Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 02.07.2015 12:00

Wolken über dem Pipinsrieder Neubeginn

Vor dem Abschied?:   FCP-Präsident Konrad Höß. (Abschied?: FCP-Präsident Konrad Höß.)
Vor dem Abschied?: FCP-Präsident Konrad Höß. (Abschied?: FCP-Präsident Konrad Höß.)
Vor dem Abschied?: FCP-Präsident Konrad Höß. (Abschied?: FCP-Präsident Konrad Höß.)
Vor dem Abschied?: FCP-Präsident Konrad Höß. (Abschied?: FCP-Präsident Konrad Höß.)
Vor dem Abschied?: FCP-Präsident Konrad Höß. (Abschied?: FCP-Präsident Konrad Höß.)

Eigentlich war der Abend dazu gedacht, Strobls Nachfolger, Ömer Kanca, ins Scheinwerferlicht zu stellen. Der 25-Jährige wird es nicht einfach haben, soviel ist jetzt schon klar. Nicht nur wegen des unglücklichen Strobl-Erbes, sondern auch wegen der aktuellen Bedingungen. Kanca leitete am Dienstag zuerst eine Trainingseinheit (bei der er auch selber ins Geschehen eingriff), später ließ ihn Höß kurz zu Wort kommen. Der Münchner Türke hatte es mit 27 Aktiven zu tun, nur drei weniger als zum Auftakt in der vergangenen Woche. Eigentlich vier, aber dafür war Urlauber Armin Lange wieder da. Aber immer noch viel zu viele, um mit der Mannschaft taktisch-spielerisch arbeiten zu können. Dennoch ist es wohl kein Trost für den Coach, dass er nicht mehr mit Giovanni Goia rechnen kann. Der pfeilschnelle Rumäne trainiert zurzeit beim TSV Rain mit. „Er will unbedingt Regionalliga spielen”, erzählte Höß der Aichacher Zeitung. Goias Problem: Er hat noch einen Vertrag beim FCP. Höß' Erwartung: Der TSV Rain wird die Sache mit einer entsprechenden Ablöse regeln.

In seiner Eröffnungsrede gab sich Höß anfänglich trotzdem gut gelaunt. Er dankte den vertragstreuen Kickern und auch Neuzugängen wie Tobias Heinzinger und Markus Achatz, „die sich frühzeitig für den FC Pipinsried entschieden und zu ihrem Wort gestanden haben”. Höß sprach ausführlich über die Jugendarbeit des FCP: „Wir betreuen über 200 Kinder und Jugendliche, das wissen die wenigsten.” Der FCP-Boss pries die hervorragende Zusammenarbeit mit dem TSV Altomünster, dem TSV Hilgertshausen und dem FC Tandern, mit denen in einigen Altersklassen Spielgemeinschaften gebildet werden. Seinen Stellvertreter Roland Küspert lobte Höß ebenfalls über den grünen Klee, weil der die Regionalliga-Hürden - in Form eines zwei Kilo schweren Papierbergs - so meisterlich genommen habe. Hierbei streute Höß das erste Mal ein: „Meine Uhr läuft ab.” Der 74-Jährige deutete an, dass Küspert schon bald die Geschäfte übernehmen könnte. Später ergänzte Höß: „In der Landesliga wird man mich nicht mehr sehen.”

Dann kam der FCP-Chef auf seinen früheren Trainer zu sprechen: „Strobl ist hier in die Lehre gegangen, aber er hat sie nicht abgeschlossen. Das ist auch meine Schuld, ich war der Meister.” Höß berichtete von einem dreiseitigen, handschriftlichen Brief, den ihm Strobl vorbei gebracht habe, in dem sich der Hepberger bitterlich darüber beklagt, wie er von der Mannschaft im Stich gelassen wurde. Fast schien es so, als ob Höß Partei für Strobl ergreifen wolle, es klang wie die Trauerrede auf einen verlorenen Sohn. Doch dann kriegte der alte FCP-Zampano noch die Kurve und wetterte erbost über „charakterlose Spieler, bei denen nicht einmal ein schriftlicher Vertrag etwas wert ist”. Höß nannte namentlich Max Zischler, aber es war klar, dass er auch sein aktuelles Personal im Blick hatte. Einige der Neu-Pipinsrieder hatten die Botschaft ihres Chefs indes nicht verstanden. Als Höß die vertragsbrüchigen „Totengräber des Amateurfußballs” nannte und über „gerichtliche Strafen” sinnierte, lachten die jugendlichen Kicker nur.

Ömer Kanca schien von der ausführlichen Vergangenheitsaufarbeitung irgendwann genervt. Er meinte in seinem Grußwort nur: „Von Strobl will ich nichts mehr hören.” Wie schon beim Trainingsauftakt versprach er: „Wir fangen alle bei Null an.” Er wünsche sich nur, so der Türke, dass er von der Mannschaft und dem Umfeld „eine faire Chance” erhalte. Immerhin bestritt Kanca 46-Drittliga-Spiele für die SpVgg Unterhaching, hat im DFB-Pokal gegen Bundesligisten wie SC Freiburg und VfL Bochum gespielt, und hat mehr als 70 Regionalliga- und Bayernliga-Einsätze hinter sich. Der neue Spielertrainer sieht sich „als hängende Spitze”, kann aber auch „auf der Sechs spielen”, wie er berichtete.

Das Sechser-Überangebot der letzten beiden Jahre hat sich mit dem Abgang von Strobl und Zischler sowie der berufsbedingten Pause von Sebastian Fischer zwar drastisch reduziert, aber an Offensivkräften herrscht in Pipinsried kein Mangel. Die Vorstellung des Kaders ging kurz und schmerzlos über die Bühne: Höß las die Namen vor, die Kicker verbeugten sich - das war's. Ein neuer interessanter Name war dabei: Dardan Idrizi (23), zuletzt Stammspieler beim FC Ismaning, ursprünglich aus der Unterhachinger Schule stammend.

Bei einem Akteur verweilte Höß jedoch länger: Marco Krammel. Der FCP-Zampano nannte den ehemaligen Aichacher und Rainer halb scherz-, halb ernsthaft „einen verreckten Hund”. Denn der 23-Jährige hat anscheinend seinen Spielerpass verloren. Eine Verlustmeldung, die Höß vorbereitet hatte, hat Krammel bis jetzt auch nicht unterschrieben. Die Konsequenz: Der Innenverteidiger konnte gestern nicht gegen die Augsburger Türken auflaufen. Kein gutes Omen für die kurze Vorbereitung. Es wird spannend, wie Kanca in den drei verbleibenden Testspielen (siehe Kasten) eine schlagkräftige Truppe formen will und ob er die Schatten der Vergangenheit abschütteln kann.

Vorläufiger FCP-Kader:

Tor: Kevin Maschke (TSV Nördlingen), Georgios Blantis.

Defensive: Markus Achatz (SB Rosenheim), Martin Finkenzeller, Andreas Götz, Philip Grahammer, Robert Hügel (FC Deisenhofen U 19), Edmond Muli (TaF Glonntal), Adrian Müller (SpVgg Unterhaching U 19), Marco Krammel (TSV Rain).

Mittelfeld und Angriff: Thomas Berger, Giovanni Caetano (TSV Landsberg), Ibrahim Cakic (BCF Wolfratshausen), Christian Doll, Manuel Eisgruber, Sebastian Fischer, Tobias Heinzinger (TSV Schwabmünchen), Dardan Idrizi (FC Ismaning), Fahrettin Izci (Türkgücü-Ataspor), Ömer Kanca (Türkgücü-Atasport), Arthur Kubica, Armin Lange, Martini Lombaya (TSV Gersthofen), Ruben Popa, Nickoy Ricter (SC Fürstenfeldbruck), Zelimir Tosic (TSV Eching), Serge Yohoua. Kanca: „Von Strobl will ich nichts mehr hören. Wir fangen alle bei Null an” Neuzugang Krammel verliert seinen Spielerpass


Von Herbert Walther
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