Kanca war hinterher sauer. Nicht auf seine eigenen Leute, nicht wegen des Tores, sondern wegen des Referees. Der 26-jährige Gezim Rasani ließ in der Nachspielzeit seine Pfeife stecken, als der Pipinsrieder Coach mit dem Föhringer Abwehrrecken Michael Eder im Strafraum kollidierte. FCP-Schlussmann Kevin Maschke hatte zuvor das Leder weit nach vorne geschlagen, ein FCU-Mann verlängerte die Kugel unfreiwillig zu Kanca. Der 24-Jährige machte sich Richtung Sechzehner auf, verfolgt von Eder. Kanca schildert: „Ich wurde festgehalten.” FCU-Übungsleiter Andreas Pummer entgegnet: „Er hat sich in unseren Mann reinfallen lassen.” Der Pipinsrieder Präsident Konrad Höß, der diesmal vor Ort war, wiegte sein Haupt: „Eine strittige Szene.” Sein Stellvertreter Roland Küspert meinte hingegen:”Eher kein Foul.” Und lag damit auf der Linie des Linienrichters Felix Brandstätter, der sofort abgewunken hatte. Der Aufreger war die letzte Aktion der Partie (90.+ 2).

Schon vor dem Anpfiff war im FCP-Umfeld Unruhe zu verspüren. Denn Tobias Heinzinger, bis dato eine der zuverlässigsten Größen im fragilen Pipinsrieder Gebilde, war nur für die Bank nominiert. Höß stellte daraufhin den Co-Trainer Daniel Stapfer zur Rede. Der Indersdorfer erklärte: „Uns hat sein Auftritt gegen Vilzing überhaupt nicht gefallen. Deswegen ist er draußen.” Höß schüttelte nur den Kopf und murmelte Unverständliches. Kanca hatte nach dem Match eine andere Version parat: „Heinzinger ist zu uns gekommen und hat um eine Pause gebeten, weil er erschöpft ist.” Der Spielertrainer sprach dem früheren Brucker dafür ausdrücklich seinen „Respekt” aus. Auf die Stapfer-Äußerung angesprochen, reagierte der Übungsleiter diplomatisch: „Ich war nicht dabei. Vielleicht war das ein Missverständnis.”

Die frei gewordene Planstelle im defensiven Mittelfeld füllte Thomas Berger aus, mit Philip Grahammer an seiner Seite. Kanca agierte hinter der Spitze Armin Lange. Serge Yohoua fehlte - „Spätschicht”, erläuterte der FCP-Übungsleiter.

Die Gastgeber hatten ein defensives 4-4-2 aufgeboten, das sich bei Ballbesitz ruckzuck in ein 3-5-3 wandelte. Auffälligste Akteure: neben dem Torschützen Jungwirth der Liechtensteiner Nationalspieler Martin Büchel sowie der pfeilschnelle Alexander Hollering. Den Föhringer Kasten hütete Nachwuchsmann Max Gillmeier (18) fast fehlerfrei, die Freigabe für den bulgarische Profi Kiril Akalski war noch nicht eingetroffen.

Bei den Pipinsrieder stand das zweite Mal hintereinander der erfahrene Kevin Maschke im Kasten. Der 28-Jährige dirigierte lautstark seine Vorderleute und fungierte immer als Anspielstation.

Die ersten Minuten gehörten noch den Hausherren, dann übernahmen die Gäste die Kontrolle und inszenierten einen Angriff aus besten Tiki-Taka-Zeiten: Arthur Kubica legt von der Grundlinie mit der Hacke für Martin Finkenzeller auf; der FCP-Kapitän überlupfte klug den herausstürmenden Gillmeier - und traf die Latte. Manuel Eisgruber ist zur Stelle und drückte den Ball aus vier Metern über die Linie - allerdings sprang ihm das Spielgerät zuvor an den rechten Oberarm. Kein Tor (20.).

Kurz darauf die kalte Dusche: Pascal Putta ging von rechts in den Strafraum, Markus Achatz rückte nach Außen und wird dabei von Büchel hinterlaufen. Putta spitzelt dem Liechtensteiner den Ball zu, der legte auf Hollering zurück. Der Brucker Physikstudent ließ die Kugel für den hinter ihm postierten Jungwirth durch und der vollendete aus elf Metern (1:0, 25.). Das Frappierende an dem Verlauf: Alle Genannten standen völlig frei.

Ein schwacher Trost für den mitgereisten FCP-Anhang: Ihre Lieblinge ließen sich von dem Treffer nicht aus dem Konzept bringen und versuchten mit Angriffen über die Außen weiterhin ihr Glück. Fast hätte es Kubica mit einem Kopfball nach Finkenzeller-Flanke gefunden, ihm fehlten nur rund 20 Zentimeter (40.).

Nach dem Seitenwechsel beinahe das 2:0: Büchel hämmerte die Kugel nach einer Jungwirth-Flanke genau ans Lattenkreuz (51.). Der frühere Ingolstädter war auch an der nächsten Großchance beteiligt: Ausgerechnet der frisch eingewechselte Heinzinger leistete sich einen bösen Ballverlust gegen seinen ehemaligen SCF-Kollegen Hollering. Der 23-Jährige setzte den zehn Jahre älteren Jungwirth ein, doch der Routinier schoss daneben (80.). Der FCP kam in der zweiten Halbzeit ebenfalls zweimal in Tornähe, freilich ohne allzu große Nervosität bei den Unterföhringern zu erzeugen (53., 78.).

FC Unterföhring: Gillmeier - Schlottner, Brandstetter, Eder, Mayer (46. Irmler) - Arkadas, Yilmaz (74. Hofmann), Jungwirth, Putta (65. Dora) - Hollering, Büchel.

FC Pipinsried: Matzke - Finkenzeller, Herzig, Achatz, Götz (71. Heinzinger) - Berger, Grahammer - Eisgruber (60. Popa), Kanca, Kubica (78. Lombaya) - Lange.

Tor: 1:0 Jungwirth (25.) - SR: Rasani (Schalding-Heining) - Z: 250 - Gelbe Karte: Schlottner/Grahammer, Lombaya.