastung für die Spieler hoch, da ist man froh, wenn man ein paar Wochen nichts tut”, sagt Spielbetriebs-Vorsitzender Josef Kigle vom Landesligisten TSV Aindling. Ursprünglich hatte er seine Fußballer nicht für die „Schwäbische” gemeldet, doch auf Anfrage des Verbands und nach Rücksprache mit Trainer Thomas Wiesmüller haben sich die Lechrainer entschieden, doch ein Team zur Vorrunde (entweder 6. Januar in Friedberg oder 7. Januar in Meitingen) zu entsenden. Als zweiter Klub aus der Aichacher Region nimmt der Bezirksligist BC Adelzhausen teil, seine hiesigen Ligakonkurrenten VfL Ecknach und TSV Hollenbach dagegen nicht.

Ist der Kick unterm Hallendach ein Auslaufmodell? „Die Halle ist tot, das zeigen die rückläufigen Teilnehmerzahlen. Futsal wird nicht angenommen”, behauptet Kigle. Anders sieht es Reinhold Rummel, Jugendleiter des TSV Dasing. Die Rot-Schwarzen setzen seit der Einführung von Futsal auf das Spiel mit dem kleineren und sprungreduzierten Ball. „Die Nachwuchsteams nehmen Futsal an”, sagt Rummel. Er ist überzeugt, dass der Hallenfußball in „zwei bis drei Jahren” wieder einen Aufschwung erleben wird. „Dann sind viele Jugendliche, die mit Futsal groß geworden sind, im Herrenbereich. Und sie kennen auch keinen anderen Hallenfußball”, erklärt Rummel.

So lange wird aber wohl noch die Durststrecke anhalten, vor allem auf Landkreisebene. In diesem Winter wird wohl erstmals seit knapp 30 Jahren kein Titel in Aichach-Friedberg bei den Herren vergeben. Die Kreisvorsitzende Carola Haertel hat dies vor gut zwei Wochen den bis dato zwölf gemeldeten Mannschaften mitgeteilt - zu wenige für eine Meisterschaft, 16 sollten es mindestens sein. „Es wäre jammerschade, wenn nichts zusammengehen würde”, so Rummel. Nach Rücksprache mit Haertel versuchen er und seine Dasinger Mitstreiter, das Teilnehmerfeld zu komplettieren. „Ich hoffe, dass die angemeldeten Vereine dabei bleiben”, sagt Rummel. Mindestens zwei Klubs will der TSV-Funktionär zu einer Teilnahme bewegen, „vier wären optimal”. Vorsorglich hat er schon einmal die Dasinger Schulturnhalle für zwei Vorrundentermine (29. Dezember und 6. Januar) reservieren lassen. Mießl: „Die Vereine wollen im Winter eine längere Pause”


Von Herbert Walther
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