Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 31.10.2014 12:00

Die Menschen essen zu viel Fleisch

Christina Chemniz   berichtete aus dem aktuellen Fleischatlas und bot monströse Zahlen.
Christina Chemniz berichtete aus dem aktuellen Fleischatlas und bot monströse Zahlen.
Christina Chemniz berichtete aus dem aktuellen Fleischatlas und bot monströse Zahlen.
Christina Chemniz berichtete aus dem aktuellen Fleischatlas und bot monströse Zahlen.
Christina Chemniz berichtete aus dem aktuellen Fleischatlas und bot monströse Zahlen.

Referentin Christina Chemniz ist Mitautorin des Fleischatlas' 2014, den die Heinrich-Böll-Stiftung erstellt und dessen Übersetzungen sich zunehmend als weltweiter Verkaufsschlager entpuppen. Allein die nackten Zahlen daraus wirken monströs: 58 Milliarden Hühner, 2,8 Milliarden Enten, 1,4 Milliarden Schweine und nahezu 300 Millionen Rinder verschlingt die Menschheit derzeit jährlich. „Hinter diesen Zahlen können keine bäuerlichen landwirtschaftlichen Betriebe stehen”, hielt Chemniz fest.

Beängstigend sei, dass mit den BRICS-Ländern (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) gewaltige Menschenmassen ihren Anspruch auf mehr Fleischkonsum anmeldeten. Vor allem der Verzehr von Schweinen und Geflügel werde rasant zunehmen, prognostizieren die Charts der Böll-Stiftung. Dabei wandern bereits heute 40 Prozent der Getreideernten in die Futtertröge. Ein Drittel aller weltweit verfügbaren Ackerfläche werde heute schon zur Erzeugung von Tierfutter genutzt. Um in Europa billiges Fleisch erzeugen zu können, importiert die EU Soja von einer Fläche von 12,8 Millionen Hektar allein aus Südamerika.

Christine Chemniz sprach hier von „virtuellen Landimporten”. Soja von dort ist nahezu zu 100 Prozent gentechnisch verändert. „Das wollen zwar 80 Prozent der Bevölkerung in der EU nicht, doch beim Fleisch bleibt nur der Griff zum Bioprodukt, um sich nicht doch mit gentechnisch veränderten Produkten zu ernähren”, stellt Chemniz klar, was die wenigsten realisieren.

Die Reste der paneuropäischen Fleischmahlzeit landen tiefgefroren und zu kaum zu unterbietenden Preisen auf Märkten in Afrika und zerstören dort nachhaltig die Infrastruktur. „In Ghana hat die Regierung das Abkommen mit der EU zwar wieder geschasst, doch kamen die Kleinhändler nie mehr zurück”, berichtet die Berlinerin von den Forschungsergebnissen der Böll-Stiftung. Deren Mitarbeiter besahen sich auch die Gentech-Sojafelder in Südamerika: „Da ist nichts mit Biodiversität, kein Käfer, kein Schmetterling. Da ist nur Soja”, bestätigte Christina Chemniz und folgerte: „Wir zerstören dort die Umwelt, vertreiben die Bevölkerung, belasten massiv deren Gesundheit durch Pestizide und zuhause wissen wir nicht mehr, wohin mit der Gülle.”

Auch über Auswege hat die Böll-Stiftung nachgedacht und einen Forderungskatalog aufgestellt. Keine Investitionshilfen mehr für industrielle Fleischproduktion, heißt es da.


Von Alfred Haas
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