Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 19.06.2017 23:00

Vom Waisenhaus ins Laufhaus

Soni Unterreithmeier.  	Foto: Solwodi (Foto: Solwodi)
Soni Unterreithmeier. Foto: Solwodi (Foto: Solwodi)
Soni Unterreithmeier. Foto: Solwodi (Foto: Solwodi)
Soni Unterreithmeier. Foto: Solwodi (Foto: Solwodi)
Soni Unterreithmeier. Foto: Solwodi (Foto: Solwodi)

StadtZeitung: Solwodi setzt sich für die Rechte der Frauen im Augsburger Rotlichtmilieu ein. Versprechen Sie sich vom neuen Prostituiertenschutzgesetz, das am 1. Juli in Kraft tritt, eine Verbesserung der Situation der Prostituierten?

Soni Unterreithmeier: Das Gesetz greift an vielen Stellen zu kurz. Wir hätten uns eine Krankenversicherungspflicht und Sozialversicherungspflicht gewünscht. Denn diese Versicherungen fehlen den ausländischen Frauen. Zudem sieht das Gesetz nur eine Gesundheitsberatung vor. Den Schein bekommt die Frau aber auch ausgestellt, wenn sie nicht gesund ist, denn es ist lediglich eine Beratung gefordert.

StadtZeitung: Die meisten Prostituierten kommen aus dem Ausland. Unter welchen Bedingungen leben die Frauen in Augsburg?

Unterreithmeier: 95 Prozent der Frauen, die in Augsburger Bordellen oder sogenannten Laufhäusern arbeiten, sind Ausländerinnen. Die meisten sind sehr jung und sprechen kaum ein Wort Deutsch. Oft werden sie von ihren Familien geschickt, um Geld zu verdienen. Sie sind im Milieu gefangen, sind abhängig und wissen zum Teil nicht einmal, in welcher Stadt sie sind. Und sie sind innerlich gefangen, weil sie sich nicht zutrauen, aus der Abhängigkeit herauszukommen. Da von Freiwilligkeit zu sprechen, ist zynisch. Direkt aus einem Waisenhaus kam beispielsweise eine 18-Jährige, die wir zuletzt betreut haben. Der Loverboy kaufte sich von ihrem Überbrückungsgeld erst einmal ein Auto. Die sogenannte Liebesverstrickung mit ihren Zuhälter, bringt viele Frauen in eine emotionale Abhängigkeit.

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