Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 11.10.2010 17:04

Auf dem Prüfstand

<p> <x_bildunterschr> <b>Nach außen strahlt das Gebäude </b>, innen ist die Staats- und Stadtbibliothek „in weiten Strecken noch auf dem Stand von 1892“, wie Bibliotheksleiter Helmut Gier sagt. Statt der Sanierung schlägt nun Finanzreferent Hermann Weber vor, einen großen Teil des Bestands auszulagern. <tab/>Foto: Simmet </x_bildunterschr> </p>
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Dieses Missverhältnis will Bürgermeister und Finanzreferent Hermann Weber nun ändern. Sein Wunsch: dass sich Freistaat und die Stadt Augsburg die Kosten je zur Hälfte teilen. In einem Brief hat er Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch um einen Gesprächstermin gebeten. Schon vor einem Jahr hatte der Minister die Bibliothek besucht. Webers Eindruck: „Ich denke, dass er die Lage einsieht, aber er hat kein Geld dafür.“

Und noch etwas will Weber ändern: Derzeit lässt er untersuchen, ob ein Teil des Bestands mit dem Stadtarchiv zusammengeführt werden kann. „Die Synergieeffekte werden geprüft“, bestätigt er. Mit dem Umzug des Archivs in die Shed-Hallen der ehemaligen Kammgarnspinnerei könnte dort auch ein Teil der historischen Bücher untergebracht werden. Den bayerischen Anteil könnte man in die Unibibliothek auslagern. Denn die Bibliothek in der Schaezlerstraße leidet nicht nur unter chronischem Platzmangel, ein statisches Gutachten bescheinigt ihr Einsturzgefahr. Deshalb wurden in diesem Jahr bereits 50 000 Bände nach München ausgelagert.

Die 473 Jahre alte Sammlung auseinander zu reißen – das ist für Bibliotheksleiter Helmut Gier „ein brutaler, barbarischer Akt“. 1810 wurde die Bibliothek, deren Schriften bis ins Mittelalter zurückreichen, mit der schwäbischen Provinzialbibliothek zusammengeführt. „Damit wären 200 Jahre Sammeltätigkeit und Katalogisierung zerstört“, befürchtet er. Augsburg würde wertvolle historische Zeugnisse verlieren, denn zum Bestand des Freistaats zählen die gesamten handschriftlichen Aufzeichnungen der Klöster, die im Zuge der Säkularisierung an den Staat übergingen. Die Staats- und Stadtbibliothek sei „eine der wenigen Augsburger Institutionen, die Strahlkraft nach außen“ habe. „Eigentlich sollte die Stadt stolz darauf sein. Aber es kostet halt auch ein bisschen was.“

Gier meint die dringend notwendige Sanierung für 4,3 Millionen Euro, „um endlich vom 19. ins 21. Jahrhundert zu kommen“. Das 120 Jahre alte Gebäude brauche dringend den behindertengerechten Ausbau, Seminar- und Ausstellungsräume und eine Klimaanlage, damit die empfindlichen Bücher sachgemäß aufbewahrt werden können. Schon lange sollte das Dachgeschoss für 100 000 Bände ausgebaut werden, es war bereits fest im Haushalt eingeplant, wurde aber wegen der Finanznot der Stadt wieder gestrichen.

Nun stellt sich die SPD gegen die „Zerschlagung“ der ältesten Kultureinrichtung der Stadt und fordert „den uneingeschränkten Fortbestand der Staats- und Stadtbibliothek“. Über den Antrag wird der Kulturausschuss in der nächsten Sitzung am 18. Oktober abstimmen. Kritik kommt auch von den Grünen, die weitere Verzögerungen beim Umzug des Stadtarchivs befürchten.


Von ALiebmann
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