Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 13.01.2011 14:14

Es werde Frühling…

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Früher war alles ganz einfach und klar geregelt. Die Spargelernte begann Anfang Mai und rund um Johanni am 24. Juni verschwanden die beliebten Stangerl auch schon wieder von der Speisekarte. Dann kamen die Folientunnel und verlegten den Startschuss nach vorne. Seitdem wird bereits im April gestochen. Doch das reicht längst nicht mehr. Konkurrenz aus Griechenland und Spanien beliefert den Handel schon ab Anfang März, im Grunde ist das königliche Gemüse das ganze Jahr über im Handel erhältlich. Peru nennt Georg Lohner als Beispiel. Dort gebe es 1000-Hektar-Farmen, die zwölf Monate im Jahr ernten und das Land inzwischen zum weltweiten Hauptanbaugebiet machen.

Nun ziehen also die heimischen Produzenten nach. Um der Konkurrenz Paroli bieten zu können und die Erntespitzen zu entzerren, wie Lohner betont. Nein, weitere Blüten der ideenreichen Anbautüftler erwartet der 44-Jährige nicht mehr. „Nach hinten“ mache es keinen Sinn, da sich Ende Juni selbst die Hardcorefans satt gegessen haben, „nach vorne“ fehlt der Kitzel. Der Kunde brauche eine gewisse Stimulanz, um echte Lust auf das königliche Gemüse zu bekommen. Und da gehört die Frühlingssonne dazu.

Im Südosten von Arnhofen haben die Lohners die erste „Spargelheizung“ in der Region installiert. Basis sind zwei Hackschnitzelöfen mit einer Leistung von jeweils 900 kW, die für jeweils 15 Hektar Fläche zuständig sind. Pro Saison soll im jährlichen Wechsel etwa die Hälfte der Gesamtfläche beheizt werden, der Rest dient als Puffer. Noch hat man keine Erfahrungen, das Konzept haben die Lohners in Zusammenarbeit mit einem Fachmann selbst erstellt und über die Wintermonate nun auch mit eigenem Personal umgesetzt.

Die Öfen samt umfangreicher Technik und Hackschnitzelsilos sitzen in zwei eigens errichteten Gebäuden. Jede Reihe Spargel hat einen Vor- und Rücklauf, wofür pro Hektar 10 000 laufende Meter Rohrkabel verlegt wurden – insgesamt also etwa 300 000 laufende Meter. Jeder Bifling kann separat geregelt werden. Stück für Stück soll Reihe um Reihe dazugeschaltet und ganz langsam aufgeheizt werden. 20 Grad soll es letztlich im Erddamm haben, dann dürfte der Spargel sprießen. Wichtig sei die Konstanz, denn was der Asparagus gar nicht mag, das ist ein plötzlicher Kälteeinbruch.

Rund eine Million Euro haben Georg und Josef Lohner in das Projekt investiert. Sehr viel Geld, das betriebswirtschaftlich arbeiten muss. Was bitteschön kostet denn dann das Kilo „Frühspargel“? Genau weiß es Georg Lohner noch nicht, das hänge auch vom weiteren Verlauf des Winters ab, mit einem Aufpreis so zwischen zwei und drei Euro müsse der Kunde aber rechnen. Lohner sieht gute Chancen für einen Erfolg. Das wichtigste beim Spargel sei die Frische – ein Vorteil gegenüber der Importware, für den der Kunde vermutlich bereit sei, tiefer in die Tasche zu greifen.

Georg Lohner weiß, dass die „Spargel-Gewächshäuser“ durchaus auch auf Kritik stoßen. Ist es darüber hinaus vertretbar, freie Ackerflächen zu beheizen? Lohner verweist auf die CO2-Bilanz. Wer „Flugspargel“ aus Peru kaufe, sorge laut einer aktuellen Studie für zwölf Kilo CO2-Ausstoß pro Kilogramm Gemüse. Die heimische Asparagus-Produktion indes komme mit einer CO2-Belastung von maximal 1,5 Kilo aus. Die für die Heizung benötigten Hackschnitzel seien CO2-neutral, zudem werde ausschließlich Abfallholz aus der Sägeindustrie verwendet. „Es wird kein Baum gefällt“, betont Georg Lohner.

Nein, der 44-Jährige fühlt sich nicht als Geschäftsführer eines Industrieunternehmens, sondern nach wie vor als Landwirt. Der Begriff Landwirt definiere sich schließlich nicht über die Größe eines Betriebs: „Wir arbeiten mit der Natur und produzieren Lebensmittel für Menschen.“


Von REdler
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