Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 04.07.2012 16:49

Zu viel Bein? Nein!

<p> <x_bildunterschr> <b>Dieses Transparent </b> hingen die Absolventen des DHG beim Abi-Streich an ihre Schule. Sie wollen den Sexappeal nicht aus dem Gymnasium verbannen lassen.  Fotos: Andreas Dengler </x_bildunterschr> </p>
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<p> <x_bildunterschr> <b>Dieses Transparent </b> hingen die Absolventen des DHG beim Abi-Streich an ihre Schule. Sie wollen den Sexappeal nicht aus dem Gymnasium verbannen lassen. Fotos: Andreas Dengler </x_bildunterschr> </p>

Kleider machen Leute – oder auch nicht. Viele Studien jedenfalls belegen, dass das Äußere maßgeblich über die Karriere entscheidet. Auch juristisch ist das Thema brisant: Immer wieder beschäftigen sich Gerichte mit Klagen von Arbeitnehmern gegen rigide Vorschriften in Unternehmen. So weit soll es am Aichacher Deutschherren-Gymnasium nicht kommen.

Dass sich die Schüler dort Gedanken um ihre Kleidung machen, hat einen einfachen Grund. Ende Juni verschickte die Schule einen Elternbrief, der der AICHACHER ZEITUNG vorliegt, in dem darum gebeten wird, die Kinder „angemessen“ gekleidet in die Schule zu schicken. Das Tragen „sommerlicher und leichter Kleidung“ sei in den vergangenen Wochen „sehr großzügig interpretiert“ worden, weshalb die Schulleitung in ihrem Schreiben darum bittet, künftig auf „Spaghetti-Shirts, tief dekolletierte oder bauchfreie Oberteile“ zu verzichten. Außerdem solle die „Beinkleidung die Mitte des Oberschenkels erreichen und die Unterwäsche verdecken“.

Den Vorwurf, eine solche Ordnung sei verstaubt, spießig oder gar unerlaubt, lässt das Direktorat nicht auf sich sitzen. „Wir wollen lediglich unserem erzieherischen Auftrag gerecht werden und den Schülern beibringen, was angemessen ist und was nicht“, erklärt der stellvertretende Schulleiter Stefan Düll auf Anfrage. Dabei gehe es nicht darum, die Miniröcke mit dem Maßband abzumessen, aber „wir wollen darauf hinweisen, dass die Schule kein Ort einer Freizeitveranstaltung und auch keine Disko ist.“ Düll betont aber gleichzeitig, dass die Mehrheit durchaus „angemessen gekleidet“ sei.

Aber was geschieht, wenn die Schüler sich nicht an die geforderte Kleidungsregelung halten? „Es wird keine Schulstrafen geben, das ist nicht Sinn der Sache. Wir werden versuchen, in einem Gespräch die Dinge zu klären“, sagt Düll, selbst Vater von zwei Töchtern.

Am Gymnasium in Markt Indersdorf sind Spaghettiträger und Miniröcke kein Thema. „Wir haben damit keine Probleme und Einzelfälle werden direkt angesprochen“, sagt Schulleiter Dr. Günther Pölsterl.

Bisher gab es keine negativen Reaktionen auf den Elternbrief, wie DHG-Schulleiter Gerhard Haunschild erklärt: „Wir haben sogar positive Rückmeldung bekommen.“ Sollte sich jemand über das Schreiben echauffieren, „werde ich mir die Zeit nehmen und persönlich mit ihm sprechen“.

Für die Abiturienten war die Causa Kleidung selbstverständlich ein gefundenes Fressen. Sie spannten beim Abi-Streich am vergangenen Freitag (wir berichteten) ein Riesentransparent mit der Aufschrift „Free Sexappeal – Kleiderordnung?“ an die Schule.

Explizit an die Lehrer ist die Kleiderordnung nicht gerichtet, aber „Lehrer haben Vorbildcharakter und vielleicht denken auch sie über den gewählten Kleidungsstil nach“, meint Düll.

Da eine derartige Vorschrift in die Privatsphäre eingreift, stellt sich die Frage, inwieweit die Schule berechtigt ist vorzuschreiben, was Schüler tragen dürfen und was nicht. Das bayerische Schulrecht enthält keine Vorschriften darüber, wie die Schüler gekleidet sein sollten. „Im Rahmen des Bildungs- und Erziehungsauftrags der Schule können Lehrkräfte jedoch Anregungen zu einer für den Unterricht angemessenen Kleidung geben“, sagt Henning Gießen vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus. Nach Artikel 56, Absatz 4 des BayEUG (Bayerisches Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen) haben Schüler alles zu unterlassen, „was den Schulbetrieb oder die Ordnung der von ihnen besuchten Schule stören könnte“. Henning Gießen schlägt vor, „dass die Schulfamilie bestehend aus Schülern, Lehrern, Eltern sowie der Schulleitung sich gemeinsam darüber Gedanken macht, was für den Unterricht oder eine schulische Veranstaltung angemessene Kleidung ist“. Das ist am Deutschherren Gymnasium geschehen, sowohl der Elternbeirat als auch die Schülersprecher unterstützen die Vorgabe der Schule.

Die Abiturienten des DHG werden sich vielleicht schon eher als gedacht einer echten Kleiderordnung unterwerfen müssen. Für Mitarbeiter mit viel Kundenkontakt ist die Beschränkung der Kleiderwahl nicht außergewöhnlich. Ein Spaghetti-Shirt an der Uni dürfte aber kein Problem sein.


Von TMarsal
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