Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 27.02.2018 15:59

Von neuer ICE-Trasse profitiert auch Augsburg

Große Bauvorhaben sind bekanntlich in Deutschland aufgrund ihrer horrenden Kosten und zeitlichen Verzögerungen verrufen. Die medial groß angekündigte Neueröffnung der Schnellstrecke im Dezember war mehr oder weniger ein Flop: Zahlreiche Züge kamen aufgrund technischer Störungen verspätet an oder fielen sogar komplett aus. Rund zehn Milliarden Euro hat das Prestigeprojekt verschlungen. 25 Jahre wurde geplant und gebaut. 800 Verträge mussten im Zuge der Bauplanung abgeschlossen, 770000 Dokumente und Pläne erstellt werden, um das größte Infrastrukturprojekt Deutschlands nach der Wende zu ermöglichen. Über 37 Brücken (die längste: 8600 Meter) und durch 27 Tunnel (der längste: 8314 Meter) führt die teure Neubaustrecke über 123 km von Nürnberg über Erfurt nach Halle bzw. Leipzig. Für den Betonuntergrund flossen 4 Millionen Tonnen Beton. Zwei Stunden Zeit sparen Reisende jetzt zwischen München und Berlin. Möglich ist das durch die verkürzte Streckenführung, einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 150 km/h und Spitzengeschwindigkeiten bis zu 300 km/h zwischen Bamberg und Halle. Der sogenannte ICE-Sprinter verkehrt dreimal täglich zwischen München und Berlin und hält dazwischen noch in Nürnberg, Erfurt und Halle. Dafür braucht er nur noch 3:55 Stunden. Andere ICE-Verbindungen mit unterschiedlich verteilten Haltepunkten benötigen immerhin nur zwischen 4,5 und fünf Stunden.

Reisende ab Augsburg sind viermal täglich in weniger als fünf Stunden in Berlin - ohne umzusteigen. Auch die Anschlusszüge wurden mit dem Fahrplanwechsel Winter 2017/18 auf die neue ICE-Strecke abgestimmt. Wer etwa bei

nach den besten Reiseverbindungen von und nach Augsburg sucht, wird im Überblick schnell sehen: Im Vergleich mit den gängigen Busverbindungen zwischen Augsburg und Berlin ist die Zugfahrt auf der neuen Schnellstrecke um mindestens 2,5 Stunden schneller. Wer selbst mit dem Auto fährt, benötigt eine gute Stunde mehr als mit dem Zug.

Neue ICE-Trasse fördert Bahn-Urlaub in bayrische Feriengebiete

Was bedeutet das konkret für die Region Augsburg? Zum einen werden in Zukunft Geschäftsreisen und Kurztrips in den Nordosten mit der Bahn deutlich gefragter sein als mit dem Auto. Ein verlängertes Wochenende an die Ostsee ist in Zukunft durchaus entspannt umsetzbar: Eine Fahrt von Augsburg nach Rostock ist bei guter Planung in 6:50 Stunden ohne Umsteigen möglich. Umgekehrt wird auch Bayern als Ferienregion für Reisende aus dem Norden und Osten noch einfacher zu erreichen sein und somit attraktiver. Der Trend, dass die Deutschen zunehmend im eigenen Land urlauben, könnte damit weiteren Schwung erfahren.

Bahn spricht von Milliardeninvestitionen in Bayern

Für das Jahr 2018 kündigte jüngst Bundesinnenminister und DB-Vorstandsmitglied Ronald Pofalla massive

in das bundesdeutsche Schienennetz an. Für Bayern heißt das: Mit mehr als einer von 2,6 Milliarden Euro bundesweiter Investitionen sollen bayerische Schienenstrecken, Bahnhöfe und Stationen modernisiert sowie Strecken aus- und neu gebaut werden. Auch die Region Augsburg profitiert direkt und indirekt davon, muss dafür aber vom 16. Juni bis 18. November mit einer Teilsperrung zwischen Augsburg und Nürnberg rechnen. Was von gestressten Bahnkunden schnell vergessen wird: Ohne solche Baustellen sind keine substantiellen Verbesserungen möglich. Und dass die Bahn moderner und zuverlässiger wird, wünschen sich vermutlich alle.

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