Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 04.12.2017 12:00

Schlaghagel kurz vor Mitternacht - Tina Rupprecht Box-Weltmeisterin interim

Diese Linke von „Tiny Tina”   hat eingeschlagen bei Anne Sophie da Costa. Die beiden Minimumgewichtlerinnen lieferten sich in Kühbach einen mitreißenden Weltmeisterschaftskampf.
Diese Linke von „Tiny Tina” hat eingeschlagen bei Anne Sophie da Costa. Die beiden Minimumgewichtlerinnen lieferten sich in Kühbach einen mitreißenden Weltmeisterschaftskampf.
Diese Linke von „Tiny Tina” hat eingeschlagen bei Anne Sophie da Costa. Die beiden Minimumgewichtlerinnen lieferten sich in Kühbach einen mitreißenden Weltmeisterschaftskampf.
Diese Linke von „Tiny Tina” hat eingeschlagen bei Anne Sophie da Costa. Die beiden Minimumgewichtlerinnen lieferten sich in Kühbach einen mitreißenden Weltmeisterschaftskampf.
Diese Linke von „Tiny Tina” hat eingeschlagen bei Anne Sophie da Costa. Die beiden Minimumgewichtlerinnen lieferten sich in Kühbach einen mitreißenden Weltmeisterschaftskampf.

Auch der zweite Hauptkampf des Abends um die deutsche Meisterschaft (Bericht auf Seite 26) hielt, was er versprach. Der Augsburger Roman Hardok schlug Jakob Jakobi in der zweiten Runde k.o.

Nachdem Ringsprecherin Tina Schüssler das einstimmige Urteil der drei Punktrichter verkündet hatte, dankte Tina Rupprecht erst einmal dem „Hammerpublikum, das mich nach vorne gepeitscht hat”. Die Entbehrungen, die sie in den vergangenen Monaten auf sich genommen habe, hätten sich gelohnt, sagte die kleine Augsburgerin (1,52 m) überglücklich. Als nächstes Ziel steht für Tina Rupprecht im Februar das Staatsexamen (Lehramt Grundschule) an. Ist das geschafft, will sie in die Weltspitze. Durch den Sieg am Samstag hat sich Tina Rupprecht in der Weltrangliste von Rang 17 auf 16 verbessert, außerdem ist sie jetzt Pflichtherausforderin der neuen japanischen Weltmeisterin. Die wird am 17. Dezember in Fukuoka zwischen Yuko Kuroki und Momo Koseki ermittelt. Tina Rupprecht träumt schon länger von diesem WM-Kampf im fernen Osten, der, sollte er zustande kommen, Ende 2018 stattfände. „Wir boxten zwar lieber in Deutschland, aber dafür bräuchten wir einen Sponsor, der den Kampf ersteigert”, erklärte Rupprechts Trainer Alexander Haan.

„Ich bin stolz auf Tina”, sagte Alexander Haan, der Chef des gleichnamigen Profiboxstalls in Lechhausen, „sie hat alles gemacht, was ich wollte. Einfach super.” Der Trainer hatte über da Costa zwar nicht viel in Erfahrung bringen können, aber zumindest wusste er, dass die Französin „immer draufgeht”. Das war dann auch der Fall, weshalb Tina Rupprecht in der sechsten und siebten Runde etwas in Bedrängnis geriet. Aber sie überstand diese Phase mit ihrer vorbildlichen Einstellung. „Tina ist eine Malocherin, das macht sie so stark”, betonte ihr Manager Alexander Bertsch.

Letztlich war an ihrem Sieg aber nicht zu rütteln, das anerkannte auch die litauische Supervisorin des WBC, Oksana Semenischina. Manchen wird das deutliche Ergebnis überrascht haben. Die drei Punktrichter aus Deutschland, Polen und Schweden voteten 98:91, 97:92 und 99:90 für die Lokalmatadorin. Der holländische Ringrichter Robert Vrewijs hatte Rupprecht schon in der ersten Runde wegen eines Kopfstoßes, der bei da Costa an der rechten Schläfe eine Platzwunde verursachte, verwarnt (Punktabzug), das aber nur den Punktrichtern mitgeteilt. „Der Cut war nicht so schlimm, deshalb wollte ich das nicht öffentlich machen”, klärte Vrewijs hinterher im TSV-Sportheim auf, in dem es die Gesandten von WBC und BDB (Bund Deutscher Berufsboxer) lange aushielten.

Der Kampf am Samstag sei der härteste in ihrer Karriere gewesen, bedeutete Tina Rupprecht, zusammen mit jenem von vor Jahresfrist in Königsbrunn gegen die Spanierin Joana Pastrana, in dem sie sich den Silber-Weltmeistertitel holte. Bis sie von ihrem Freund Tobias Wieland den Siegerkuss bekam, dauerte es angesichts des Rummels am Ring eine Weile. Der Inchenhofener Fußballer hatte Tina mit einer halben Hundertschaft aus seinem Verein mit Sprechchören unterstützt. Als Tina Schüssler nach der vierten Runde erstmals die Schaulustigen über die Wertung der Punktrichter informierte, „da habe ich gewusst, dass Tina gewinnt”, sagte Tobias Wieland.

„Es war ein schöner Kampf. Ich habe alles versucht, aber es hat nicht gereicht”, sagte Anne Sophie da Costa noch im Ring und entschuldigte sich für ihr überschaubares Englisch. Hinterher hockte sie mit ihrem Trainer William Guillaume in einer Ecke des Sportheims. Als ihr ein Kühbacher für ihren tollen Kampf ein Glas Sekt spendieren wollte, lehnte sie dankend ab. „Ich trinke keinen Alkohol.” Sie sei „sehr traurig”, sagte da Costa, die im 28. Profikampf ihre vierte Niederlage bezog, „aber Tina hat verdient gewonnen; sie war technisch stärker, ich dafür physisch.” Nur mit dem eindeutigen Ergebnis war da Costa, deren Großeltern als Gastarbeiter aus Portugal nach Frankreich kamen, ebenso wenig einverstanden wie ihr Coach. Nach der persönlichen Rechnung von William Guillaume gingen sechs Runden an Tina Rupprecht, vier an seinen Schützling. Die Punktrichter gaben acht, neun und zehn Runden an die Siegerin. Gestern Morgen flogen da Costa und Guillaume von München zurück nach Paris, von dort ging es mit dem Auto in da Costas Heimatstadt Reims.

Nachdem sie auch im siebten Kampf nicht zu bezwingen war, wird Tina Rupprecht jetzt bis Weihnachten Pause machen und ihre während der Vorbereitung vernachlässigte Familie, die komplett am Ring saß, wieder in dem Mittelpunkt rücken. Am Samstagabend ist das Christkind für die angehende Lehrerin schon mal gekommen. Ein Augsburger Autohaus schenkte ihr einen schmucken Kleinwagen, der sogar in die Halle rollte. „Das ist wirklich eine Überraschung”, war Tina Rupprecht baff ob des Präsents. Traum von WM-Kampf in Japan lebt weiter Autohaus schenkt schmucken Wagen


Von Heribert Oberhauser
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