Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 25.11.2017 12:00

Lotterschmid wehrt sich gegen „Bürgerverarsche”

Noch immer Streitthema:   die Kläranlage in Paar.	Foto: Thomas Winter (Foto: Thomas Winter)
Noch immer Streitthema: die Kläranlage in Paar. Foto: Thomas Winter (Foto: Thomas Winter)
Noch immer Streitthema: die Kläranlage in Paar. Foto: Thomas Winter (Foto: Thomas Winter)
Noch immer Streitthema: die Kläranlage in Paar. Foto: Thomas Winter (Foto: Thomas Winter)
Noch immer Streitthema: die Kläranlage in Paar. Foto: Thomas Winter (Foto: Thomas Winter)

Wie üblich stellte der Bürgermeister zunächst seinen Rechenschaftsbericht vor. Im Zusammenhang mit dem geplanten Kläranlagenprojekt erklärte er, sofern der Klärschlamm weiter landwirtschaftlich verwertet werden könne, reichten 10 000 Einwohnergleichwerte (EWG) aus. „Ansonsten brauchen wir 12 000 Einwohnergleichwerte, was aber auch kein Problem ist.”

Nachdenkliche Töne stimmte er bezüglich des zweiten Bürgerbegehrens an. Rund 380 Unterschriften sammelte Werner Böhm für seinen erneuten Vorstoß gegen den Kläranlagenneubau. Darüber zeigte sich Lotterschmid sehr „verwundert”. In dem Bürgerbegehren sowie dem neuerlichen Info-Blatt (wir berichteten) steckten „nur Halbwahrheiten”, so Lotterschmid. Er ziehe aus der Tatsache, dass der Löwenanteil der Unterschriften aus Unterbernbach kam, „seine eigenen Schlüsse”. „Da steckt wohl was Besonderes dahinter”, formulierte der Gemeindechef nebulös.

Deutlicher wurde er bei der anschließenden Diskussion. Als Werner Böhm das Wort ergriff, um auszuführen, dass eine Sanierung der bestehenden Kläranlage kostengünstiger komme, platzte Lotterschmid der Kragen. Er nannte das Bürgerbegehren eine „Bürgerverarsche” und das Info-Blatt ein „Lug- und Trug-Blatt”, gespickt mit Unwahrheiten, etwa in Bezug auf die Kosten von Straßenbauprojekten. „Solche Sachen erzählt euch der Böhm”, zeigte sich Lotterschmid konsterniert, „und ihr glaubt sie dann auch noch”.

Ein zweites Reizthema sprach der Gemeindechef bereits in seinem Rechenschaftsbericht an: angeblich fehlende Baugrundstücke in Unterbernbach. An der Frühlingstraße sei es der Gemeinde gelungen, ein Grundstück zu erwerben. Dies könne sofort bebaut werden, so Lotterschmid, der sich in dem Zusammenhang wunderte: „Im letzten Jahr gab es einen riesigen Aufschrei wegen dem Thema. Jetzt, wo ein Grundstück da ist, kommt keiner mehr.” Neben dem 780 Quadratmeter großen Grundstück in der Frühlingstraße könnte zwischen Reifersdorfer Straße und Gartenstraße ein Baugebiet mit zehn Parzellen erschlossen werden (wir berichteten). Das aber nur unter der Voraussetzung, so Lotterschmid, dass mindestens drei, vier konkrete Anfragen kämen - „und zwar von Einheimischen, die dann auch tatsächlich bauen wollen und den Grund nicht nur als Investition erwerben.”

Nach der Pause griff Stefan Schäffer das Thema noch einmal auf. Schäffer hatte zusammen mit Werner Jungbauer dem Gemeinderat zuletzt im Mai mangelnde Transparenz und Untätigkeit vorgeworfen. Nun bedankte er sich bei Lotterschmid für sein Engagement. In Hinblick auf das Grundstück an der Frühlingstraße stellte er jedoch klar, dass er nicht jeden „dahergelaufenen Baugrund” nehme, schließlich wolle ein Grundstückskauf wohlüberlegt sein. Auf die von Lotterschmid zuvor geäußerte Verwunderung, wo denn nun die ganzen Bauwerber abgeblieben seien, sagte er: „Einer der Interessenten hat inzwischen eine Wohnung bezogen, bei einem anderen ist etwas familiäres dazwischengekommen.” Lotterschmid, der sich auf eine längere Diskussion offenbar nicht einlassen wollte, erwiderte: „Die Unterbernbacher müssen sich keine Sorgen machen, dass sie keinen Bauplatz finden.” Er wollte zudem den Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen, er hätte diesbezüglich in der Vergangenheit nichts getan. An der Gartenstraße seien über Jahre hinweg Grundstücke ausgeschrieben gewesen, für die sich in Unterbernbach niemand interessiert habe.

Vor fünf Jahren hätte er noch keine diesbezüglichen Ambitionen verfolgt, konterte Stefan Schäffer. Tobias Szekely, der aktuell in Unterbernbach baut, sprang seinem Freund Schäffer bei, und sprach sich für eine Erschließung eines kompletten Baugebiets aus. Seine Begründung: Als junger Mensch wolle man eher junge Nachbarn. Die, antwortete Lotterschmid schmunzelnd, könne der Gemeinderat noch nicht mitliefern.

Rainer Bichler erkundigte sich nach dem Hackschnitzelhaufen auf dem Gelände der Firma Pfeifer. Ob der schon überprüft worden sei? Hintergrund ist, dass das für die Pellets-Herstellung zwischengelagerte Material aus Hackschnitzeln und Sägespänen besteht. Lange Zeit war jedoch nur von Hackschnitzeln die Rede. Lotterschmid wies zum wiederholten Mal darauf hin, dass nicht die Gemeinde, sondern das Landratsamt den Haufen genehmigt habe.

Eine schlechte Nachricht hatte der Bürgermeister in puncto Kinderkrippenneubau an der Weinstraße. Er habe ernste Zweifel, ob die Krippe bis zum angepeilten Termin fertig werde.


Von Thomas Winter
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