Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 21.11.2016 12:00

Das Gift hinterm Gartenzaun

An dieser Stelle   stand früher die alte Blaugasfabrik, heute sind nur noch die Reste der Produktion im Boden zu finden.	Foto: Hans Blöchl (Foto: Hans Blöchl)
An dieser Stelle stand früher die alte Blaugasfabrik, heute sind nur noch die Reste der Produktion im Boden zu finden. Foto: Hans Blöchl (Foto: Hans Blöchl)
An dieser Stelle stand früher die alte Blaugasfabrik, heute sind nur noch die Reste der Produktion im Boden zu finden. Foto: Hans Blöchl (Foto: Hans Blöchl)
An dieser Stelle stand früher die alte Blaugasfabrik, heute sind nur noch die Reste der Produktion im Boden zu finden. Foto: Hans Blöchl (Foto: Hans Blöchl)
An dieser Stelle stand früher die alte Blaugasfabrik, heute sind nur noch die Reste der Produktion im Boden zu finden. Foto: Hans Blöchl (Foto: Hans Blöchl)

Heute, mehr als 80 Jahre später, gibt es Ärger um das, was von ihr übrig ist. Denn Blau war ein Chemiker und entwickelte 1904 in Augsburg Blaugas. Das erste Flüssiggas. Das stieg schnell zum Kassenschlager auf; daher die Dependancen rund um den Globus - und eben in Oberhausen. Die Fabrik hinterließ jedoch Spuren. Kontaminierte Spuren. Das Gelände gehört dem Freistaat Bayern, der es gerne nutzen möchte.

Deshalb begann er damit, das kontaminierte Material abzutragen. Das Problem: Das Areal bot nicht ausreichend Platz, um die ausgehobenen Altlasten darauf zu testen, wie stark und mit welchen Schadstoffen sie belastet sind. Davon hängt ab, wo sie später entsorgt werden.

Die Kurzzeit-Deponie-Nachbarn blickten freilich genau auf den Kalender; und merkten alsbald, dass das Zwischenlager auch im Oktober, fünf Monate nach Ablauf der Genehmigung, noch rege genutzt wird. Darüber informiert worden seien sie jedoch nicht. Sie wenden sich schließlich an WSA-Stadtrat Peter Grab, der einen Antrag an OB Kurt Gribl schickt. „Die besorgten Anwohner wundern sich über eine erneut mangelnde Informationspolitik der Stadt Augsburg”, schreibt Grab.

Unserer Zeitung gegenüber bestätigt das Umweltamt, dass die Genehmigung bis 31. Oktober verlängert wurde, nachdem „sich frühzeitig herausstellte, dass der ursprüngliche Zeitplan nicht einzuhalten ist”. Weil der Freistaat nicht sicher war, auch diesen Termin einzuhalten, sei „vorsorglich eine Genehmigung für weitere zwei Wochen beantragt und genehmigt worden”, schreibt die Behörde. Davon sei „jedoch kein Gebrauch gemacht worden”.

Verantwortlich für die Verzögerung sei einerseits die Altlastensanierung an der Zwischenlagerfläche selbst, die umfangreicher ausfiel als angenommen. Deshalb konnten auf dem ehemaligen Schrottplatz erst im Januar, statt wie geplant im November 2015, die ersten Chargen der ehemaligen Blaugasfabrik angeliefert werden. Andererseits hätten auch die Arbeiten an der Auerstraße mehr Zeit als zunächst anberaumt in Anspruch genommen. Auch ein technischer Defekt habe die Arbeiten verzögert, die Baustelle mehrere Tage lahmgelegt.

Worauf das Umweltamt aber in seinen eineinhalb Seiten langen Erläuterung nicht eingeht, ist die Frage, ob denn die Anwohner über die mindestens fünf Monate längere Zwischenlagernutzung informiert worden seien. Auch im Internet ist darüber nichts zu finden.

Das Genehmigungsverfahren erfolge „normalerweise ohne eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung”, heißt es in der Stellungnahme des Umweltamts, das sich damit darauf bezieht, dass die Maßnahme an sich ohnehin schon nicht hätte publik gemacht werden müssen. Auch hätten lediglich zwei Beschwerden das Amt erreicht: Über das laute Piepsen der Lastwagen im Rückwärtsgang.

Zuletzt seien nur mehr Arbeiter mit Abbauen und Reinigen beschäftigt gewesen. Der Asphalt soll erhalten bleiben für - wie das Amt etwas sperrig formuliert - „andersgeartete Folgenutzungen”. Dass dort doch noch ein Bond gedreht wird, bleibt dennoch äußerst unwahrscheinlich.


Von David Libossek
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