Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 22.02.2009 16:03

Filmemacher und Räuberhauptmann

<p>  <x_bildunterschr>  <b>Ein Rückfall  in die Theaterschauspielerei (oben): 1997 spielt Strubel in der Kresslesmühle den Jäger aus der Pfalz. Das Stück „Ein-Mann-Krimi“ hat er selbst verfasst, den Flyer selbst gezeichnet (links, mitte). Meister Strubel und der Affenjunge Bubu, der gern Xylophon spielt. Die „Drei Dschungeldetektive“ sind Strubels letzte Arbeit für die Puppenkiste (rechts, mitte). Sepp Strubel und seine frühere Werkbank (unten): Das Stück entstand im Jahr 1987.  <tab/>Fotos: privat </b>  </x_bildunterschr>  </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Ein Rückfall in die Theaterschauspielerei (oben): 1997 spielt Strubel in der Kresslesmühle den Jäger aus der Pfalz. Das Stück &bdquo;Ein-Mann-Krimi&ldquo; hat er selbst verfasst, den Flyer selbst gezeichnet (links, mitte). Meister Strubel und der Affenjunge Bubu, der gern Xylophon spielt. Die &bdquo;Drei Dschungeldetektive&ldquo; sind Strubels letzte Arbeit für die Puppenkiste (rechts, mitte). Sepp Strubel und seine frühere Werkbank (unten): Das Stück entstand im Jahr 1987. <tab/>Fotos: privat </b> </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Ein Rückfall in die Theaterschauspielerei (oben): 1997 spielt Strubel in der Kresslesmühle den Jäger aus der Pfalz. Das Stück &bdquo;Ein-Mann-Krimi&ldquo; hat er selbst verfasst, den Flyer selbst gezeichnet (links, mitte). Meister Strubel und der Affenjunge Bubu, der gern Xylophon spielt. Die &bdquo;Drei Dschungeldetektive&ldquo; sind Strubels letzte Arbeit für die Puppenkiste (rechts, mitte). Sepp Strubel und seine frühere Werkbank (unten): Das Stück entstand im Jahr 1987. <tab/>Fotos: privat </b> </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Ein Rückfall in die Theaterschauspielerei (oben): 1997 spielt Strubel in der Kresslesmühle den Jäger aus der Pfalz. Das Stück &bdquo;Ein-Mann-Krimi&ldquo; hat er selbst verfasst, den Flyer selbst gezeichnet (links, mitte). Meister Strubel und der Affenjunge Bubu, der gern Xylophon spielt. Die &bdquo;Drei Dschungeldetektive&ldquo; sind Strubels letzte Arbeit für die Puppenkiste (rechts, mitte). Sepp Strubel und seine frühere Werkbank (unten): Das Stück entstand im Jahr 1987. <tab/>Fotos: privat </b> </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Ein Rückfall in die Theaterschauspielerei (oben): 1997 spielt Strubel in der Kresslesmühle den Jäger aus der Pfalz. Das Stück &bdquo;Ein-Mann-Krimi&ldquo; hat er selbst verfasst, den Flyer selbst gezeichnet (links, mitte). Meister Strubel und der Affenjunge Bubu, der gern Xylophon spielt. Die &bdquo;Drei Dschungeldetektive&ldquo; sind Strubels letzte Arbeit für die Puppenkiste (rechts, mitte). Sepp Strubel und seine frühere Werkbank (unten): Das Stück entstand im Jahr 1987. <tab/>Fotos: privat </b> </x_bildunterschr> </p>

Auslöser ist eine „theaterbesessene“ Schule in Ludwigshafen am Rhein, der Direktor und dessen Bruder, ein Dirigent: Sepp Strubel hat schon früh die Lust an Geschichten gepackt. Er spielt am Schultheater, schreibt ein Stück, in dem er die Hauptrolle übernimmt. Die Komödie handelt von Aeneas, dem Stammvater Roms. Strubel lässt entgegen des Mythos Aeneas bei seiner Flamme Königin Dido bleiben und zeigt, warum Rom trotzdem gegründet wurde.

Seinen Eltern zuliebe studiert er nach dem Abitur Germanistik, zuerst in Ludwigshafen, später in München. Dort bewirbt sich Strubel an der Otto-Falckenberg-Schule und hat Erfolg – von 600 Bewerbern schaffen das gerade mal 15. Nach Augsburg verschlägt es ihn 1962, dort erhält der Absolvent ein Engagement am Theater Augsburg. Er fängt an, Drehbücher zu schreiben – „Moliere war schließlich auch Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur“ – bekommt auf sein Drängen die Regie seines ersten Stückes „Die Kurve“ von Tankred Dorst.

In Augsburg lernt er Walter Oehmichen kennen, der ebenfalls am Theater schauspielert. Er fragt Strubel, ob er Lust hat, den Müller in „Der Wolf und die sieben Geißlein“ zu sprechen. Strubel sagt zu, es folgt eine Reihe weiterer Engagements. Er muss stundenlang die Nase für seine Rolle als König Pumponell im „Urmel“ zuhalten, leiht dem hessischen Räuberhauptmann Bill Bo seine Stimme. „Dafür habe ich Schimpfe von den Puppenspielern gekriegt.“ Die mussten den ganzen Tag das Band mit dem falschen Gesang hören, erinnert sich Strubel, in den frühen Zeiten Mitglied des Puppenkisten-„Sprecherstamms“.

Die nächsten sieben Jahre arbeitet Strubel als Schauspieler und Regisseur in Augsburg, München und Baden-Baden. Für einen Französisch-Sprachkurs des Bayerischen Rundfunks gibt er einen jungen Mann, der mit seiner Freundin umher reist und die Sprache lernt. Er gerät in die Kurzfilmerei, produziert ab 1965 16 Kino-Kurzfilme. Für drei bekommt Strubel das Prädikat „besonders wertvoll“, eine Bundesfilmprämie, gefördert von der Filmförderungsanstalt (FFA). Den Adolf-Grimme-Preis 1971 sahnt Strubel für die Dokumentation zwischen „Drehbuch und Computer“ ab. Strubel produziert für den Hessischen Rundfunk die Kinderserie „Denk & Dachte“, macht beim Sandmännchen mit, bei der Rappelkiste – „sammelt Erfahrung mit Puppenspielern“ – und bringt fünf Beiträge in den Kasten, wofür er den zweiten Grimmepreis erhält.

Als der Fernsehproduzent der Augsburger Puppenkiste Manfred Jenning schwer krank wird, wendet sich Oehmichen an Strubel: Der ist ab 1979 der Mann, der die Puppenkiste ins Fernsehen bringt. Für Verfilmungen wie „Am Samstag kam das Sams zurück“ oder „Katze mit Hut“ ist er als Regisseur und Drehbuchautor im Auftrag des Hessischen Rundfunks tätig. Obwohl die Puppenkiste „sein Anliegen“ ist, endet Anfang der Neunziger mit den „Drei Dschungeldetektiven“ Strubels Arbeit für die Puppenkiste.

Strubel entschließt, sich seinen „alten Wunsch“ nach Bildhauerei und Malerei zu erfüllen und fängt an, Skulpturen aus Holz, Bronze, Stahl zu gestalten, wie seine Pfau-Skulptur „Il pavone“, die ein Weinhändler mit einem gleichnamigen Weingut in der Toskana kauft – oder seine „drei Hockevögel“, die nun Carl Orffs Tochter Godela gehören. Strubel malt auf Leinwand, Kacheln, Schränke – nunmehr in seinem Atelier im Kulturpark West.

Eine weitere Strubel’sche Seite: Er schreibt Kindergeschichten – und das nicht nur für die Puppenkiste. In seinem Buch „Die letzte Jagd des Grafen Kwetsch“ verschleppt Graf Dreiglotz der Dreizehnte den Pannekuchenbär Paku. Der soll künftig für den Grafen kochen. Doch Pakus Freundin Gwen bricht auf, um ihren Bären zu befreien. Diese „skurrile“ Fantasy-Geschichte hätte Strubel gerne in der Puppenkisten-Welt oder als realen Film gesehen. Eben Glückssache, den richtigen Mann am richtigen Ort zu finden.

Sein aktuelles Projekt: eine Lesung von Eduard Mörikes Novelle „Mozart auf der Reise nach Prag“. Auf Strubels Schreibtisch liegen davon gleich mehrere Ausgaben, einige Textpassagen sind bereits kopiert, heraus geschnitten und auf Blätter geklebt. „Wenn man eine Woche intensiv etwas macht, freut man sich wieder aufs nächste“, erzählt Strubel. „‘Wo gehörst Du hin?’ – Ich ertappe mich immer selber bei dieser Frage. Wobei das Schönste doch die Filmerei war. Da kann man seine Lust am Bild ausleben, Geschichten erzählen.“

Schauspielern möchte Strubel heute nicht mehr: „Ich habe Angst vor Text-Hängern“, sagt er. Dennoch, so ganz will er vom Theater nicht lassen, trotz gesundheitlicher Probleme, die sich mit der Zeit eingestellt haben. Für die Freilichtbühne der Volksschauspiele Ötigheim schrieb Strubel Auftragsarbeiten wie „Andreas Hofer“ (1988) – kurz davor hatte er dort den Räuberhauptmann „Schinderhannes“ gespielt. Den „Götz von Berlichingen inszenierte er 1994. Nächstes Jahr will Strubel wieder Regie führen: Auf dem Spielplan steht dann der Widerspenstigen Zähmung.


Von NKuchar
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