Was können Romanzen, Volksstücke und Liedvertonungen den Nachrichten von den Verheerungen in der Welt entgegensetzen? Am meisten vielleicht: Trost und inneren Widerstand. Der 38 Jahre alte Robert Schumann schrieb inmitten der Wirren der Revolution von 1848 an einen Freund: „Mein fruchtbarstes Jahr war es - als ob die äußeren Stürme den Menschen mehr in sein Inneres trieben.”
Markus Kreul, Konzertpianist und Leiter der Klasse für Liedgestaltung am Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg, erklärt die im CD-Titel anklingende Manie als ein Gefühl der Enthemmtheit. Zugleich bezeichne sie ein unglaublich produktives Wüten vor dem Hintergrund der revolutionären Umtriebe der Jahre 1848/49. Trotz seiner Begeisterung für die republikanischen Ideen flieht Schumann unter dem Eindruck der Straßenkämpfe mit seiner Familie aus Dresden aufs Land. „So fand ich”, schreibt Schumann, „darin ein Gegengewicht gegen das von Außen so furchtbar Hereinbrechende.” In jenen Tagen entstehen die Drei Romanzen op. 94 und Drei Fantasiestücke op.73. Auch Adagio und Allegro op. 70 gehören in diesen Schaffensprozess.
Guido Schiefen, Markus Kreul: Schumannia. Erschienen bei Dabringhaus und Grimm Audiovison. Ab 15 Euro.