Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 29.06.2017 11:14

Augsburger Synagoge wird 100: Gegen alle Widerstände

Die Augsburger Synagoge   beeindruckt Besucher seit 100 Jahren mit ihrer faszinierenden Architektur. An der Feier zum Jubiläum nahmen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier - hier im Gespräch mit dem Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg - und zahlreiche weitere hochrangige Vertreter aus Politik und Gesellschaft teil. 	Fotos: David Libossek (Fotos: David Libossek)
Die Augsburger Synagoge beeindruckt Besucher seit 100 Jahren mit ihrer faszinierenden Architektur. An der Feier zum Jubiläum nahmen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier - hier im Gespräch mit dem Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg - und zahlreiche weitere hochrangige Vertreter aus Politik und Gesellschaft teil. Fotos: David Libossek (Fotos: David Libossek)
Die Augsburger Synagoge beeindruckt Besucher seit 100 Jahren mit ihrer faszinierenden Architektur. An der Feier zum Jubiläum nahmen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier - hier im Gespräch mit dem Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg - und zahlreiche weitere hochrangige Vertreter aus Politik und Gesellschaft teil. Fotos: David Libossek (Fotos: David Libossek)
Die Augsburger Synagoge beeindruckt Besucher seit 100 Jahren mit ihrer faszinierenden Architektur. An der Feier zum Jubiläum nahmen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier - hier im Gespräch mit dem Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg - und zahlreiche weitere hochrangige Vertreter aus Politik und Gesellschaft teil. Fotos: David Libossek (Fotos: David Libossek)
Die Augsburger Synagoge beeindruckt Besucher seit 100 Jahren mit ihrer faszinierenden Architektur. An der Feier zum Jubiläum nahmen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier - hier im Gespräch mit dem Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg - und zahlreiche weitere hochrangige Vertreter aus Politik und Gesellschaft teil. Fotos: David Libossek (Fotos: David Libossek)

Die Öffentlichkeit der Straße liegt hinter uns, wenn die schwere Gittertüre ins Schloss fällt. Zwar eilt der Blick voraus in den mit Sonnenlicht erfüllten Brunnenhof. Doch noch zögert der Fuß, denn das Auge findet noch mancherlei an den beschatteten Wänden. Schreiten wir schließlich durch den Innenhof und durch die Vorhalle, umfängt uns drinnen gedämpftes Licht. Wir sind gebannt von der ernstfeierlichen Stimmung. Über uns wölben sich in tiefem Grün, durchzogen vom feinen Netzwerk des Goldmosaiks, die vier Tonnenbogen. Darüber die dämmerigen Höhen der Kuppel.

So schildert Richard Grünfeld seinen Weg in die Augsburger Synagoge. Zumindest ist es ein Auszug aus seinen mehrseitigen Ausführungen, in denen er sprachkünstlerisch seinen Eindrücken vom jüdischen Gebetshaus gerecht zu werden versucht.

Grünfeld war der Augsburger Rabbiner, als die Synagoge am 4. April 1917 eingeweiht wurde. Seine Schilderung hat er damals für seine Festschrift angefertigt. Sie ließe sich problemlos auf heute übertragen. Denn die anmutende wie atemberaubende Architektur hat die Zeit überdauert und versetzt Besucher noch heute in Staunen.

Dass die Synagoge überhaupt gebaut wurde, ist aufgrund der jüdischen Geschichte in Augsburg erstaunlich. Auch die hat Grünfeld in seiner Festschrift festgehalten. „Die Anfänge der jüdischen Gemeinde Augsburgs sind in tiefes Dunkel gehüllt”, schreibt er. Nur die Sage wisse zu berichten, so der Rabbiner, dass Juden bereits vor der Geburt Christi in Augsburg gewohnt haben. Das erste amtliche Zeugnis datiert auf das Jahr 1212 und erwähnt einen Joseph von Augsburg.

Rund um die heutige Karlsstraße, damals Judengasse, entstand im 13. Jahrhundert ein jüdisches Viertel. Eine wechselhafte Geschichte. Die Juden entrichteten eine Schutzsteuer an die Stadt, die sie 1298 vor den blutigen Judenverfolgungen durch Edelmann Rindfleisch schützte. Die jüdische Gemeinde revanchierte sich und errichtete einen Teil der Stadtmauer. Ihr Ansehen stieg, liehen die Juden der Stadt - das belegen Steuerbücher von damals - bereits ab dem 14. Jahrhundert Geld für Bauprojekte.

Von Gleichberechtigung konnte jedoch keine Rede sein. Und als die Pest in Europa wütete und sich das Gerücht verbreitete, die Juden hätten die Brunnen vergiftet, wurden am 22. November 1348 rund 200 Juden erschlagen und verbrannt. Doch wieder entstand eine jüdische Gemeinde in der Stadt - und im 15. Jahrhundert geriet sie erneut ins Fadenkreuz: „Für die sozialen Probleme suchte die Masse des Volkes einen Sündenbock”, wie Grünfeld es ausdrückt. Repressionen wurden ausgesprochen, Juden enteignet.


Von David Libossek
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