Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 14.08.2018 12:00

Drei, zwei, eins ...

Etwa   einen Meter misst die Rakete.
Etwa einen Meter misst die Rakete.
Etwa einen Meter misst die Rakete.
Etwa einen Meter misst die Rakete.
Etwa einen Meter misst die Rakete.

Kurzzeitig herrscht Panik, denn die Rakete saust geradewegs 290 Meter hoch Richtung Sonne. Weder die Zuschauer noch die Projektteinehmer können sie noch erkennen. Ist alles gut gegangen? Funktioniert es wie geplant? Oder stürzt die Rakete einfach wieder zu Boden? Erleichterung macht sich breit, als der Flugkörper am Himmel auftaucht und man sieht, dass sogar schon die Propeller ausgefahren sind, die der sicheren Landung dienen. Die Studenten fallen sich vor Freude in die Arme.

Für 40 Studenten der Universität Augsburg sind die Raketenstarts auf einem Feld nahe Buttenwiesen der Abschluss des Praktikums „Leichtbau”. In acht Gruppen, zu jeder gehören drei Bachelor- und zwei Master-Studenten des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen, bastelten sie seit April an ihren Prototypen aus Carbon. Unterstützt wurden sie von Beginn an von einem MT Aerospace Ingenieur und Herbert Gründler, dem Vorsitzenden des Augsburger Raketenmodellsportvereins Ramog.

Doch als Praktikumsaufgabe galt es nicht nur, eine Rakete zu bauen, jede Gruppe musste auch ein Geschäftsmodell entwickeln. Wie könnte das Projekt in größerem Rahmen umgesetzt werden? Professor Michael Heine erklärt: „Jede Gruppe ist ein Startup, das die vier Tutoren und mich überzeugen soll.”

Bereits im vergangenen Jahr bot Heine ein Praktikum an, in dem die Teilnehmer Raketen bauen mussten. Damals waren die Flugmaschinen nur mit einem Fallschirm ausgestattet. Manche Fehlversuche endeten mit einem Sturz, mit 160 Stundenkilometern bohrten sich die Modelle in den Boden und mussten mit einem Spaten ausgegraben werden. So entstand die Idee, dass man die Raketen wieder landen lassen könnte. Im aktuellen Praktikum wurde jede Rakete mit einer Steuereinheit ausgestattet. So können die Studenten ihren Prototyp steuern.

Die Teilnehmer erwiesen sich als äußerst einfallsreich. Eine Gruppe montierte beispielsweise anstelle einer Spitze eine 360-Grad-Kamera. So konnte man den Flug mitverfolgen. Dazu trugen die Studenten besondere Brillen: „Da meint man, man wäre Superman”, witzeln sie.

Eine weitere Gruppe hat eine Idee von Amazon aufgegriffen. Das Internetkaufhaus plant, eventuell einmal Warendepots in 14 Kilometern Höhe zu errichten, von wo aus die Pakete dann mit Drohnen zum Kunden gebracht werden könnten . Aber irgendwie müssen die Pakete auch nach dort oben ins Lager gelangen, und das Transportmittel wieder sicher auf den Boden. Im Inneren der Rakete befindet sich eine Cargoeinheit, die beim Andocken entladen wird. Anschließend, wenn die Rakete sich im freien Fall befindet, klappen drei Rotorblätter aus. So kann sie gezielt wie ein Hubschrauber gelandet werden. Dieser Prototyp absolviert an diesem Nachmittag bei Buttenwiesen gleich zwei Flüge, jeweils in eine Höhe von 300 Metern.

„Ist schon brutal, wie viel Arbeit und Herzblut da drin stecken für die paar Sekunden Flug”, resümiert ein Student. „Aber es lohnt sich.”


Von Monika Grunert Glas
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