Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 09.02.2019 12:00

Die Ferne so nah: Ausstellung in der Galerie Schiele

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Dass der Künstler aus Franken stammt und in Pöttmes lebt, lassen seine Arbeiten - zumindest auf den ersten Blick - nicht erkennen. Sie erzählen Geschichten aus dem Nahen und Fernen Osten, nehmen den Betrachter mit auf griechische Inseln, in die Wüste, in die USA, nach Apulien, China oder in die Tropen. Vor allem die Radierungen, Fürstenhöfers bevorzugte Technik, haben etwas Orientalisches, Märchenhaftes, zeigen oft Zauberlandschaften, die losgelöst von konkreten Orten sind - auch wenn der ursprüngliche Impuls eine Reise gewesen ist.

Aber zwischen dem realen Erlebnis und dem Bild passiert vieles. Manchmal, erzählt der stets bescheiden wirkende, zurückhaltende Künstler, könne es Jahre dauern, bis sich eine Impression zum Bild verfestigt, plötzlich da ist und gestaltet werden will. Wobei die Bilder nie Abbild sind. In ihnen fließt vielmehr vieles zusammen und verdichtet sich zu ganz eigenen Stimmungen und Atmosphären.

Dabei spielen auch Bücher und Sprache eine wichtige Rolle. Denn Fürstenhöfer ist nicht nur ein viel und weit gereister Mensch, er ist auch ein Kopfreisender, der alte Bücher, vor allem Reisebeschreibungen, sammelt und das, was er dort liest und sieht, mit den eigenen Reiseerlebnissen verbindet. „Manchmal ist es die Formulierung in einem Buch, die ein Bild in mir auslöst”, sagt er. So entstehen Fantasielandschaften wie das „Mäanderland”, die im kleinsten Format fast unendliche Horizonte eröffnen. Denn das ist vielleicht das Charakteristischte an den Bildern von Roland Fürstenhöfer: Die Spannung zwischen dem kleinen, ja kleinsten Format mit winzigen, unzähligen Details, in denen man sich verlieren kann, und dem weiten Raum, den die Bilder demjenigen eröffnen, der sich von ihnen in ihre Welt hineinziehen lässt.

Oft schlängeln sich Flüsse quer durch die Bilder, geben den Landschaften Tiefe, nehmen den Betrachter mit in die Ebenen, die Wüsten, die Berge, zu fernen Städten, die hinter einem Grat herausleuchten, bis der Horizont erreicht ist - hinter dem es dann gewiss noch weitergeht. Gegensätze, die viele seiner Bilder bestimmt, sind die zwischen Fluss und Wüste, Wasser und Sand, Sonne und Wolken. Exemplarisch spielt Fürstenhöfer das in dem Bild „Wüste und Fruchtland” durch, einem Hochformat, in dem ein Fluss die beiden Sphären, die Wüste und das furchtbare Land, trennt; ähnlich ist das bei „Da staunt der Wüstensandfisch”, einem Tier, das es tatsächlich gibt, der „geheimnisvollen Tropeninsel” oder dem „Wüstenwasserstern”.

Die Titel zeigen schon, dass die Polarität zwischen Wasser und Sand bei Fürstenhöfer beziehungsweise in seinen Bildern aufgehoben wird, sie sind Bilder der Synthese, nicht des Gegensatzes, sie lassen die verschiedenen Einflüsse nicht aufeinander prallen, sondern harmonisieren sie, ohne die Unterschiede zu unterschlagen. Dabei entstehen so gewitzte und augenzwinkernde multikulturelle Konstellationen wie in „Träumen von Marrakesch”, wo die Pöttmeser Störche samt Turm vom Moosrand nach Nordafrika verlegt werden.

Mit dem inneren

Auch wenn die Landschaften und Städte der Bilder weitgehend in Fürstenhöfers Kopf entstehen und märchenhafte, manchmal sogar surreale Züge haben, erscheinen sie dennoch weniger erfunden als gefunden. Sie wurden sowohl mit Auge gesehen als auch mit dem inneren Auge „geschaut”. Genau deswegen haben diese Fantasiewelten auch nichts Eskapistisches; sie sind nicht Flucht vor der Wirklichkeit, sondern der Entwurf einer Wirklichkeit.

Die Ausstellung „Tannenhähers Rendezvous” wird in der Aichacher Galerie Schiele in der Bauerntanzgasse am Sonntag, 10. Februar, um 14 Uhr eröffnet. Zu sehen bis 27. April, Dienstag bis Freitag von 10 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 18 Uhr, sowie an Samstagen von 10 bis 12.30 Uhr.


Von Berndt Herrmann
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