Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 03.12.2009 17:26

Der Hörsaal als Schlafsaal

<p>  <x_bildunterschr>  <b>Um die MIttagszeit herum ist es ein bisschen ruhiger im großen Hörsaal I: </b> Einige Studenten lesen, andere tippen in ihr Laptop, andere wiederum versuchen eine Diskussion anzuheizen. Abends füllt sich der Audimax, im Plenum wird diskutiert, danach gibt es Musik <tab/>Foto: Liebmann </x_bildunterschr>  </p>
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<p> <x_bildunterschr> <b>Um die MIttagszeit herum ist es ein bisschen ruhiger im großen Hörsaal I: </b> Einige Studenten lesen, andere tippen in ihr Laptop, andere wiederum versuchen eine Diskussion anzuheizen. Abends füllt sich der Audimax, im Plenum wird diskutiert, danach gibt es Musik <tab/>Foto: Liebmann </x_bildunterschr> </p>
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<p> <x_bildunterschr> <b>Um die MIttagszeit herum ist es ein bisschen ruhiger im großen Hörsaal I: </b> Einige Studenten lesen, andere tippen in ihr Laptop, andere wiederum versuchen eine Diskussion anzuheizen. Abends füllt sich der Audimax, im Plenum wird diskutiert, danach gibt es Musik <tab/>Foto: Liebmann </x_bildunterschr> </p>

Zwölf Arbeitsgemeinschaften, kurz AGs, haben sie mittlerweile gegründet, die AG Versorgung kümmert sich darum, dass ständig etwas zu essen und zu trinken da ist. „Wir haben immer mehr Unterstützer“, erzählt Daniel Tröster. Beispielsweise liefere eine Bäckerei ihre übriggebliebenen Backwaren, eine Brauerei ab und an Getränke, selbst einen Weihnachtsbaum und einen Adventskranz hat die AG Versorgung „abgestaubt“.

Tröster gehört zur AG Podiumsdiskussion, denn ab nächster Woche soll mehr debattiert werden im gekaperten Hörsaal. Eine andere AG, die AG Mobilisierung, ist für Aktionen zuständig: Für den Auftritt des Protestchors auf dem Christkindlesmarkt zum Beispiel, für eine Schlafdemo am Königsplatz und für eine Simpsons-Aktion – als Bart Simpson verkleidete Studenten schrieben in Seminarräumen „Education is not for sale“ an die Tafeln.

„Der besondere Charme an unserem Protest ist das Lebendige: Ständig stoßen neue Leute dazu und bringen ihre Ideen ein“, sagt Tröster. Der Student der Sozialwissenschaften gehört zum harten Kern des Bildungsstreiks: Er hat seinen Schlafsack mitgebracht und übernachtet im Hörsaal, alle zwei bis drei Tage geht er nach Hause, um frische Klamotten zu holen, waschen könne man sich auch im Gebäude der Sportfakultät, erzählt er. 30 bis 50 Studenten haben sich im Audimax häuslich eingerichtet, inclusive Topfpflanzen und einer Hängematte, irgendjemand hat sogar sein Plüschtier mitgebracht.

Tröster besucht weiterhin seine Vorlesungen, ebenso wie seine Mitstreiter. Nur am Wochenende wird nicht gebüffelt: Da spielen dann Bands und die „Schicht“, die den Hörsaal beaufsichtigt, bläst erst um 2 Uhr zum Zapfenstreich.

Es sind keine kurzfristigen Ziele, die die Studenten mit ihrem Protest verfolgen: „Die meisten von uns sind bald fertig, die wenigsten kommen noch in den Genuss etwaiger Verbesserungen. Es geht uns um die nachfolgenden Generationen“, erklärt Florian H., der seinen vollen Namen nicht nennen will. Bisher haben die Streikenden nur vorläufige Forderungen an die Unileitung übergeben; einen Konsens zu finden sei aufgrund der Basisdemokratie, die im Hörsaal herrscht, schwierig. Doch nächste Woche wird die endgültige Fassung abgestimmt. Diese wollen die Studenten Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch persönlich übergeben.

Wie lange die Demonstranten noch im Hörsaal ausharren wollen, wissen sie nicht. „In der ersten Woche herrschte Euphorie, in der zweiten haben wir reflektiert und jetzt, in Woche drei, stehen wir vor der Frage, wie soll es weitergehen“, sagt Andreas Wiebel vom Bildungsbündnis Contra. Noch habe es keine offene Aussprache mit der Universitätsleitung gegeben, „prinzipiell sind wir geduldet, aber das sind nur Lippenbekenntnisse“.

„Gründe, hier zu bleiben, gibt es nach wie vor“, sagt auch Florian H., „bisher hat sich nicht viel getan.“ Etwa ein Dutzend Studenten hätten sich bereit erklärt, sogar Weihnachten hier zu feiern. Etwas verärgert sind alle Streikenden über die Absage der Kinderuni gestern Nachmittag, denn sie hatten abgestimmt, dass die Veranstaltung auf jeden Fall stattfinden soll und wollten sich „nur symbolisch“ in die oberste Reihe des Hörsaals setzen.

„Ich wollte keine Situation schaffen, die nicht kontrollierbar ist“, begründet Pressesprecher Klaus Prem die Absage. Er ist verantwortlich für die Kinderuni und befürchtete, dass die Studenten die Veranstaltung als Bühne für ihr Anliegen nutzen wollten. Schon längst hätte die Unileitung den Hörsaal räumen lassen können, „aber wir wollten nicht mit der Brechstange vorgehen“, so Prem. Durch eine Räumung sei ein ungestörter Lehrbetrieb nicht herstellbar. Prinzipiell habe die Unileitung Verständnis für den Protest, denn von Raumnot, überfüllten Seminaren und knappen Finanzen seien auch die Lehrenden betroffen. Nur Weihnachten im Hörsaal feiern, das geht den Rektoren dann doch zu weit – immerhin kostet die Beheizung des Raums ja auch Geld.


Von ALiebmann
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