Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 21.08.2017 12:00

FC Pipinsried schafft das Wunder von Giesing

FCP-Linksverteidiger Arbnor Segashi   (rechts) und Milos Pantovic lieferten sich an der Flanke packende Duelle.	Foto: fcbayern.com (Foto: fcbayern.com)
FCP-Linksverteidiger Arbnor Segashi (rechts) und Milos Pantovic lieferten sich an der Flanke packende Duelle. Foto: fcbayern.com (Foto: fcbayern.com)
FCP-Linksverteidiger Arbnor Segashi (rechts) und Milos Pantovic lieferten sich an der Flanke packende Duelle. Foto: fcbayern.com (Foto: fcbayern.com)
FCP-Linksverteidiger Arbnor Segashi (rechts) und Milos Pantovic lieferten sich an der Flanke packende Duelle. Foto: fcbayern.com (Foto: fcbayern.com)
FCP-Linksverteidiger Arbnor Segashi (rechts) und Milos Pantovic lieferten sich an der Flanke packende Duelle. Foto: fcbayern.com (Foto: fcbayern.com)

Die Spieler kosteten den Triumph auf dem Rasen noch lange aus. Irgendwann formierten sie sich zu einem Kreis. Und Hürzeler erinnerte dann in diesem Moment höchster Glücksgefühle ganz gefasst daran, „wo wir herkommen - aus der Bayernliga. Wir müssen am Boden bleiben und weiter kleine Brötchen backen.”

Zumal Hürzeler gut zwanzig Minuten vor Schluss seinen Dienst unfreiwillig beendete. Der 24-Jährige hatte im Mittelfeld Timothy Tillman gefoult. „Das war nie Gelb”, insistierte er. „Da kann man Gelb geben”, räumte dagegen Roman Plesche ein. Den FCP-Manager ärgerte viel mehr, dass sich Hürzeler nicht vorher ausgewechselt hatte, was eigentlich geplant war. Denn in der 24. Minute war er bereits verwarnt worden, als er den Ball nach einem Freistoßpfiff Hanslbauers wegschlug. „Das war dumm von mir, und das darf man auch so schreiben”, stellte der gebürtige Texaner klar.

Nach der Dezimierung sah sich der FCP gewaltigem Druck durch die Bayern ausgesetzt, aber er hielt dem stand, auch mit einer erheblichen Portion Glück. „Wir haben auch zu zehnt noch gut gespielt, aber vorher waren wir noch besser”, merkte Hürzeler an. Er und Plesche hatten die jungen Bayern, bei denen Torhüter Christian Früchtl sowie Marco Friedl und Pantovic am Abend zuvor zum Bundesligakader des FCB gehört hatten, genau richtig analysiert. „Wir wussten, dass wir unsere Konterchancen kriegen, und die Bayern immer nervöser werden, je länger wir die Null halten”, meinte Plesche.

Die Grünschnäbel des Rekordmeisters können wunderbar Fußball spielen, nur nicht in den Sektoren, auf die es ankommt. Am gegnerischen Strafraum verpufft meist die ganze Spielkunst, abgesehen davon verfügte der FCP mit Achatz und Luis Grassow (bekam den Vorzug gegenüber Denny Herzig) aber auch über eine exzellente Innenverteidigung. So blieb die gefährlichste Aktion ein Freistoß an die Latte (32.) von Derrick Köhn, der aussieht wie der kleine Bruder David Alabas. Köhn hat auch die Nummer 27, spielt Linksverteidiger und schießt mit links brauchbare Freistöße.

Wenn Hürzeler bilanzierte, seine Mannschaft sei die „effektivere” gewesen, hatte er nicht Unrecht. Die Bayern waren zwar vom Anpfiff weg optisch deutlich überlegen, aber die erste Chance hatten die Gelb-Blauen, nur brachte Kapitän Thomas Berger frei vor Früchtl keinen gescheiten Abschluss zustande (7.). „Wir können mannschaftstaktisch Konter nicht verhindern”, haderte Walter. Bei den Münchnern ging noch die meiste Gefahr von Rechtsverteidiger Raphael Obermair aus. Überhaupt lief bei den Gastgebern zunächst viel über rechts, wo sich der wie schon am Dienstag beim 1:0 in Unterföhring überzeugende Kosovare Arbnor Segashi mit dem schnellen Montenegriner Pantovic packende Duelle lieferte.

Nachdem Achatz den aus Osnabrück gekommenen Kwasi Okyere Wriedt in letzter Instanz gestoppt hatte, enteilte Segashi der Bayern-Abwehr im Gegenzug und war ganz nah dran am 2:0, aber sein Versuch flog über den Kasten. Drüben stellte Marco Hingerl Reichlmayr Sekunden nach seiner Einwechslung gleich auf die Probe (61.).

In Unterzahl hatten die Pipinsrieder immer weniger zu melden, die Bayern zogen um den Strafraum einen Belagerungsring. Aber der Ausgleich wollte nicht fallen trotz hochkarätiger Möglichkeiten für den starken Sechser Adrian Fein (Latte/76.), Tillman, Obermair und Hingerl (Pfosten/89.). In der finalen Viertelstunde wendete der FCP mit einer Fünferkette (Herzig kam für Berger) Schaden ab.

Der für Lushi eingetauschte Manuel Müller hätte bei einem Konter mit Arik die Nerven der Gäste beruhigen können, aber er schoss weit rechts vorbei (90.+1). Den Bayern lief die Zeit davon (Hanslbauer ließ vier Minuten nachspielen). Die Haupttribüne war akustisch fest in Pipinsrieder Hand. „Gegen Pipi kann man mal verlieren”, skandierten die Fans des Dorfklubs und bejubelten jeden noch so rustikalen Befreiungsschlag. „Diese Häme ist ganz normal”, fand Hürzeler.

Dennoch hätte in der 92. Minute das 1:1 in einer mitreißenden Torraumszene fallen müssen. Aber der Teufelskerl Reichlmayr lenkte Hingerls Schuss zur Ecke.

Tim Walter trug schwer an der ersten Niederlage der Bayern. Anders ist seine unpassende Einlassung in Richtung FCP, „es ist schlimm, gegen solche Truppen zu spielen”, nicht zu interpretieren. Walter freut sich schon auf Dienstag. Dann dürfen seine Youngster gegen eine zweite Mannschaft antreten, die von Greuther Fürth. Der FCP schaut zur gleichen Zeit im Pokal beim FC Unterföhring vorbei. Um Punkte geht's für Pipinsried erst wieder am Freitag, 1. September, in Bayreuth.

FC Bayern München 2: Früchtl - Obermair, Awoudja (60. Hingerl), Friedl, Köhn - Dorsch, Fein - Pantovic (75. Crnicki), Benko (66. Mayer), Tillman - Wriedt.

FC Pipinsried: Reichlmayr - Liebsch, Grassow, Achatz, Segashi - Hürzeler - Berger (75. Herzig), Burkhard (72. Grahammer), Tosun, Arik - Lushi (60. Müller).

Tor: 0:1 Hürzeler (21.). - Schiedsrichter: Hanslbauer (Altenberg). - Zuschauer: 782. - Gelbe Karte: Lushi, Grahammer. - Gelb-rote Karte: Hürzeler (69.). Innenverteidiger Achatz und Grassow ragen heraus FCP-Fans singen: „Gegen Pipi kann man mal verlieren”


Von Heribert Oberhauser
north