Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 26.09.2018 12:20

Der Wüstenläufer

Beeindruckende Kulisse:   Der Wüstenmarathon führte den Oberbernbacher durch Wadi Rum in Jordanien. 	Fotos: privat (Fotos: privat)
Beeindruckende Kulisse: Der Wüstenmarathon führte den Oberbernbacher durch Wadi Rum in Jordanien. Fotos: privat (Fotos: privat)
Beeindruckende Kulisse: Der Wüstenmarathon führte den Oberbernbacher durch Wadi Rum in Jordanien. Fotos: privat (Fotos: privat)
Beeindruckende Kulisse: Der Wüstenmarathon führte den Oberbernbacher durch Wadi Rum in Jordanien. Fotos: privat (Fotos: privat)
Beeindruckende Kulisse: Der Wüstenmarathon führte den Oberbernbacher durch Wadi Rum in Jordanien. Fotos: privat (Fotos: privat)

„An dem Tag war es nicht besonders heiß”, beschreibt Reger, unter dessen Schlabberpulli sich kräftige Arm- und Brustmuskeln abzeichnen. Er macht eine Pause. „Mittags hatte es 35 Grad.” Nun ist das für die jordanische Wüste wohl tatsächlich ein vergleichsweise milder Tag. Aber man würde vermutlich dennoch nicht unbedingt auf die Idee kommen, einen Marathon zu laufen. Der Oberbernbacher Reger liebt aber eben exakt diese Dinge. Ihm gehe es nicht um Zeiten, sagt er, sondern darum, seine Grenzen auszutesten.

Eben deshalb startete er Anfang September als einer von knapp 240 Teilnehmern aus mehr als 40 Nationen in der Felsenstadt Petra. Frühmorgens, was bedeutete, dass die ersten zwei Stunden die Sonne noch nicht über die Hügel gestiegen war. „Nach der Halbmarathondistanz aber hat es geknallt”, erzählt er. In der Wüste Wadi Rum spendete nichts Schatten. Dazu die staubige, trockene Luft.

Die mehr als 1000 Höhenmeter auf der Strecke - „Teils Sand, teils Trail, aber nie flach” - raubten dem Oberbernbacher schließlich die letzten Kräfte. „Ein steiler, gemeiner Anstieg”, stößt Reger wie einen Fluch aus, danach aber lacht er. Ab der Steigung bei Kilometer 30 legte der 38-Jährige die Strecke eher im schnelleren Gehen zurück. Wie im Übrigen auch die meisten anderen Starter. „Erstaunlicherweise” erreichte Reger das Ziel nach 4:48 Stunden als 26. 40 Sportler hatten den Lauf da bereits vorzeitig beendet, zwei von ihnen mussten mit einem Hitzschlag behandelt werden.

Reger durchlebte während der 42,195 Kilometer derweil verschiedene Gefühlswelten. „Einfach Wahnsinn” sei der Streckenabschnitt durch Petra gewesen, „beeindruckend” die Landschaft. Als „eigentlich tödlich” bezeichnet er hingegen die Einsamkeit. Der Schreiner lief mehr als eine Stunde alleine durch die Wüste - weder vor noch hinter ihm ein anderer Läufer in Sicht. Es gelang ihm, sich abzulenken. „Ich habe alle fünf Sekunden auf die Uhr geschaut, versucht, an etwas anderes zu denken.” Nach je drei Kilometern wartete zudem eine Getränkestation. „Eine Flasche rein- und eine über den Kopf kippen”, beschreibt er.

In Marokko aber, da sei das ganz anders, schweift Reger wieder ab zu seinem Traum vom „Marathon des Sables”. Auf neun Liter sei das Wasser da pro Tag und Läufer rationiert - zum Trinken, Waschen und Kochen. Denn in der Sahara sind die Teilnehmer Selbstversorger, transportieren ihre Verpflegung für die gesamte Distanz in einem Rucksack. Oh, und ganz nebenbei: In Sandstürmen seien auch schon Läufer vom Kurs abgekommen und irrten durch die Wüste, fügt Reger noch an.

Und warum noch gleich macht man so etwas? Ach ja, die eigenen Grenzen. „Nach dem Fernsehbeitrag habe ich Berichte verschlungen, Videos angeschaut. Es ging nicht in meinen Kopf rein, wie man so etwas leisten kann”, sagt Reger. Doch der 38-Jährige stellte sukzessive fest: „Es ist machbar, brutal, aber machbar.” Jordanien sei ein erster Testlauf gewesen, sagt er. Einer, der ihn seinem Traum um 42,195 Kilometer näher brachte. Im nächsten April möchte Reger den „Des Sables” wagen, darauf trainiert er jetzt hin. Ausgearbeitete Vorbereitungspläne habe er vergeblich gesucht, klagt er jedoch. Also ist improvisieren angesagt. Neben 80 bis 100 Kilometern, die er pro Woche zurücklegen will, und der Teilnahme an Ultraläufen über 50 bis 90 Kilometer möchte der Schreiner eine Sauna bauen. „Da stelle ich mein Laufband rein. Denn das größte Problem wird die Hitze sein. Und wie soll ich mich hier im Winter sonst darauf vorbereiten?”


Von David Libossek
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