Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 21.09.2018 12:00

Ein Lausbub wie Ludwig

Vor der Einkehr   in den Gasthof Zum Hirsch dürfen die Kinder in dem liebevoll gestalteten Häuschen nach Eiern suchen. Der kleine Ludwig hatte hier einst Eier stibitzt. 	Fotos: Monika Grunert Glas (Fotos: Monika Grunert Glas)
Vor der Einkehr in den Gasthof Zum Hirsch dürfen die Kinder in dem liebevoll gestalteten Häuschen nach Eiern suchen. Der kleine Ludwig hatte hier einst Eier stibitzt. Fotos: Monika Grunert Glas (Fotos: Monika Grunert Glas)
Vor der Einkehr in den Gasthof Zum Hirsch dürfen die Kinder in dem liebevoll gestalteten Häuschen nach Eiern suchen. Der kleine Ludwig hatte hier einst Eier stibitzt. Fotos: Monika Grunert Glas (Fotos: Monika Grunert Glas)
Vor der Einkehr in den Gasthof Zum Hirsch dürfen die Kinder in dem liebevoll gestalteten Häuschen nach Eiern suchen. Der kleine Ludwig hatte hier einst Eier stibitzt. Fotos: Monika Grunert Glas (Fotos: Monika Grunert Glas)
Vor der Einkehr in den Gasthof Zum Hirsch dürfen die Kinder in dem liebevoll gestalteten Häuschen nach Eiern suchen. Der kleine Ludwig hatte hier einst Eier stibitzt. Fotos: Monika Grunert Glas (Fotos: Monika Grunert Glas)

Über dreieinhalb Kilometer führt in Welden der Weg. Wie findet man ihn? Beim Metzger abbiegen, dann die erste Möglichkeit links bis zum Waldparkplatz am Ende der Schwarzbrunnenstraße. Vielleicht sollte man mit Station Zwei beginnen, denn sonst landet man gleich zu Beginn in einer Gaststätte, die sich jedoch bestens für eine Einkehr am Schluss empfiehlt.

Der Heimatautor Ludwig Ganghofer (1855-1920, „Der Jäger von Fall”) verbrachte einen guten Teil seiner Kindheit in Welden. Als er vier Jahre alt war, zogen seine Eltern in den Ort. Von 1861 bis 1865 besuchte er dort die Schule. Mit seinen Spezln erlebte er lustige Abenteuer. Ihm zu Ehren wurde der Ludwig-Ganghofer-Lausbubenweg im September 2015 eingeweiht. Basierend auf seinen Anekdoten aus dem Kindheits- und Jugendroman „Lebens lauf eines Optimisten” initiierten ihn die Ganghofer-Freunde und die Regio Augsburg Tourismus GmbH zusammen mit dem Markt Welden. Dafür gab es Leader-Fördermittel aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums, denn das Projekt ist ein Beitrag zur Umsetzung des Regionalen Entwicklungskonzepts. Einen Beitrag leisteten auch die Bayerischen Staatsforsten, der Naturpark Augsburg Westliche Wälder, die Kreissparkasse und der Landkreis.

Man kann sich gut vorstellen, dass der kleine Ludwig im ländlichen Idyll den einen oder anderen Streich ausheckte. Der Weg bietet nun die Möglichkeit, legal Lausbubenstreiche nach zu erleben.

Bei Station Zwei, der ersten auf dem Weg durch den Wald, vielleicht 500 Meter nach dem Parkplatz, können die Spaziergänger Ludwigs verschwundenen Schatz ausbuddeln. Ein großer Sandkasten lädt dazu ein. Drei Schaufelchen hängen auch parat. Etwas stochern: Ja, da ist was! Aber vielleicht sollte man nicht zu dicht an den Holz-Deko-Bäumen, die mitten im Sandkasten stehen, wühlen, denn sonst entdeckt man zwar deren Fundament, nicht aber den Schatz...

An den einzelnen Stationen stehen Tafeln, die die Streiche erzählen: „So krapfte ich eines Tages alles zusammen, was ich daheim an Gold und Silber erwischen konnte”, berichtet Ganghofer. Der kleine Ludwig wollte seinen Freunden Domini, Muckl und Alfons eine Freude machen, indem er Schätze im Wald versteckte. Allerdings nahm er dafür die goldene Uhr seines Vaters, silberne Löffel und andere Wertsachen - und vergrub sie im Wald. Dann machte sich der Bub auf den Nachhauseweg. Über den Wiesen sah er plötzlich einen Lichtschein: „Ich hielt es für ein Irrlicht, das über dem vergrabenen Schatz zu tanzen begann.” Daheim hatten die Eltern schon gemerkt, dass etwas fehlte. Ludwig beichtete, und er hatte Glück. Die Eltern bewiesen Humor, und er bekam keine Prügel. Allerdings fand der Filius die Stelle, an der er die Schätze vergraben hatte, nicht mehr. Auch Generationen von Kindern nach Ganghofer gelang das nicht.

Zwischen den Mitmachstationen kann man allerlei entdecken, so etwa eine Rutschbahn oder den „Ganghofer-Brunnen”, der auf den ersten Blick eher an eine Hundehütte erinnert.

An der dritten Station, die große Blockhütte daneben sieht man schon von weiter her, darf man Tannenzapfen auf den heiligen Nepomuk werfen, genauer, auf ein Vogelnest unter seinem Arm. Netterweise stehen Schilder da, die die Entfernung je nach Alter einteilen. Es ist - zumindest für die Autorin hier - schwieriger, als gedacht, aber ab der Tafel „Für Kinder bis sieben Jahre” klappt es dann, und der Zapfen landet im Nest. In der Hütte, die man auch zur ausgiebigen Rast nützen kann, wird an Ganghofer erinnert.

Dann geht es weiter zur Baumbestimmung an Station Vier. Was ist eine Fichte, wodurch unterscheidet sie sich von der Kiefer?

Ein massiver Aussichtsturm, der wie ein großer Jägerstand aussieht, lädt zuletzt zum Betrachten des Waldes mittels Seh-Hör-Rohr ein. Danach erreicht man wieder den Parkplatz und kann zum früheren Rollewirt, dem heutigen Landgasthof „Zum Hirsch” mitten im Ort Welden fahren. Dort werden an Station Eins Eier stibitzt. Im Hühnerhäuschen gleich vorn beim Eingang darf man danach suchen. Zieht man beispielsweise eine Schublade heraus, gackert das Federvieh aufgeregt. Die Besucher werden daran erinnert, wie der kleine Ludwig einst ein sehr schlechtes Gewissen hatte, aber den Diebstahl nicht zu gestehen wagte. Dreieinhalb Kilometer langer Rundgang eignet sich auch für Kinderwagen


Von Monika Grunert Glas
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