Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 19.09.2016 12:00

FCP ist Bayernliga-Zweiter

Irgendwo da unten   ist der Torschütze zum 3:2 für den FC Pipinsried: Philip Grahammer. 	Foto: Horst Kramer (Foto: Horst Kramer)
Irgendwo da unten ist der Torschütze zum 3:2 für den FC Pipinsried: Philip Grahammer. Foto: Horst Kramer (Foto: Horst Kramer)
Irgendwo da unten ist der Torschütze zum 3:2 für den FC Pipinsried: Philip Grahammer. Foto: Horst Kramer (Foto: Horst Kramer)
Irgendwo da unten ist der Torschütze zum 3:2 für den FC Pipinsried: Philip Grahammer. Foto: Horst Kramer (Foto: Horst Kramer)
Irgendwo da unten ist der Torschütze zum 3:2 für den FC Pipinsried: Philip Grahammer. Foto: Horst Kramer (Foto: Horst Kramer)

Zur Halbzeit lagen die Dorfklub-Kicker noch gegen die Regensburger Jungprofis mit 0:1 zurück. Nach einer Ecke und einem Tor von Ex-Profi Nico Schneck (37.). Und wegen einer indiskutablen Leistung. Kurz nach der Pause die scheinbare Wende durch einen Treffer des eingewechselten Ruben Popa (1:1, 50.). Doch die Jahn-Jungprofis schlugen noch einmal zurück - durch den echten Profi Markus Ziereis (1:2, 67.). Die Folge: Eine mitreißende Aufholjagd in der Schlussphase, die nach Toren von Thomas Berger (2:2, 81.) und dem gleichfalls reinrotierten Philip Grahammer (3:2, 90.) ein positives Ende für die Truppe um Spielertrainer Fabian Hürzeler nahm. Der Lohn des Nervenkitzels: Der FC Pipinsried hat den zweiten Rang der Bayernliga Süd-Tabelle erobert, der SSV Jahn 2 fuhr mit der Rten Laterne in die alte Reichsstadt zurück.

Am Samstagnachmittag hatte sich den Pipinsriedern die Chance auf den ersten Verfolgerplatz hinter dem souveränen Ligaprimus SV Pullach eröffnet. Die Konkurrenz hatte gepatzt - der vorherige Zweite FC Unterföhring war zu Hause nicht über ein 1:1 gegen den SV Kirchanschöring hinausgekommen; der Dritte TSV Dachau 1865 war beim 1:3 in Pullach chancenlos. Dagegen kamen die Regensburger überraschenderweise schon als Schlusslicht nach Pipinsried, da der bisherige Ligaletzte BCF Wolfratshausen den TSV Kottern am Samstag mit 4:2 abgefertigt hatte. Für die Pipinsrieder und Regensburger stand daher an der Reichertshausener Straße viel auf dem Spiel.

Davon war allerdings in den ersten Minuten nichts zu spüren. Die Oberpfälzer igelten sich hinten ein und warteten auf Kontermöglichkeiten für ihren prominenten Stürmer, den früheren „Löwen” Ziereis, der sich in der „Zweiten” nach einer Verletzung rehabilitieren sollte. Klug unterstützt wurde der 24-Jährige von dem 19-jährigen Andreas Kalteis. Die Pipinsrieder taten sich schwer mit der dichten Deckung der Oberpfälzer. Allerdings machten sie sich das Leben selber noch schwerer, weil sich in der Sturmmitte zeitweilig bis zu vier Gelb-Blaue tummelten: Neben Thomas Schreiner - dem Hürzeler den Vorzug vor Popa gegeben hatte -, drängte auch Sebastian Mitterhuber in die Mitte und zuweilen auch Ünal Tosun. Zudem schoben die Außen Thomas Berger und Gianluca Simari immer wieder nach innen. Die Folge: Stillstand vor dem Jahn-Strafraum, Frust am Spielfeldrand - Konrad Höß rügte lautstark: „Wo ist denn da das Mittelfeld? Wer ist denn eigentlich Stürmer?”. Der Führungstreffer der Regensburger fiel nicht nach einem Konter - wie zu erwarten gewesen wäre -, sondern nach einer cleveren Eckenvariante, bei der sich sieben Regensburger zu einer Traube formten, aus der Schneck sich zum langen Pfosten davonstahl, als Michael Faber das Leder von rechts in den Strafraum-Äther beförderte (0:1, 37.).

Hürzeler besuchte in der Pause nur kurz die Kabine. „Ich habe nur zwei, drei Sätze gesagt. Durchaus laut.” Und er handelte: Schreiner und Mitterhuber, die beide enttäuschten, allerdings auch nicht harmonierten, mussten unter die Dusche. Stattdessen kamen Popa und Philip Grahammer. Popa brachte vorne Bewegung rein, Grahammer minderte die zuvor hohe Fehlpassquote.

Hürzeler war es, der den Ausgleich einleitete - durch eine starke Aktion auf dem rechten Flügel und einen scharfen Ball in die Füße von Popa. Der kleine Rumäne fackelte nicht lange und hämmerte die Kugel aus zwölf Metern ins kurze Eck (1:1, 50.).

Der FCP schien nun auf der Siegerstraße. Grahammer (59.) und Simari (65.) scheiterten am ausgezeichneten Jahn-Schlussmann Alexander Weidinger. Auf der anderen Seite machte es Ziereis besser: Er zog aus 30 Metern ab, die abgefälschte Kugel senkte sich über Pipinsrieds Tormann Thomas Reichlmayr genau ins Tordreieck (1:2, 67.). Hürzeler und seine Eleven wirkten zehn Minuten konsterniert. Und rafften sich doch noch einmal auf. Denny Herzig, den nun nichts mehr hinten hielt, zwirbelte einen Diagonalball in den leeren Raum vor Weidinger. Berger sprang hinein und drehte die Kugel akrobatisch über die Linie (2:2, 81.).

Eine abgeklärte Mannschaft und ein vorsichtiger Coach hätten nun einen Gang zurückgeschaltet. Nicht so der FCP und nicht dieser junge Trainer. Wie viele ihrer Vorgänger in den vergangenen Jahren wollten sie es nun wissen und warfen alles nach vorne. Was nach einem Fehlpass von Hürzeler fast ins Auge gegangen wäre, wenn nicht Reichlmayr den Schuss von Timo Spennesberger in Weltklassemanier entschärft hätte (89.). Im Gegenzug die Entscheidung: Popa schnibbelte einen Eckball in den Jahn-Strafraum, Grahammer drückte ihn mit dem Oberschenkel über die Linie (3:2, 90.). Jubel, Regen, Donner.

Unter den Zuschauern: der Schwabmünchner Trainer Stefan Tutschka, der mit seinem Team in zwei Wochen in der Pipinsried-Arena zu Besuch ist; bei dem 50-Jährigen werden sich gestern vermutlich Erinnerungen an die eine oder andere Schlacht eingestellt haben, die er einst mit seinem FC Affing in Pipinsried ausfocht.

FC Pipinsried: Reichlmayr - Liebsch, Herzig, Achatz, Segashi - Tosun, Hürzeler - Berger, Mitterhuber (46. Grahammer), Simari (73. Ibrahim) - Schreiner (46. Popa).

SSV Jahn Regensburg 2: Weidinger - Seitle, Wolf, Schneck, Zitzelsberger - Pfab, Stingl - Jünger, Kalteis (70. Spennesberger), Faber (87. Hoch) - Ziereis (67. Aygün)

Tore: 0:1 Schneck (37.), 1:1 Popa (50.), 1:2 Ziereis (67.), 2:2 Berger (81.), 3:2 Grahammer (90.) - SR: Öllinger (Riedlhütte) - Z: 280 - Gelbe Karte: Achatz, Berger, Reichlmayr, Segashi, Hürzeler/ Ziereis, Stingl, Zitzelsberger.


Von Herbert Walther
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