Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 24.06.2012 16:58

Musik von Aichachern für Aichach

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Schon nach einer knappen halben Stunde wurde klar, dass dieses Zusammentreffen von Musikschaffenden aus den unterschiedlichsten Genres mehr ist als ein lokales Mini-Festival, mehr als ein bunter Reigen schöner Songs und virtuoser Stücke. Vielleicht nicht zufällig bei einer Komposition namens „Joyful Beginning“, die Dorothée Fröller (Flöte) und Wolfgang Krämer (Klavier) darbrachten. Eine gemeinschaftliche Stimmung schien die Musiker (und das Publikum) zu verbinden: Ein Lebensgefühl, das sich durch eine gewissermaßen ernsthafte Leichtigkeit auszeichnet, die durch Erfahrung erworben und mit einem Schuss Humor sowie einer Prise Selbstironie verfeinert ist.

Arnold Fritscher und das Papillon-Quartett bildeten den Auftakt. Fritscher, Musiklehrer am Deutschherren-Gymnasium, sieht sich als „Traditionalist“, wie er selber sagte, ist allerdings ein Grenzgänger zwischen Klassik und Jazz. Großzügig verteilte er die Blue Notes in seinen Kompositionen, die so pointierte Titel tragen wie „Schöner Wohnen im Pleistozän“.

Hartwig Simons Fagott fügte im folgenden Stück – das Andante aus dem Fagottkonzert von Josef Putz – eine melancholisch-räsonierende Note hinzu. Johann Pramberger, ein Stratocaster-Virtuose, griff die Stimmung mit Pink-Floyd-Tönen auf, bevor er fröhlich blues-rockte und mit der Sängerin Sabine Ferdinand zeitlos groovte. Dann kamen Fröller und Krämer, zwei weitere Wanderer zwischen den musikalischen Welten.

So unterschiedlich die Akteure, so ähnlich die Gemütslage, die sie evozierten, die man vielleicht als eine gewisse Lässigkeit beschreiben könnte. Das frisch formierte Trio Parablui von Gregor Holzapfel beherrscht sie virtuos: Mit dem neuen Bassisten Franz Mayr-Musiol und dem kurzfristig eingesprungenen Gerd Peters (Alt- und Sopransaxofon) brachte Holzapfel den vollen Saal mit seiner Suite Argentina in Bewegung: Jeder zweite Fuß wippte und nicht wenige Daumen- und Zeigefinger schnippten mit.

Ein bayrischer Poet und Filmemacher nannte vor über dreißig Jahren einen seiner ersten Filme „Das Andechser Gefühl“: Er bezeichnete damit die Lebensleichtigkeit, die sich bei ihm auf dem – damals noch nicht überfüllten – Wallfahrtsberg einstellte (wohl nach der dritten Maß Bier). In (alkoholfreier) Anlehnung an diese Achternbusch-Metapher mag es das „Aichacher Gefühl“ gewesen sein, das diesen Sommernachmittag in der Schulaula auszeichnete. Vielleicht auch ein „Aichacher Feeling“, wenn man an die Beiträge von Fritscher und Pramberger, Fröller und Holzapfel denkt.

Nach der Pause bestätigten der Liederchor Aichach (mit anspruchsvollen Liedern von Josef Putz) und die Bratschistin Helga Fritscher (mit einer Elegie für Viola und Klavier von Ilan Scheindling, die an den sehr späten Franz Liszt oder frühen Alban Berg erinnerte) den Eindruck einer heterogenen, sich gleichwohl ergänzenden Struktur. Wie bei einem Frage- und Antwort-Spiel –„Call and Response“ nennt man das im Jazz, Blues oder der Gospelmusik. Passenderweise hieß ein Krämer-Stück „ . . . calling, calling . . . “, wobei der Komponist vorgab, nicht zu wissen, wie der Song zu seinem Namen gekommen wäre: Ein Freund habe das Werk einfach so genannt. Hier ein Erklärungsversuch: Die Grundmelodie wird von der linken Hand in mittleren Lagen gespielt, die rechte Hand setzt dazu Tupfer (die Pünktchen im Titel), mal in den hohen (calling), mal in den tiefen Lagen (calling), und übergreift dazu die Linke. So ähnlich verlief auch der Nachmittag: Die Aichacher Grundstimmung feierte und zweifelte mit elegischen und fröhlichen Unter- und Übertönen.

Gegen Ende des Programms stand noch eine Weltpremiere: Die Wittelsbacher SalonSinnPhoniker führten „Die Paar“ von Stefan Immler auf, der als Musiklehrer in Friedberg tätig ist, mit der Sopranistin Karin Law Robinson-Riedl. Ein musikalisches Denkmal für unser kleines Gewässer, das für die Region mindestens so wichtig ist wie die Moldau für Prag.

Schließlich intonierten alle Musikschaffenden eine gemeinsame Zugabe – eine witzige Version des Kirta-Marsches von Heini Baronner. „We are the world, we are the children“ hätte man da am liebsten mitgesungen.

Nachtrag: Es war der Fagottist Hartwig Simon, der die Idee zu dieser Veranstaltung hatte, wie Josef Putz im Verlaufe des Konzerts verriet. Die Aichacher Musikfreunde werden es ihm danken und vermutlich auf Wiederholung drängen.

Von Horst Kramer


Von PLauer
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