Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 22.08.2017 12:00

Auch Dithmarschen und das Emsland kennen jetzt den FC Pipinsried

Dennis Liebsch   (rechts) stellt sich Bayern-Mittelfeldspieler Fabian Benko in den Weg. Der bärenstarke Luis Grassow (links) ist bereit, seinem Pipinsrieder Teamkollegen beizustehen.	Foto: fcbayern.com (Foto: fcbayern.com)
Dennis Liebsch (rechts) stellt sich Bayern-Mittelfeldspieler Fabian Benko in den Weg. Der bärenstarke Luis Grassow (links) ist bereit, seinem Pipinsrieder Teamkollegen beizustehen. Foto: fcbayern.com (Foto: fcbayern.com)
Dennis Liebsch (rechts) stellt sich Bayern-Mittelfeldspieler Fabian Benko in den Weg. Der bärenstarke Luis Grassow (links) ist bereit, seinem Pipinsrieder Teamkollegen beizustehen. Foto: fcbayern.com (Foto: fcbayern.com)
Dennis Liebsch (rechts) stellt sich Bayern-Mittelfeldspieler Fabian Benko in den Weg. Der bärenstarke Luis Grassow (links) ist bereit, seinem Pipinsrieder Teamkollegen beizustehen. Foto: fcbayern.com (Foto: fcbayern.com)
Dennis Liebsch (rechts) stellt sich Bayern-Mittelfeldspieler Fabian Benko in den Weg. Der bärenstarke Luis Grassow (links) ist bereit, seinem Pipinsrieder Teamkollegen beizustehen. Foto: fcbayern.com (Foto: fcbayern.com)

Vom FC Pipinsried werden die Anhänger aus der niedersächsischen Grenzregion zu den Niederlanden (Emsland) und dem westlichen Schleswig-Holstein (Dithmarschen) ziemlich sicher vorher noch nie etwas gehört haben. Am Samstag indes haben sie den Dorfklub aus dem Dachauer Hinterland kennengelernt - und zwar von dessen bester Seite. Der 1:0-Sieg des FCP (Tor Fabian Hürzeler/21.) über die „Zweite” der Bayern ist die bisher größte Sensation dieser Regionalligasaison.

Wenn man den Aufwand betrachtet, den die beiden Mannschaften betreiben, mutet das Ergebnis geradezu unglaublich an. Die Bayern-Youngster trainieren zwei Mal am Tag, die Pipinsrieder zwei Mal in der Woche. So ungefähr ist der Unterschied zwischen Profi und Amateur auf den Punkt zu bringen. „Zwei Mal Training ist natürlich viel zu wenig”, bekundete Spielertrainer Fabian Hürzeler hinterher im Kabinentrakt unter der Haupttribüne wieder einmal. Seine Spieler hingegen riefen nach dem Triumph: „Jetzt trainieren wir nur noch einmal.” Es war gleichsam ein hämischer Seitenhieb auf das professionelle Übungspensum des Gegners.

Der Stachel ob der Niederlage saß bei Tim Walter tief. Der Bayern-Trainer ging mit seinem Ensemble hart ins Gericht („Keine positiven Erkenntnisse”), schoss aber auch gegen den FCP: „Es ist schlimm, gegen solche Truppen spielen zu müssen.” Diese Anmerkung hätte sich Walter im Zusammenhang mit Pipinsried sparen können. Der FCP firmiert seit jeher nicht als rustikal auftretende Auswahl, sondern als eine, die das spielerische Element bevorzugt. Und wenn der krasse Außenseiter in Giesing eine eher defensiv orientierte Ausrichtung wählte, um dem Favoriten nicht ins offene Messer zu rennen, so war das sein gutes Recht. „Der Bayern-Trainer sollte sich besser fragen, warum er es nicht schafft, gegen so eine Mannschaft zu gewinnen”, fand FCP-Manager Roman Plesche.

Dirk Hauser, der Pressesprecher von Bayern 2, hatte das Gespräch der Journalisten mit Tim Walter kurzerhand aus den Katakomben der Arena aufs Spielfeld verlegt. Damit war gewährleistet, dass sich Walter und Hürzeler nicht mehr über den Weg laufen. Die beiden werden in diesem Leben keine Freunde mehr.

Hürzeler fühlte sich von Walter provoziert und beleidigt. Als er nach seiner gelb-roten Karte (69.) vom Feld ging und an der Bayern-Bank vorbeikam, drohte die Situation zu eskalieren. Es blieb zum Glück beim verbalen Scharmützel. Mit den Co-Trainern Tobias Schweinsteiger und Rainer Ulrich verstehe er sich heute noch, sagte Hürzeler, der zwölf Jahre für die Bayern kickte. Er könne nicht nachvollziehen, warum einer versuche, das kaputtzumachen. Wen der 24-Jährige damit meinte, war klar.

„Der Pipinsrieder Trainer sollte sich hinterfragen, welche Werte er seinen Spielern beibringt, er sollte mehr auf sich schauen als auf andere”, konterte Tim Walter. „Euer Trainer braucht einen Benimmkurs”, wandte sich ein neutraler Augenzeuge an Pipinsrieder Zuschauer.

Hürzeler fährt leicht aus der Haut und ist bisweilen unbeherrscht. Damit erweist er seiner Mannschaft einen Bärendienst. Dass er mit seiner aggressiven Spielweise im Mittelfeld, wo er keinen Zweikampf scheut, Verwarnungen riskiert, wie am Samstag nach seinem Foul gegen US-Boy Timothy Tillman, ist nachzuvollziehen. Inakzeptabel ist allerdings die erste gelbe Karte, als Hürzeler den Ball nach einem Freistoßpfiff von Patrick Hanslbauer zu den Fanbannern aus dem Emsland und aus Dithmarschen drosch. Am 1. September in Bayreuth fehlt der Fußballer mit den drei Staatsbürgerschaften (Deutschland, USA, Schweiz) zum dritten Mal. Außerdem verbucht seine Sünderkartei schon drei gelbe Karten, nach der fünften muss er wieder ein Spiel passen.

Manch Schaulustiger wird gerätselt haben, warum Luis Grassow den Vorzug vor Denny Herzig bekommen hatte. Immerhin hatte der routinierte Herzig den FCP am Dienstag in Heimstetten gegen Unterföhring zum Sieg geköpfelt. „Herzig hatte am Freitag einen anstrengenden Polizeieinsatz. Er hat zu uns gesagt, dass es ihn nicht stört, wenn ein anderer spielt”, klärte Roman Plesche auf. Grassow war eine exzellente Alternative. Der 19-Jährige bildete zusammen mit Markus Achatz ein überragendes Abwehrzentrum, gegen das es für die Bayern kein Durchkommen gab. Außerdem war Grassow besonders motiviert. Im vergangenen Jahr sei Grassow an der Säbener Straße sechs Wochen im Probetraining gewesen, um dann abzublitzen, weiß Plesche, „das ärgert ihn heute noch”.

Heute unternimmt der FCP einen Ausflug in den Verbandspokal. Dabei gibt es in Runde zwei ein rasches Wiedersehen mit dem FC Unterföhring. Gespielt wird ab 19 Uhr in Unterföhring an der Bergstraße, der Heimat des FCU. Plesche kündigt ein paar Veränderungen beim FCP an: „Die zuletzt nicht gespielt haben, können sich zeigen.” Zum Beispiel Giovanni Goia und Mariusz Suszko, die gegen Bayern 2 nicht einmal zum Kader gehörten. Auf Teufel komm' raus werde allerdings nicht rotiert, bedeutete der Manager, „aufgestellt wird grundsätzlich nach Trainingsleistung”. Kapitän Thomas Berger wird auf jeden Fall berufsbedingt fehlen. Der FCP ist im Cup ambitioniert. „Wir wollen unbedingt weiterkommen”, sagt Plesche und ergänzt, „die Spieler können alles aus sich herausholen, weil danach eineinhalb Wochen Pause ist.”

Wegen des Spiels in Unterföhring ist das FCP-Sportheim heute geschlossen. Nach hartem Einsatz im Dienst verzichtet Polizist Herzig freiwillig auf die Startelf


Von Heribert Oberhauser
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