Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 14.12.2017 12:00

Treppen-Graus

Röntgenbild:   Die Treppen des Perlachturms haben eine aufwändige Behandlung nötig.	Fotos: Archiv/David Libossek (Fotos: Archiv/David Libossek)
Röntgenbild: Die Treppen des Perlachturms haben eine aufwändige Behandlung nötig. Fotos: Archiv/David Libossek (Fotos: Archiv/David Libossek)
Röntgenbild: Die Treppen des Perlachturms haben eine aufwändige Behandlung nötig. Fotos: Archiv/David Libossek (Fotos: Archiv/David Libossek)
Röntgenbild: Die Treppen des Perlachturms haben eine aufwändige Behandlung nötig. Fotos: Archiv/David Libossek (Fotos: Archiv/David Libossek)
Röntgenbild: Die Treppen des Perlachturms haben eine aufwändige Behandlung nötig. Fotos: Archiv/David Libossek (Fotos: Archiv/David Libossek)

Wenn in einer Tischvorlage einer Hochbauausschusssitzung eine Stelle mit drei Ausrufezeichen versehen ist, dann ist ihr Verfasser entweder zu häufig in sozialen Netzwerken zugange oder es handelt sich um eine außergewöhnliche Passage. Derart außergewöhnlich, dass man, um dieser Außergewöhnlichkeit Ausdruck zu verleihen, auch in einer Behörde nicht um dieses Stilmittel herumkommt.

Die rostenden Treppengeländer im Inneren des Perlachturms sind zu 600 Prozent (!!!) ausgelastet, heißt es in dem Bericht. Der bezieht sich auf ein Gutachten des Ingenieurs Johannes Pfanner, das heute dem Ausschuss vorgestellt wird. „Für Publikumsverkehr haben wir keine ausreichende Verkehrssicherheit”, lautet der Befund. Es ist eine weitere Hiobsbotschaft in der Krankenakte Perlachturm.

Die erste Diagnose wurde im November vergangenen Jahres gestellt. Der Turm leide unter „gravierenden Bauschäden”. Eingängig habe man ihn untersucht - um ihn sei es schlecht bestellt. Die Symptome wären derart ausgeprägt, dass sogar dessen Standsicherheit bedroht sei. „Es besteht die Gefahr”, war da vermerkt, „dass abgeplatzte Teile herunterfallen könnten und Passanten dadurch gefährdet sind”. Eine Operation sei unumgänglich und dringend nötig.

Der Stadtrat stimmte zu. 2,1 Millionen sollte der Eingriff am offenen Wahrzeichen kosten. Eine Operation in mehreren Teilen: Die Sanierung der oberen Natursteingeschosse inklusive der Kuppel sowie die Außensanierung, einschließlich Trockenlegung des durchfeuchteten Sockelfundaments und der Terrassen. Beides soll unmittelbar aufeinander folgen. So wolle man ein vermeiden, den Turm zweimal einrüsten zu müssen.

Das neue Gutachten untermauert, „dass die Öffentlichkeit den Turm erst nach Abschluss der Sanierungsarbeiten wieder betreten werden kann”, wie es in der Tischvorlage heißt. Die Geländer schlicht zu verstärken, sei aufwändig und „ergebe aufgrund der ohnehin anstehenden Arbeiten keinen Sinn”. Statt einer Übergangslösung soll eine dauerhafte her, Pfanner empfiehlt ein neues Geländer. Es müsse zudem neu einbetoniert werden. Der Beton weise stellenweise Risse und Absprengungen auf, „was eine weitere Schwächung der Konstruktion darstellt”. Die Geländerfüße könnten herausbrechen.

Die Treppe, die 1946 im zuvor ausgebrannten Turm installiert wurde, habe zudem eine zu geringe Tragfähigkeit für eine Treppe, die auch als Fluchtweg genutzt wird. Pfanner diagnostiziert zudem: „Nach heutigem Stand ist die Tragfähigkeit in Wohngebäuden ohne nennenswerten Publikumsverkehr, nicht aber für eine Benutzung durch Gruppen ausreichend.” Die Tragsicherheit der 231 Stufen fassenden Anlage sei jedoch gegeben.

Ob sich die neuen Symptome des maladen Wahrzeichens auf die Kosten auswirken, sei „noch nicht darstellbar”. Auch ob die Bauzeit beeinflusst wird, ist nicht angegeben.

2018, so lautet der bisherige Plan, wird die Außenseite des Patienten behandelt. Ein Jahr später sind die Internisten an der Reihe: Das Turm-Innere wird auf Vordermann gebracht. Im April 2020 soll der 70 Meter hohe und 1028 Jahre alte Gigant wieder in voller Blüte neben dem Rathaus stehen. Tragfähigkeit reicht nicht für Gruppen


Von David Libossek
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