Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 09.12.2017 12:00

Altobad: Neustart ohne neuen Vorstand

Stellte sich nicht zur Wiederwahl:  Altobad-Vereinsvorsitzende Renate Farda. Den Betrieb zu organisieren, dazu sähe sie sich in der Lage, den Bau jedoch nicht. 	Foto: Horst Kramer (Foto: Horst Kramer)
Stellte sich nicht zur Wiederwahl: Altobad-Vereinsvorsitzende Renate Farda. Den Betrieb zu organisieren, dazu sähe sie sich in der Lage, den Bau jedoch nicht. Foto: Horst Kramer (Foto: Horst Kramer)
Stellte sich nicht zur Wiederwahl: Altobad-Vereinsvorsitzende Renate Farda. Den Betrieb zu organisieren, dazu sähe sie sich in der Lage, den Bau jedoch nicht. Foto: Horst Kramer (Foto: Horst Kramer)
Stellte sich nicht zur Wiederwahl: Altobad-Vereinsvorsitzende Renate Farda. Den Betrieb zu organisieren, dazu sähe sie sich in der Lage, den Bau jedoch nicht. Foto: Horst Kramer (Foto: Horst Kramer)
Stellte sich nicht zur Wiederwahl: Altobad-Vereinsvorsitzende Renate Farda. Den Betrieb zu organisieren, dazu sähe sie sich in der Lage, den Bau jedoch nicht. Foto: Horst Kramer (Foto: Horst Kramer)

Doch der Reihe nach. Als die Altobad-Vereinsvorsitzende Renate Farda die rund 40 Personen begrüßte, war die Stimmung im Raum hoch angespannt. Vielleicht auch, weil viel Politprominenz vor Ort war: Altbürgermeister Konrad Wagner (FWG) saß neben seinem ehemaligen Vize, dem aktuellen dritten Bürgermeister Wolfgang Graf (CSU). Der Ratsälteste (nach Dienstjahren) Wolfgang Grimm (CSU) führte die Ratsriege an mit Johann Haltmayr (SPD), Georg Huber junior (CSU) sowie Michael Reiter (FWG), der zudem als Altobad-Beisitzer fungierte. Zumindest bis zum Donnerstag.

Farda lieferte einen ernüchternden Rechenschaftsbericht ab: Der Vorstand habe zwar „hervorragend” zusammengearbeitet, zum Beispiel beim Kneipenfestival oder beim Altobad-Benefiz-Auftritt von Martina Schwarzmann im Sommer, allein, dem Verein fehle eine Perspektive. „Den Bau des Bads können wir alleine nicht stemmen”, stellte Farda fest, „die Finanzierung auch nicht.” Trotz der 42 666 Euro, die auf dem Bankkonto liegen. Zur Erinnerung: Der Rathauschef hatte vorige Woche von „1,5 Millionen + X” Baukosten gesprochen; der Marktgemeinderat hatte noch zu Wagners Zeiten eine Unterstützung von 300 000 Euro zugesagt. Ein Teil der Lücke hätte durch EU-Fördermittel aus dem Leader-Topf geschlossen werden sollen. Allein zur Einreichungsfrist vor drei Jahren lag kein förderfähiges Konzept vor - das bis heute fehlt.

Farda berichtete von Gesprächen mit dem Regionalentwicklungsverein Dachau AGIL (der die EU-Mittel für das Dachauer Land akquiriert und die Projekte betreut). Dabei sei ihr bedeutet worden, dass sich eine neue, wenn auch kleine Chance in vier Jahren auftäte - wenn nicht-abgerufene Fördermittel in den oberbayerischen Regionaltopf zurückflössen und neu verteilt würden. „Nach dem Windhund-Prinzip” (wer zuerst kommt, erhält den Zuschlag).

Doch selbst wenn es EU-Mittel gäbe - die bestenfalls bei 50 Prozent der förderfähigen Projektkosten lägen - täte sich immer noch „ein riesiges Delta” auf, wie Wolfgang Grimm konstatierte: „Es gibt keine verlässliche Planung und kein Finanzierungskonzept. Wo soll das Geld herkommen?” Grimm forderte: „Der Verein muss den Bau selber stemmen.” So wie jeder andere Verein auch, wenn er sein Vereinsheim ausbaue.

Farda erwiderte: „Das Bad ist für die Allgemeinheit bestimmt und daher nicht mit einem Vereinsheim zum vergleichen.” Jedes andere Naturbad in der Region wäre von der jeweiligen Kommune projektiert worden. Eine Aussage, die nicht ganz korrekt ist: So ist das Naturbad in Egenhofen komplett in Eigenregie des dortigen Vereins gebaut worden, ohne EU-Fördermittel und mit sehr viel geringerer finanzieller Unterstützung durch die Gemeinde als in Altomünster. Das Egenhofener Geheimnis: Im Vorstand sitzen vornehmlich lokale Unternehmer, viele aus der Bau- oder verwandten Branchen. Kompetenz, die dem Altobadverein fehle, so Grimm: „Das ist kein Vorwurf, sondern einfach eine Tatsache.”

Allerdings saß ein Bauunternehmer im Raum: der schon erwähnte Christian Schweiger. Der Schmelchener zweifelte zuerst die Projektkosten an sowie die Entwürfe des Planers. „Der baut vielleicht Traumbäder, aber so etwas brauchen wir gar nicht.” Schweiger hält die Realisierung eines Freibads für 750 000 Euro für möglich.

Vereinsmitglied Christian Richter, der oberste Beamte im Rathaus, stellte daraufhin klar: „Die EU fördert nicht das hundertste Freibad in einer Region, sondern nur ganz spezielle Projekte”, nämlich solche mit Vorbildcharakter. „Daraus ist der Vorentwurf entstanden.” Richters Einwurf verhallte.

Denn außer der Finanzierung und der Abwicklung eines Baus treibt ein weiteres Thema die Altobad-Freunde und -Gegner um: die Standortfrage.

Schweiger fasste die bekannten Argumente zusammen, warum das Areal am Kalvarienberg ungeeignet ist: fehlende Parkplätze („ein No Go”), ungeeigneter Untergrund, Kaltluftschneise, zu hohes Risiko für die Gemeinde, weil der abgelegene Standort die Auslastung gefährde. Er erinnerte an die ursprüngliche Idee, das Bad in S-Bahn-Nähe anzusiedeln: „Altomünster ist ein Kleinzentrum. Es ist für Gemeinde wichtig, dass Menschen aus anderen Orten zu uns kommen.” Peter Erhorn wandte ein: „Aber wir wollten ein Bad für die Altomünsterer bauen.” Michael Reiter erwiderte: „Ein Bad nicht nur für Altomünster, sondern für das gesamte Ortsgebiet.” Auch die Hohenzeller Mutter mit zwei Kindern müsse die Möglichkeit haben, das Bad besuchen zu können.

So weit war die Diskussion gediehen, als es zur Neuwahl eines Vorstands ging.

Farda begründete ihren Rücktritt: Den Betrieb zu organisieren, dazu sähe sie sich in der Lage, den Bau jedoch nicht. „Ihr braucht also einen Projektleiter, der sich um den Bau kümmert?”, fragte Schweiger. Und als die bisherige Vereinsvorsitzende bejahte, sprach der Bauexperte die erlösenden Worte: „Dafür stünde ich zur Verfügung.” Großer Beifall.

Die Versammlung beschloss, ein Bauprojektgremium ins Leben zu rufen, mit Schweiger an der Spitze und Fachleuten aus dem Gemeinderat. „Paritätisch besetzt mit einem Vertreter der Freien Wähler und der CSU”, betonte Schweiger. Im Februar wird sich der Verein erneut versammeln und einen neuen Vorstand bestimmen. Oder den alten bestätigen. Denn die meisten Vorstandsmitglieder signalisierten ihr Interesse, weiterzumachen, sofern die Bau- und Finanzfragen geklärt seien.

Die düsteren Wolken vom Anfang schienen verflogen. Die bisherige Schriftführerin Michaela Widmann, die wegen anderer Verpflichtungen auf jeden Fall aufhören wird, sprach von einer „neuen Chance”. So wie auch Altbürgermeister Konrad Wagner, der allerdings einschränkte: „Sofern ein kompetentes paritätisches Gremium gebildet wird.” Wolfgang Graf wiederum antwortete auf die Frage, ob er Hoffnung hätte, dass das Projekt realisiert werden könne, mit einem klaren „Ja!”. Dann setzte er hinzu: „Ich möchte meinen Enkeln das Schwimmen beibringen.” Im Altobad natürlich. „Der baut vielleicht Traumbäder, aber so etwas brauchen wir gar nicht”


Von Robert Edler
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