Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 21.09.2017 12:00

Weiße Tiger aus Freienried

Eigentlich ist Thomas Wachinger Patent-Ingenieur, als solcher arbeitet er auch hauptberuflich. Er ist und war auch schon immer Garnelen-Esser. Und irgendwann wollte er sich nicht mehr damit abfinden, teure Shrimps, die hauptsächlich aus Wasser bestehen und mit Medikamenten vollgepumpt um die halbe Welt reisen, serviert zu bekommen. Das muss auch anders gehen, dachte er sich - und informierte sich. Die Idee in die Tat umzusetzen, dazu brauchte es aber mehr. Zuallererst einen Geschäftspartner. Gefunden hat er den in „Spezl” Xaver Mayr. Der Schweinezüchter fand sofort Gefallen an der Idee und schlug vor, einen Teil seiner landwirtschaftlichen Gebäude zur Verfügung zu stellen, um Schwabens erste Garnelenzucht aus dem Boden zu stampfen.

Ende 2014 begann Wachingers Recherche nach dem Wie, 2015 baute er mit Mayr eine erste Versuchsanlage in seinem Keller auf, ein halbes Jahr später folgte der Business-Plan: Jetzt sollte auch die Öffentlichkeit in den Genuss der ersten Shrimps aus dem Wittelsbacher Land kommen. Schon im folgenden Jahr begannen Thomas Wachinger und Xaver Mayr mit dem Umbau einer Scheune in Freienried bei Eurasburg. Und ein Jahr später, ab März dieses Jahres, verkauften sie ihre ersten Garnelen aus eigener Anzucht von ihrem rund 100 Quadratmeter großen Betrieb aus.

Als Larven kommen die „White Tigers”, auch „Whiteleg Shrimps” genannt, aus Florida und Texas. Für den Anfang jedenfalls. Das Züchten der Larven ist „die Königsdisziplin”, wie Thomas Wachinger erklärt - er schließt sie künftig aber deswegen noch lange nicht aus. In Europa sind Larven, wie die Geschäftsmänner aus Freienried sie suchen, nicht zu bekommen: Sie müssen keimfrei sein, das heißt nicht mit Antibiotika oder anderen Medikamenten behandelt und dennoch frei von Krankheiten.

Es handelt sich um Warm- und Meereswasser-Garnelen. Sie brauchen zwischen 28 und 30 Grad warmes Wasser sowie rund 30 Gramm Salz pro Liter. Etwa dreieinhalb Monate werden die Larven in einem Zehn-Kubikmeter-Becken großgezogen, im sogenannten „Nursery”-Becken (englisch für Säuglingsstation oder Kinderstube). Dort müssen Werte wie Temperatur, Salzgehalt und PH-Wert auf die Tiere angepasst werden. Es handelt sich gleichzeitig um ein Quarantänebecken, erklärt Wachinger. Sollten die Züchter den Verdacht haben, es könnten sich kranke Tiere darunter befinden, können sie sie aus dem kleinen Becken leichter einfangen, um sie dann unter dem Mikroskop zu prüfen und gegebenenfalls auszusortieren.

Mehr dazu lesen Sie in der Ausgabe der AICHACHER ZEITUNG vom 21. September 2017.


Von Ines Speck
north